Regensburg
Aus dem Kirchenhimmel sprießen Blumen

06.10.2022 | Stand 15.09.2023, 3:26 Uhr
Ein prachtvoller Bilderreigen und Musik erzählen in St. Ulrich am Dom die ersten Tage der Schöpfungsgeschichte: eine sinnlich-spirituelle Überwältigung, zu erleben ab 11. November. −Foto: Jean-Christophe Dupasquier

„Genesis“ erlebt in Regensburg seine Deutschland-Premiere. Ab 11. November kann man in St. Ulrich neben dem Dom in Bilder und Klänge versinken.

Da gehen einem die Augen über: Blüten in Rot, Pink und Orange wachsen aus dem Kirchenhimmel, üppiges Grün schlingt sich um frühgotische Pfeiler, mächtige Bäume recken ihre Äste in die Gewölbe und aus tintenblauer Nacht leuchtet das Gold-Firmament der Sterne. „Genesis“ heißt der fantasiereiche, von Musik begleitete Bilderreigen, der ab 11. November in St. Ulrich neben dem Dom zu erleben ist.

Immersive Inszenierungen und ihre Spielarten kennt man inzwischen. Der Hybrid von Kunst und Show fasziniert Menschen querbeet. 360-Grad-Reisen führen in die Bildwelten von Claude Monet oder Frida Kahlo. Video-Mapping legt sich wie kostbarer Stoff auf Häuserzeilen. Und in Regensburg konnten die Menschen 2019 von der Illumination am Dom kaum genug bekommen.

Oft führt bei immersiven Produktionen das Künstlerkollektiv Projektil Regie. Die Züricher mischen bei Licht-Shows in Kirchenräumen international ganz vorn mit. In St. Jakob in Zürich fand ihre „Genesis“ binnen sechs Wochen rund 15000 Besucher. Für Regensburg haben sie nun die ersten Tage der Schöpfungsgeschichte neu inszeniert, mit Chaos, Licht, Luft, Wasser und Erde, vom ersten Lichtstrahl bis zum Erblühen der Welt. Später wird die Show für München und Hamburg adaptiert.

„Abstrakt und schön“

„Unsere Genesis ist modern, abstrakt und schön zugleich“, sagt Roman Beranek, kreativer Kopf von Projektil. „Eine Einladung zum Entschleunigen“ nennt er sie, sinnlich, spirituell und meditativ. Während Medienkonsum sonst Wisch, Zapp und Klick bedeutet, ist es bei immersiven Shows genau andersherum: Betrachter brauchen kein Handy und keine 3D-Brille. Auge und Ohr sind gebannt, konzentriert auf den Moment. In St. Ulrich liegen Besucher auf Sitzsäcken, nehmen auf Stühlen Platz oder umrunden den Raum und tauchen in die Schöpfung ein. Die Klang-Kompositionen zum Bilderfest bedienen sich bei Klassik, Gesang und Elektromusik.

Das Projekt ist aufwändig. Video-Künstler, Designer, Grafiker, Musiker, Technologen und Programmierer bauten das frühere Gotteshaus, das heute zu den Bistumsmuseen gehört, mit Laser-Scan virtuell nach und stimmten ihre Choreographie auf das 3D-Modell ab. „Wir haben St. Ulrich ein Lichtkleid gefertigt“, sagt Beranek.

„Genesis“ schultern drei private Partner: Projektil Zürich, die Kulturoptimisten – das sind die Veranstalterinnen Julia Köppel und Karin Weber – und die Regensburger Galeristin Isabelle Lesmeister. Das Projekt, das eine sechsstellige Summe kostet, kommt ohne Gelder von Stadt oder Kirche aus. Der Anstoß kam von Kulturreferent Wolfgang Dersch. Er hatte Anfang 2022 in Zürich „Viva Frida Kahlo“ gesehen und die Idee in eine Arbeitsgruppe des Tourismusbeirats getragen. Der überlegte damals gerade, wie man Regensburg in den dunklen, besucherschwachen Monaten beleben könnte. Julia Köppel griff den Ball auf und fuhr nach Zürich...

Versinken in Bildern

Maria Baumann, Leiterin der Kunstsammlungen des Bistums, sieht „Genesis“ als hervorragende Chance, St. Ulrich als Kulturort zu etablieren. Das Museum hält sonst Winterschlaf; es kann nicht beheizt werden. Umso mehr freue man sich, in der Vorweihnachtszeit eine Kunstinstallation zu präsentieren, die die frühgotische Architektur neu erlebbar macht – „Einladung zum Staunen und Versinken in Licht und Ton und kraftvollen Bildern“.

Show:„Genesis“ ist von 11. November bis 15. Januar zu erleben: Mittwoch bis Sonntag mehrmals täglich.

Tickets:Karten kosten zwölf Euro, es gibt eine Reihe von Ermäßigungen. Die Tickets sind buchbar auf der Homepage unter www.genesis-regensburg.de oder unter (09 41) 57 464.