Interview
David Coverdale hat Bayern im Herzen

Seine Karriere startete der Sänger bei Deep Purple. Nun hat er mit seiner Band Whitesnake ein neues Album veröffentlicht.

22.04.2019 | Stand 16.09.2023, 5:42 Uhr
Alois C. Braun

Sänger und passionierter Großvater: David Coverdales Tochter und Enkel leben bis heute in Bayern. Foto: Peter Kollanyi/ dpa

Noch heute ist David Coverdale dankbar, dass er 1973 als absoluter Nobody eine einmalige Chance erhielt: Er startete als Nachfolger von Ian Gillan bei Deep Purple. Mit seiner eigenen Band Whitesnake hatte er spätestens mit dem Album „1987“ den Rock-Olymp erreicht.

Kein Zweifel, David Coverdale liebt, was er tut. Beim Interview ist er sehr gut aufgelegt. Die Frage, ob er sich noch an die Zeit erinnere, als er Ende der 70er Jahre in Bayern wohnte, nimmt er begeistert auf. „Und ob“, sagt er und fügt auf Deutsch hinzu: „Ich bin ein Bayer in meinem Herzen.“ Seine Zeit in Wartaweil am Ammersee ist ihm sehr gut in Erinnerung: „Ich hatte dort die Ideen, die letztendlich zur Gründung von Whitesnake führten“, erklärt er: „In Herrsching war ich damals immer beim Essen. Es war eine Ehre für mich, am örtlichen Stammtisch zu sitzen.“ Das Wort Stammtisch sagt er auf Deutsch und lacht: „Sie nannten mich dort ,der Beatle‘. Es war wirklich eine ganz tolle Zeit meines Lebens, damals in Bayern.“ Zwar wurde Coverdales Tochter Jessica in London geboren, als er dort das erste Whitesnake-Album „Trouble“ aufnahm, bis heute aber wohnt sie mit ihren Kindern in Bayern. „Wir sind nicht nur eine Familie, sondern auch die besten Freunde“, erzählt der Sänger. „Deshalb tut es schon manchmal weh, 6000 Meilen entfernt zu leben. Vor allem, wenn du wie ich das Großeltern-Gen hast.“

Als Nobody zu Deep Purple

Als Deep Purple nach dem Ausstieg von Ian Gillan einen Nachfolger suchten, hatte wohl niemand einen David Coverdale auf der Agenda. Kein Wunder, der war damals absolut unbekannt. „Ich bin diesen Typen bis heute extrem dankbar, dass sie damals einem Nobody eine Chance gegeben haben. Ich ziehe meinen Hut vor dem Mut, mich in diese geniale Band aufzunehmen, das war der Schlüssel zu meiner musikalischen Zukunft.“ Dass Medien und Fans anfangs das Deep-Purple-Album „Come Taste The Band“ (1975) mit wenig Wohlwollen aufgenommen hatten, kommentiert Coverdale gelassen und ohne jegliche Arroganz: „Kritiken haben unsere Arbeit nie wirklich beeinflusst. Wir haben einfach weitergemacht.“ Inzwischen hat gerade dieses Album einen sehr hohen Status in der Diskografie der Band. Coverdale und Deep-Purple-Keyboarder Jon Lord planten später wieder eine Zusammenarbeit, doch Lord erkrankte und starb. Coverdale erzählt: „Es macht mich immer noch sehr traurig. Aber dieses Ereignis führte wenigstens dazu, dass Ritchie Blackmore und ich damals das Kriegsbeil begraben haben – nach 30 Jahren negativer Energie zwischen uns. Und ehrlich: die Musik, die er mit seiner Frau Candice macht, ist großartig.“

„Typische Whitesnake-Elemente“

Mit Whitesnakes letzter Studio-CD „The Purple Album“ ließ David Coverdale noch einmal seine Karriere bei Deep Purple Revue passieren. Nun erscheint „Flesh & Blood“ mit neuen Songs. Die extrem bluesigen Intros der Lieder „Trouble Is Your Middle Name“ und „Get Up“ haben einen hörbaren Bezug zu den ersten, eher im Bluesrock-angesiedelten Veröffentlichungen der Band. Coverdale: „Ja, der Bezug ist ganz klar. Aber Whitesnake hatten immer Bluesrock-Elemente im Sound, waren nie reiner Hardrock. Wir bewegten uns im weiten Feld von Rhythm’n’ Blues und Soul. Wichtig waren mir stets auch Melodie und emotionale Texte, mit denen sich die Leute identifizieren können.“

Diese Zutaten sind samt und sonders auf dem neuen Album zu hören. „Ich denke, alle Titel haben die typischen Whitesnake-Elemente. Es war wirklich wie Frischluft mit meinen Musikern an dieser Platte zu arbeiten.“ Coverdale verweist auf Produzentenlegende Phil Spector. „Er ist der Erfinder der „Wall of Sound“, war verantwortlich für Lieder wie ,Be My Baby‘. Wir kreieren die ,Wall Of Sound‘ des 21. Jahrhunderts. Damit meine ich die Musikalität und die muskulöse Kraft unseres neuen Albums.“ Die Akustikballade „After All“ sticht aus dem typischen Whitesnake-Sound heraus. „Der Song ist sehr reduziert, ja. Aber ansonsten liebe ich es eher, symphonisch zu arrangieren. Das ist auch deshalb möglich, weil ich das Glück habe, mit zwei fabelhaften Gitarristen, Joel Hoekstra und Reb Beach, zu arbeiten.“ Zum Abschied sagt er: „Love to all of my bayerische brothers and sisters.“

EinPorträt über die Schauspielerin und Kabarettistin Constanze Lindner lesen Sie hierundhier eine Konzertkritik vom Auftritt von Mike + The Mechanics in der Münchner Muffathalle.