„Auf die Truppe ist Verlass“
Chams Brigadegeneral sprach beim Weihnachtsmarkt über die aktuell „turbulenten Zeiten

09.12.2023 | Stand 09.12.2023, 19:00 Uhr

Als Indiz für den „engen Schulterschluss zwischen Gesellschaft und Bundeswehr“ wertete Brigadekommandeur Andreas Kühne den zahlreichen Besuch beim Weihnachtsmarkt.

Ein Zeichen der Wertschätzung war die große Zahl der Gäste, die der Einladung zum Weihnachtsmarkt der Panzerbrigade 12 gefolgt waren. In winterlichem Ambiente, bei Glühwein und Plätzchen oder wahlweise schmackhaftem Eintopf und kühlen Getränken traf man sich in der Nordgaukaserne zwischen weihnachtlich geschmückten Buden, Christbaum und Feuerschalen.

Pflege von Kontakten war angesagt, aber auch eine sicherheitspolitische Rede von Brigadegeneral Andreas Kühne, der berichtete, was die 12er 2023 leisteten und welche Aufgaben 2024 und 2025 auf die Soldaten der Brigade Oberpfalz warten. Dass die stille Zeit „momentan hektischer und unruhiger ist, als sie sein sollte“ stellte Kühne fest und dankte den Gästen für deren Besuch, den er als Indiz für den „engen Schulterschluss zwischen Gesellschaft und Bundeswehr“ wertete.

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Namentlich begrüßte der General Bürgermeister Martin Stoiber (Cham), die Abgeordneten Marianne Schieder, Martina Engelhardt-Kopf, Nils Gründer und Patrick Grossmann, Regierungsvizepräsidenten Christian Zorn, Landrat Thomas Ebeling (Schwandorf) und Landratsstellvertreter Willibald Hoger (Regensburg), die Bürgermeister Richard Tischler (Pfreimd), Andreas Kroner (Regen), Egbert Völkl (Oberviechtach) und Josef Fisch (Bogen) sowie Arnold Kimmerl und Otto Probst, Chams Vize-Polizeichef Marco Müller, die Militärgeistlichen Ralf Zielinski, Ralf Heidenreich, Dobler und Reischl, Lieutenant Colonel Matthew Piosa (Vilseck), die Bataillonskommandeure der 12er, Generalmajor a. D. Jürgen Reichardt, die Repräsentanten der Reservistenverbände Niederbayern und Oberpfalz.

Bedrückende Opferzahlen

„Die Zeiten sind turbulent!“ betonte Kühne und skizzierte den Krieg in der Ukraine sowie die Kämpfe in Gaza mit ihren „bedrückenden zivilen und militärischen Opferzahlen“. Der russische Angriff auf die Ukraine habe die Sicherheitslage Deutschlands fundamental verändert, doch ein Thema an sich sei dies in der Öffentlichkeit 2023 nur noch bedingt. Das Heer sei nun in einer „Phase nach der Zeitenwende“, welche keineswegs verpufft sei, denn: „Der Druck auf die internationale Ordnung steigt!“, Krisen und Kriege nähmen zu. Für die Bundeswehr gehe es darum, ihren Auftrag schnell umzusetzen, was den Stab der Brigade und ihre Bataillone in hohem Maße fordere.
„Auf die Truppe, auf die Panzerbrigade 12, ist Verlass,“ versicherte der Kommandeur, er sei „sehr stolz auf das, was die Soldatinnen und Soldaten leisten“. Es werde auch „weit oberhalb der Brigade“ lobend und respektvoll wahrgenommen, wie unter schwierigen materiellen und personellen Bedingungen die Aufgaben angegangen werden.
„Das deutsche Heer wird mehr Material und mehr Personal für die Auftragserfüllung benötigen“, sagte Kühne. Deutschland habe der NATO zur Verteidigung Europas drei Divisionen zugesagt, die erste solle 2025 einsatzbereit sein. Trotz aktueller haushaltstechnischer Herausforderungen komme es darauf an, dass für die Truppe Beschaffungen erfolgten, dass die Industrie liefere und das moderne Material der Bundeswehr zulaufe.

