Kultur
Bolero Berlin erinnert beim Konzert in Regensburg an Helmut Nieberle

30.11.2022 | Stand 15.09.2023, 2:43 Uhr
Michael Scheiner
Elegant und ausdrucksstark: Bolero Berlin spielt am Freitag im Theater Regensburg. Neu im Ensemble ist Paulo Morello. −Foto: Lena M. Laine

2019 war Bolero Berlin letztmals im Theater Regensburg zu Gast – damals noch mit Helmut Nieberle. Beim Konzert am Freitag erinnert das Freitag an den großen Regensburger Gitarristen.

Wenige Monate nach dem großartigen Konzert im Theater starb Helmut Nieberle. Nach anfänglichem Zögern, ob sie das Ensemble auflösen oder weitermachen wollen, entschieden sich die Musiker um den charismatischen Bratschisten Martin Stegner: es geht weiter. Am Freitag gastiert das Ensemble im Theater am Bismarckplatz.

Martin Stegner hatte bei einem Auftritt mit Helmut Nieberle den Gitarristen Paulo Morello, alias Neli Schmidkunz, kennen gelernt. Er fragte Morello – ein ehemaliger Schüler Nieberles und mittlerweile Professor am Jazzinstitut Berlin – ob er sich vorstellen könne bei Bolero Berlin einzusteigen. Stegner und Morello hatten sich zufällig in einem Berliner Jazzkeller wieder getroffen und sich sofort an ihr lebendiges Zusammenspiel erinnert. Allzu lange musste Morello nicht überlegen. Er kennt die Arrangements seines einstigen Lehrers und Mentors und besitzt selbst eine starke Verbundenheit zu lateinamerikanischer Musik, wie sie sich schon in seinem Künstlernamen ausdrückt. Jahrelang hatte er in Brasilien gelebt und mit vielen Legenden und Meistern des brasilianischen Jazz gespielt. Dabei legte er sich den eingängigen Namen Paulo Morello zu, weil in dem portugiesischsprachigen Land niemand seinen Familiennamen Schmidkunz aussprechen konnte.

Paulo Morello sagte also zu und stieg bei Bolero Berlin ein. Die Entscheidung erwies sich schon bald als goldrichtig. Die Musiker der Berliner Philharmoniker konnten sich problemlos mit dem Gitarristen und mit Daniel Gioia (Percussion) zum Proben treffen, denn mittlerweile war auch Morello mit seiner Familie in die Bundeshauptstadt gezogen.

Die ersten Konzerte dieser Herbst-Winter-Tournee im kleinen und anschließend noch im großen Saal der Philharmonie waren bis auf die letzten Plätze besetzt – und wurden vom Berliner Publikum lautstark gefeiert.

Stilistisch und musikalisch ist sich Bolero Berlin treu geblieben. Das mit Viola und Bassklarinette ziemlich ungewöhnlich besetzte Kammerensemble verschreibt sich den leisen Tönen. Sein ganz eigener Klang taucht das Publikum ein in die Melancholie und die Beseeltheit der südamerikanischen Musik.

Das Konzert am Freitag (2. Dezember, 20 Uhr) im Theater am Bismarckplatz in Regensburg wird auch ein Nachklang an Helmut Nieberle sein, den Meister der siebensaitigen Gitarre, der mit seinem stimmigen Arrangements ganz wesentlich zum besonderen Klang von Bolero Berlin beigetragen hat.

Neben neuen Stücken und Arrangements von Paulo Morello – darunter „One for Nieb“ und „7 : 1“ als Anspielung auf das Spiel der deutschen National-Elf bei der Fußball-WM 2014 – enthält das Programm weiterhin Arrangements, die Nieberle für das Ensemble geschrieben hatte. Sie prägen bis heute den Klang und die Ausdruckskraft der bayerisch-berlinerischen Besetzung. Mit dem neuen Mitglied Paulo Morello geht die Reise von Bolero Berlin durch die leidenschaftliche und vielfältige Musik Lateinamerikas weiter.

Mit Hingabe präsentiert das Sextett mexikanischen und kubanischen Bolero und Danzon, sowie Tango und Bossa Nova in einer farbigen Instrumentierung. Die Formation interpretiert die Musik ihres Herzens elegant und ausdrucksstark, ohne auf die typischen Elemente des Jazz und der Improvisation zu verzichten. Die Philharmoniker und die Jazzer haben bereits mehrere Alben veröffentlicht.