Regensburg
Rasante Musik von den „Braubeeren“

10.08.2022 | Stand 15.09.2023, 4:05 Uhr
Mario Kunzendorf
Brew Berrymore mit Thomas Bucher, Daniel Brandhuber, Benedikt Wagensonner, Moritz Peschko und Robert Rauchenecker: Die Rockband hat gerade ihre neue Kurz-CD herausgebracht. Ende August und Anfang September ist die Band auf der Bühne zu erleben. −Foto: Brew Barrymore

Zumindest bleibt Benedikt Wagensonner konsequent. „Fuzzy People“ („Unscharfe Leute“) heißt die neue Kurz-CD der Regensburger Rockgruppe Brew Berrymore. Und auf die Frage, wer damit gemeint sei, findet der Sänger sein eigenes Erklären „ein bisschen schwammig“.

Um den Zeitgeist geht es, um Vieldeutigkeit in Foren, „auf denen die Meinungen der Menschen so krass verschwimmen“, ebenso um die Vielfalt in der Musik, in der sich längst alles vermischt. Auch Stilistik ist heute eben globalisiert.

Nachgerade eindeutig ist hingegen die Musik von Brew Berrymore. Jüngere mögen sie Future Rock nennen, weil Synthesizer-Klänge markant mitwirken. Ältere dürften sich erinnern, dass das Ganze in den 1980ern doch mal Mainstream-Rock hieß. Egal. Die Musik hat Qualität. Seit 2017 gibt es Brew Berrymore, seitdem stecken sie viel Energie in ihr Projekt und haben sich ein hohes Niveau erarbeitet, handwerklich wie künstlerisch.

Ein eigenes Bier

Der Bandname erinnert an US-Schauspielerin Drew Barrymore. „Tatsächlich habe ich, glaube ich, noch nie einen Film von ihr gesehen“, sagt Wagensonner. Man habe sich damals schlicht mit Wortspielen beschäftigt, Brew Berrymore setzte sich durch.

Immerhin passend zur „Braubeere“ gibt es jetzt ein Bier der Gruppe, mit einer Regensburger Brauerei entwickelt – was keine Anspielung auf Entziehungskuren der echten Drew Barrymore sein soll. Nein, wie das erste Album von 2020 heißt das Getränk „Beer For Stratosphere“ und ist eine Art Löschzwerg für einfache Weltraum-Reisende, zu trinken derweil auf Erden, solange Flixbus die Haltestellen da draußen nicht erschlossen hat.

Eigentlich eine Spielerei. Die Mitglieder von Brew Berrymore sind alle erst in den 1990ern geboren. In ihren Videos aber greifen sie die Vorzeit ironisch auf, präsentieren Spiegelkugeln und Kassettenrekorder, kleiden sich für Konzerte in Glitzer und Gold, nach Vorbildern bis aus den 1970ern, wobei alles – wie früher! – Traditionalisten erzürnt. „Das polarisiert total“, sagt Wagensonner. Ihn überraschte es, wegen eines aus „Jux und Tollerei“ getragenen Gewands angefeindet zu werden. Mit „Boomer“ widmet die Band den ewig Stehenden im Gegenzug ein Lied. „Meine Mutter hat mich schon gefragt, ob das Lied gegen sie geht“, erzählt der 25-Jährige. Aber gemeint seien geistig Verbremste, nicht die echten Baby-Boomer-Jahrgänge.

Auf „Fuzzy People“ überwiegend rasante, tanzbare Stücke mit klassisch anmutendem, melodie-getragenem Aufbau, mit ruhigen Strophen und schnellen Rhythmen in den gerne härteren Refrains. Brew Berrymore wollen Spaß bereiten, keinen Kummer, selbst wenn Zweifel dazu gehören. „Superman“ oder „Sometimes I Piss Myself At Night“ drücken das aus, ermuntern aber, nicht klein beizugeben. „Nur, weil man mal einen schlechten Tag hat, ist man kein schlechter Mensch“, sagt Wagensonner. „Ein Traum ist es natürlich“, irgendwann von Musik leben zu können. Aber die Fünf aus den Regionen Regensburg und Landshut – neben Sänger Wagensonner sind das Gitarrist Robert Rauchenecker, Bassist Moritz Peschko, Keyboarder Thomas Bucher und Schlagzeuger Daniel Brandhuber – bleiben realistisch und arbeiten real als Intensiv-Kinderpfleger oder Übersetzer.

Mit Sea-Eye unterwegs

Wagensonner widmet sich beruflich IT und Logistik, was ihm in seinem sozialen Engagement vielleicht hilft. Mit der Sea-Eye-Organisation seines Bruders Michael Buschheuer war er jüngst in Bosnien-Herzegowina, um Hilfsgüter zu liefern. Dort trifft man weniger auf unscharfe Luxusprobleme denn auf klare Not. Darin bleibt die ganze Weltgeschichte konsequent.

Album:Die Kurz-CD „Fuzzy People“ mit fünf neuen Songs von Brew Berrymore ist gerade erschienen.

Auftritte:Die Band präsentiert die Scheibe am 27. August im Thon-Dittmer-Palais in Regensburg und spielt am 2. September vor „Django 3000“ beim Schwandorfer Zeltfestival.