Ehemaliger brasilianische Nationalspieler
Aus der Armut zum Weltmeister: Jorginho erzählt aus seinem bewegten Leben

25.09.2023 | Stand 25.09.2023, 8:47 Uhr

Der Weltmeister von 1994, Jorginho (links), berichtete aus seinem bewegten Leben. Martin Schäfer moderierte die Veranstaltung. Foto: Aaron Graßl

Vom Elendsviertel der brasilianischen Hauptstadt Rio de Janeiro an die Weltspitze des Fußballs: Jorginhos Leben gleicht einer Achterbahnfahrt. Als Kind lebt er mit seiner Familie am Existenzminimum.

Sein Vater stirbt, als er zehn Jahre alt ist, nur drei Monate später auch eine seiner Schwestern. Sein ältester Bruder ist Alkoholiker, sein jüngster Bruder drogensüchtig. Mit 13 Jahren beschließt Jorginho, Fußballer zu werden. 16 Jahre später, im Jahr 1994, wird er mit der brasilianischen Nationalmannschaft Weltmeister.

Am Freitagabend berichtete der ehemalige Rechtsverteidiger in Blaibach aus seinem bewegten Leben. Rund 100 Gäste – unter ihnen Blaibachs Bürgermeisterin Monika Bergmann und Rundings Bürgermeister Franz Kopp – waren in den Konferenzsaal der Bamler-Gehret-Stiftung gekommen. Eingeladen hatte die Stiftung Stars4Kids aus Runding, die tags darauf ihr 20-jähriges Bestehen feierte. Jorginho ist deren Mitgründer und Stiftungsvorstand. Martin Schäfer, geschäftsführendes Vorstandsmitglied von Stars4Kids, moderierte die Veranstaltung.

Anfängliche Sprachprobleme



Dabei gewährte Jorginho, der mit vollem Namen Jorge José de Amorim Campos heißt, tiefe Einblicke in seinen Werdegang. Seine Profikarriere begann der heute 59-Jährige bei Flamengo Rio de Janeiro. 1989 – im Jahr des Mauerfalls – kam der Rechtsverteidiger als einer der ersten Brasilianer nach Deutschland und spielte drei Jahre bei Bayer Leverkusen, bevor er 1992 zum FC Bayern München wechselte.

Mit viel Humor erzählte Jorginho von seinen damaligen Sprachproblemen, etwa, dass er die Wörter „Mahlzeit“ und „Halbzeit“ miteinander verwechselt hatte. Mit dem FC Bayern wurde der Brasilianer 1994 Deutscher Meister. Dabei schoss Jorginho am letzten Spieltag laut eigenem Bekunden das schönste Tor seiner Karriere zum 2:0-Endstand gegen Schalke 04. Bayern sicherte sich mit diesem Sieg die Meisterschaft mit nur einem Punkt Vorsprung vor dem 1. FC Kaiserslautern. Seinen Torjubel widmete Jorginho dem brasilianischen Rennfahrer Ayrton Senna, der wenige Tage zuvor ums Leben gekommen war. Der 59-Jährige berichtete auch von der WM 2010 in Südafrika, an der er als Co-Trainer der brasilianischen Nationalmannschaft teilnahm. Das Ausscheiden im Viertelfinale gegen die Niederlande sei Folge von unkonzentriertem Abwehrverhalten bei den beiden Gegentoren gewesen.

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Neben seinen eigenen Erfahrungen in der Kindheit ist für Jorginho sein christlicher Glaube Antrieb für seinen Einsatz für notleidende Kinder (siehe Infokasten). Als Elfjähriger träumt er von einem Disneyland in seinem Elendsviertel. „Dieser Traum hat mein Herz bewegt“, berichtet der Brasilianer. Für ihn steht schon als Jugendlicher fest: „Wenn ich Fußballer werde und Geld verdiene, mache ich was für meinen Ort.“ Denn eines ist für ihn klar: „Menschen sind wichtiger als Geld.“

Sein Bruder inspirierte ihn



Auf die Frage aus dem Publikum, wie er Christ geworden sei, erzählte der 59-Jährige von seinem alkoholkranken Bruder. Jorginho selbst führte zu dieser Zeit einen exzessiven Lebensstil. Dann wurde sein älterer Bruder mit 25 Jahren plötzlich Christ. Jahrelang hatte dieser die Familie tyrannisiert. Doch mit der Bekehrung änderte sich dessen Leben. „Bis heute hat er keinen Alkohol mehr getrunken“, sagt Jorginho. Der damals 21 Jahre alte Fußballstar fasste daraufhin den Entschluss: „Ich will werden wie er.“ So wurde auch der brasilianische Nationalspieler Christ.

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Als besten Trainer, unter dem er spielen durfte, nannte der Rechtsverteidiger Franz Beckenbauer. Nach wie vor sei für ihn Lionel Messi der weltbeste Fußballer. Im Kader der deutschen Nationalmannschaft erkennt er in Jamal Musiala den Topspieler, aber auch Florian Wirtz prognostiziert er eine erfolgreiche Karriere.

Nach dem Vortrag stand Jorginho bereitwillig für Autogramme und Fotos zur Verfügung. Vor allem den anwesenden Kindern und Jugendlichen wollte er eines mit auf den Weg geben: Es lohnt sich, seine Träume zu leben. Doch man müsse dafür auch hart trainieren. Denn: „Du kannst nicht gewinnen, wenn du nicht fleißig bist.“