Malerei
Kunst mit Obst und Gemüse geschaffen

Schüssel mit Gemüse oder Porträt eines Mannes? Arcimboldo liebte fantasievolle Spielchen. Vor 425 Jahren starb der Maler.

11.07.2018 | Stand 16.09.2023, 6:07 Uhr
Alexander Brüggemann

Arcimboldo porträtierte Kaiser Rudolf II. als Vertumnus, römischer Gott der Jahreszeiten und des Pflanzenwachstums. Foto: Schloss Skokloster

Er war ein rätselhafter Künstler in einer rätselhaften Zeit. Aus Obst und Gemüse schuf er treffende allegorische Porträts seiner Auftraggeber wie auch der vier Jahreszeiten, die man auf verschiedenen Ebenen erfassen und interpretieren konnte. Vor 425 Jahren, am 11. Juli 1593, starb der manieristische Maler Giuseppe Arcimboldo mit 66 Jahren in seiner Heimatstadt Mailand.

Von Mailand, damals Teil der Habsburger Territorien, wurde er 1562 an den Wiener Hof gerufen, wo er sich rasch einen Namen als fantasievoller und begabter Porträtist machte. Bald wurde er zum „Hauskonterfetter“ ernannt.

Für Kaiser Ferdinand II. (1558-1564) und vor allem für dessen Sohn Maximilian II. (1564-1576) schuf er die ersten seiner allegorischen Brustbilder, die seinen Nachruhm begründen sollten: Kompositionen aus Tieren und Pflanzen, aus Blumen, Obst, Gemüse und auch toten Gegenständen, die der Künstler souverän zu etwas Neuem zusammensetzte.

Früchte als politische Botschaft

Früchte zeigen eine verblüffende Vielfalt an Formen, Farben und Oberflächen. Selbst Skulpturen und Wunderwerke der Natur, sind sie so alltäglich wie ästhetisch. Man assoziiert Genuss, Schönheit, Sommer und Leben – und damit traditionell, vor allem in den Stillleben von Spätrenaissance und Barock, die Vergänglichkeit allen Seins. Arcimboldo ist bei dieser Deutung nicht stehengeblieben. Er komponiert die Gaben der Natur zu komplizierten mythologischen und teils sogar politischen Botschaften.

Wohl berühmteste Beispiele sind das Spätwerk „Vertumnus“, ein Pflanzenporträt Kaiser Rudolfs II. (1576-1612) als antiker Gott der Jahreszeiten, sowie mehrere Zyklen der vier Jahreszeiten, die auf einer Meta-Ebene das Haus Habsburg verherrlichen und ihre „ewige“ Herrschaft legitimieren.

Arcimboldos wohl populärstes Werk ist das Umkehrbild „Der Gemüsegärtner“ (um 1590). Es zeigt zunächst scheinbar nicht mehr als eine dunkle Tonschüssel mit Rüben, Pilzen und Zwiebeln. Doch hängt man es umgekehrt auf, so erscheint das Porträt eines nicht gerade schönen, aber gut erkennbaren Mannes mit Rübennase, dicken Backen und Lippen. Arcimboldo liebte diese Spielchen mit der Natur und trieb sie auf die Spitze.

Und seiner Fantasie waren in dieser Epoche der Alchemie, Astrologie und Kuriositätenkabinette mit der Malerei keineswegs Grenzen gesetzt. Der Wiener bzw. ab 1570 der Prager Hof schätzte seine Einfälle so sehr, dass er zu einer Art Hofregisseur gemacht wurde, der Feste, Umzüge, Schauspiele und sonstige Kurzweil inszenierte. Seine Kostümstudien fasste er in 145 Entwürfen zusammen und widmete sie 1585 Kaiser Rudolf II. Auch als Persönlichkeit scheint Arcimboldo etwas Enigmatisches gehabt zu haben. Sein Selbstporträt zeigt einen strengen, eleganten, aber doch vor allem geheimnisvollen Magier.

Pfalzgraf-Titel als Belohnung

Mit 60 Jahren bat der Künstler, der sich alt und krank fühlte, den Kaiser, ihn in seine Heimat zu entlassen. Rudolf II. willigte ein – allerdings unter der Voraussetzung, dass er auch von dort aus weiter für ihn arbeiten werde. Seinen „Vertumnus“ lohnte er Arcimboldo mit dem Titel eines Pfalzgrafen.

Die Rückkehr des Hofmalers nach Mailand war ein Triumph. Man huldigte ihm dort mit Elogen, wie sie zuvor nur Michelangelo und da Vinci erhielten. Mit Arcimboldos Tod 1593 endete nicht nur eine einmalige kulturelle Blütezeit am Prager Hof. Auch die Epoche des italienischen Manierismus neigte sich dem Ende zu. (kna)

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