Regensburger Stummfilmwoche
Auszeichnung für eine Regensburger Institution

05.08.2022 | Stand 15.09.2023, 4:09 Uhr
Die Stummfilmwoche Regensburg findet im August statt und bezaubert mit Filmkunst, Flair und Live-Musik. −Foto: Stefan Effenhauser

Die Regensburger Stummfilmwoche, die in diesem Jahr zum 40. Mal stattfindet, wird mit dem Deutschen Stummfilmpreis 2022 ausgezeichnet.



Es war 1985, die Regensburger Stummfilmwoche war zarte drei Jahre alt, da titelte die MZ über einem Bericht: „Die Stummfilmwoche: Eine Institution“. Aus heutiger Sicht kann man sagen: Wie treffend! Mittlerweile ist das jährliche Festival längst nicht nur eine Regensburger Institution. Zum einen kommt seit Jahren ein großer Teil des Stammpublikums nicht nur aus Straubing und München, sondern auch aus Hamburg und Berlin.

Zum anderen ist seit Freitag nun endgültig klar, dass die Stummfilmwoche deutschlandweit eine der wichtigsten Adressen ist, was Kompetenz für historischen Film und Engagement für eine lebendige Stummfilmkultur angeht: Genau zu ihrem 40. Jubiläum erhält sie den Deutschen Stummfilmpreis 2022.

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Vom Happening zum starken Kultur-Format

Wie das „Stummfilm Magazin“ mitteilte, ehrt die Auszeichnung „Persönlichkeiten und Institutionen, die sich um die Präsentation, Wertschätzung, Förderung, Erforschung oder Bewahrung des frühen Films verdient gemacht haben“. Das Online-Magazin verleiht seit 2020 jährlich den undotierten Stummfilmpreis. Mit der Auszeichnung sollen „beispielhaft die vielen leidenschaftlichen und vielfältigen Bemühungen zur Pflege des frühen Filmerbes gewürdigt werden, die von engagierten privaten Initiativen bis hin zu öffentlich geförderten Institutionen geleistet werden“.

„Kenntnisreich kuratiert“

Die Regensburger Stummfilmwoche erhält die Auszeichnung für besondere Verdienste um die Stummfilmkultur. Sie ist das älteste Stummfilmfestival Deutschlands. 1982 nahm alles seinen Anfang. Der studentische „arbeitskreis film der universität regensburg e.V.“ wollte dem Stummfilm, der in Deutschland damals praktisch tot war, zu neuer Anerkennung verhelfen. Man startete mit drei Filmen. Im Folgejahr gab es „eine Art Happening“ mit Live-Musik im Thon-Dittmer-Hof, wie Organisatorin Nicole Litzel sagte. Danach etablierte sich das Festival als fester Termin im Kulturkalender.

Die Jury aus Redaktionsmitgliedern des ehrenamtlich arbeitenden, nicht-komerziellen „Stummfilm Magazins“ formulierte in der Laudatio: „Die Regensburger Stummfilmwoche steht für ein leidenschaftliches und ausdauerndes Engagement für das Filmerbe: Hier wird Stummfilmkultur in seiner ganzen Faszination lebendig, und so weckt das Festival Aufmerksamkeit für ein Kinoerlebnis jenseits des Mainstreams und über den Kreis von filmhistorisch Interessierten hinaus. Im Laufe der Jahre etablierte sich die Stummfilmwoche durch ihr kenntnisreich kuratiertes Programm zu einem wichtigen Kulturevent in Regensburg mit einer Bekanntheit weit über die Stadtgrenzen hinaus.“

Frank Hoyer, Herausgeber des „Stummfilm Magazin“ sagte auf MZ-Anfrage, die Stummfilmwoche biete einen Mix aus großartigen Kinowerken der frühen Filmgeschichte, in einem Spektrum von Klassikern bis zu Perlen, „auf die man erstmal nicht kommt“. Die Tatsache, dass profilierte Live-Musiker seit vielen Jahren die Filme begleiten, und dass die Stummfilmwoche im stilvollen Open-Air-Ambiente des Thon-Dittmer-Palais stattfinde, mache sie „zu einem besonderen Erlebnis“. Hoyer sagte, alle Filme aus dem diesjährigen Jubiläumsprogramm seien unbedingt zu empfehlen. Dass die Auszeichnung im Jubiläumsjahr komme, sei kein Zufall: „40 Jahre, das ist außergewöhnlich.“ Hoyer freut sich, zur offiziellen Preisverleihung am 16. August, dem Auftaktabend des diesjährigen Festivals, nach Regensburg zu kommen.

Nicole Litzel sagte: „Die Auszeichnung freut uns ganz gewaltig. Es ist eine wirklich wichtige Anerkennung der ehrenamtlichen Arbeit, die unser Team seit vielen Jahren leistet. Wir freuen uns sehr, dass wir damit in einer Reihe mit den großartigen professionellen Aktiven der Stummfilmszene stehen.“ Litzel spielt darauf an, dass die Regensburger Stummfilmwoche ehrenamtlich organisiert wird.

„Aushängeschild“ der Stadt

Bisherige Preisträger waren Redakteurin Nina Goslar, die Stummfilmmusiker Richard Siedhoff, Joachim Bärenz und Günter A. Buchwald, Dirigent und Arrangeur Burkhard Götze und der Filmverlag „absolut medien“.

Chrissy Grundl, Geschäftsführerin des Trägervereins Arbeitskreis Film sagte, die Stummfilmwoche sei das älteste Festival des Vereins. Sie sei als Institution keineswegs selbstverständlich anzusehen: „Der Preis zeigt, dass die Arbeit unseres Stummfilmteams auch überregional wahrgenommen wird. Es ist uns ein Ansporn, die Filmkultur auch in unserem Kino ‚Filmgalerie‘ weiterhin hochzuhalten.“

Kulturreferent Wolfgang Dersch sagte, die Stadt Regensburg sei „voller Freude und Stolz“ über die Auszeichnung. Die Stummfilmwoche sei „seit Jahrzehnten ein Aushängeschild des sommerlichen Kulturlebens in der UNESCO-Welterbestadt Regensburg. Die Bedeutung von Regensburg als Kinostadt wird nochmals unterstrichen“.

Das Programm der 40. Regensburger Stummfilmwoche

Filme:Die Stummfilmwoche beginnt am Dienstag, 16. August, mit dem Buster-Keaton-Film „Our Hospitality“ mit Live-Musik vom Aljoscha Zimmermann-Ensemble (Sabrina Zimmermann mit Geige, und Mark Pogolski am Klavier).

Ausstellung:In der Säulenhalle des Thon-Dittmer-Palais können Besucher zum Jubiläum in die Geschichte der Stummfilmwoche eintauchen. Zu sehen sind Fotos, Programmzettel und Plakate aus 40 Festival-Jahren.

Zeitung:Auch die MZ steuert ein Stück Geschichte bei: Die Ausstellung zeigt Kultur-Kritiken aus den 80ern und 90ern. Darin heißt es u.a., man könne beim Festival „Entdeckungen machen“, dieses entfalte „einen ganz eigenen Zauber“.

Doku:Von 12. bis 14. August und von 16. bis 21. August läuft im Thon-Dittmer-Palais der Film „Das frühe Kino lebt!“, der das Festival dokumentiert. Gabriele Pinkert hat während des Festivals 2021 Aufnahmen gemacht.

− kk