Lesung im Theater
Axel Hacke liest in Regensburg: Die große Trommel ist nicht sein Instrument

22.12.2022 | Stand 15.09.2023, 2:24 Uhr
Peter Geiger
Er ist selbstverständlich prinzipienfest, schaute sich aber das WM-Endspiel an. Wie er beides vereint hat, erzählt Axel Hacke im Gespräch vor seinem Regensburger Auftritt. −Foto: Thomas Dashuber

Axel Hacke ist Kolumnist. Sein Job ist es, regelmäßig kleine Texte zu liefern, die meinungsstark sind, aber dem Autor ein Hintertürchen offen lassen, durch das er dank seiner Humorbegabung schlüpfen kann. Fragile Buchstabengebilde sind es, die den Leser mit Stil an der Hand nehmen, ihn mit Unbekanntem konfrontieren, um am Schluss wie von Zauberhand ein Aha-Erlebnis zu bieten.

Das Wort „Kolumne“ bedeutet so viel wie „Stütze“ oder „Säule“. Das passt gut, um die Qualität von Axel Hacke für den Journalismus hierzulande zu beschreiben: Denn der gebürtige Braunschweiger, der als Kind die evangelische Kirchenzeitung austrug, sodass seine Eltern glauben mussten, ihr Sohn trage sich mit dem Berufswunsch „Pfarrer“, ist nicht irgendein Kolumnist, und schon gar nicht einer, der das halt mal nebenbei irgendwie ausprobiert. Axel Hacke ist selbst Säule und Stütze.

Wie es zu Wumbumba kam

Seit 30 Jahren liefert der vormalige Sportreporter Woche für Woche „Das Beste aus aller Welt“ für das SZ-Magazin. Der 66-Jährige ist auch sonst medial das, was man früher, als die Tierwelt noch deutlich monochromer war, einen „bunten Hund“ nannte. Er erzählt im BR „Geschichten wie Du und Ich“ und er hat – das darf keinesfalls unterschlagen werden – der Welt den „weißen Neger Wumbaba“ geschenkt. Wer jetzt wegen der Nennung des zweifellos sehr bösen N-Worts zum Lesertelefon greifen möchte, kann sich sogleich beruhigen: Denn diesen Herrn Wumbaba, den gibt es gar nicht. Seine vermeintliche Existenz beruht auf einem Missverständnis, einem Verhörer. In Matthis Claudius’ berühmtem Abendlied von 1779, da heißt es ja, dass der Wald schwarz (aha!) dasteht und schweigt und etwas aus den Wiesen steigt: nämlich der „weiße Nebel wunderbar“. Genau: Nur so ist die Existenz von Wumbaba zu erklären, mit diesem an einen Pleonasmus erinnernden Paradoxon.

Anruf bei Axel Hacke

Jetzt könnte man meinen: Wenn man an einem Dienstag um 14 Uhr bei Axel Hacke anruft (klar, alles abgesprochen mit dem Management), dann wird dieser Mann wohl fürchterlich gestresst sein. Oder er geht vielleicht gar nicht ans Telefon, weil er vor lauter Arbeit kein Land sieht. Aber Axel Hacke gibt bereitwillig Auskunft. Dass er – wie er’s in seiner Kolumne bereits angekündigt hatte – seinen Fußball-WM-Boykott zum Finale unterbrochen habe. Natürlich „bin ich prinzipienfest“ (was er sogleich wortreich ausführt und darin gipfeln lässt, dass er Menschen, die meinen, dass sie die Welt mit ihrem Geld erpressen könnten, partout nicht mag). Gleichzeitig gelte nun mal: „Ich bin aber auch nicht blöd!“ Weshalb er ab der zweiten Halbzeit dabei gewesen sei, beim besten aller Endspiele, und zwar in einer österreichischen Hotellobby. Zehn der zwölf Tore konnte er sehen. Ob er schon weiß, was er in Regensburg lesen wird? „Nö!“, lautet seine lapidar hingehauchte Antwort. Er wolle sich an diesem „dritten Weihnachtsfeiertag“ ganz aufs Publikum im Theater am Bismarckplatz einstellen. Und sein Programm live auf der Bühne entwickeln.

Axel Hackes Lesungen gelten als Unikate, als Kunstwerke des Vortrags. Für den Kolumnisten haben althergebrachte Trennungen von Ernst und Unterhaltsam keine Gültigkeit. In seinen Abenden steckt alles drin: das Heitere, das Philosophische und manchmal auch das ziemlich Lustige.

Das Leichte im Schweren

Bei ihm, sagt Axel Hacke selbst, sei es ja ohnehin so: Sein Witz entstehe aus einem Streben nach Leichtigkeit und Heiterkeit und sei dem „Ernst des Lebens“ abgewonnen. Und dann sagt er noch einen fantastischen Satz: „Die große Trommel ist sowieso nicht mein Instrument!“ Er fügt an, er wolle die Gelegenheit nutzen, aufs Jahr zurückzublicken, mittels einiger seiner Kolumnen. Und er wolle Einblicke vermitteln in sein jüngst erschienenes Italienbuch „Ein Haus für viele Sommer“. Klingt vielversprechend? Oh ja – das könnte ein großer Abend werden!

  • 27. Dezember (19.30 Uhr) im Theater am Bismarckplatz, auf Einladung der Buchhandlung Dombrowsky, in Kooperation mit dem Theater Regensburg, Karten: an der Theaterkasse