Momentan laufen laut Kühne der Panzerbrigade 12 Hauptwaffensysteme zu. Im Februar 2024 werde das Panzerbataillon in Pfreimd als erstes Bataillon des Heeres eine 100-Prozent-Ausstattung mit dem Leopard 2A7V haben. Engpässe bzw. Verzögerungen gebe es bei der persönlichen Ausrüstung für die Soldaten. Noch nicht finanziert seien Waffensysteme mit „weitreichendem Feuer“ für das Heer, ebenso die Fähigkeit, Brücken zu legen, Minen auszubringen und Drohnen einzusetzen bzw. abzuwehren. „Nicht zuletzt werden wir noch mehr Munition brauchen, sehr viel mehr!“, betonte Kühne.
Zum „Personal“ sagte der Kommandeur, es müsse gelingen, mehr und langfristig geeignete junge Menschen für die Bundeswehr zu gewinnen. Den Kommandeuren vor Ort würden dazu künftig mehr Freiheiten und Verantwortung gegeben. Die Grundausbildung werde durch eine sechsmonatige Basisausbildung zum Berufseinstieg der Soldaten ersetzt, die Panzerbrigade 12 werde ab 1. April 2024 „als Vorreiter im Heer“ damit beginnen – an allen Standorten und in allen Bataillonen.

Einerseits gehe es darum, die Einheiten vor Ort zu stärken und die Soldaten zu halten, andererseits solle damit auch den Interessen der jungen Generationen im Soldatenberuf Rechnung getragen werden. Das Ziel insgesamt sei: gut ausgebildete und materiell vollausgestattete Soldatinnen und Soldaten – als Kern eines kaltstartfähigen Heeres.
2023 hat die Panzerbrigade 12 laut Kühne „gewaltige Schritte zur Erhöhung der Einsatzbereitschaft zur Wahrnehmung von Aufgaben im Zuge der Landes- und Bündnisverteidigung durchlaufen“. Sie sei „in den Worten des Ministers kriegstüchtiger geworden“ – was offensichtlich als Weckruf gemeint sei und nichts anderes bedeute, als einen möglichen Aggressor abzuschrecken.

Die Panzerbrigade müsse gemäß ihrem Hauptauftrag 2025 als Teil der Division einsatzbereit sein. Dazu gebe es ein äußerst ambitioniertes Ausbildungs- und Übungsprogramm. Frieden, Freiheit und Wohlstand zu verteidigen, das gebe es nicht zum Nulltarif, so Kühne. Die Brigade habe 2023 an der EU-Ausbildungsmission Ukraine mitgewirkt und dafür höchste Wertschätzung erhalten. Innerhalb der weiteren Auftragslage seien Verlegungen ganzer Bataillone nach Litauen durchzuführen.
Kühne erläuterte dann die durchgeführten Großübungen „Grantiger Löwe“ und „Schneller Degen 2023“. Dabei seien Erkenntnisse aus dem Ukraine-Krieg verarbeitet und in neuen Formen der Gefechtsführung umgesetzt worden: Keine großen Aufbauten mehr für Gefechtsstände, sondern kleine und mobile, aber hocheffiziente Lösungen, zusätzlich Betrieb eines vollelektronischen Führungsinformationssystems.

Umgliederung ist im Gange

Auch dass sich die Panzerbrigade 12 umgliedert, erläuterte der Kommandeur. Demnach kam per 1. April das Panzerbataillon 363 aus Hardheim in die Brigade. Zum 1. Oktober 2024 wird das Artilleriebataillon 131 aus Weiden Teil der Panzerbrigade 12 und nach Oberviechtach umziehen. Das bisherige Gebirgspionierbataillon 8 aus Ingolstadt wird ab 1. April 2024 zum Panzerpionierbataillon 8 innerhalb der Brigade. Es ersetzt das Bogener Panzerpionierbataillon, das der 10. Panzerdivision unterstellt wird.

So erhalte die Panzerbrigade 12 zusätzliche Fähigkeiten, einen Zuwachs an Kampfkraft und die „Fähigkeit, der Träger des hochintensiven Gefechts der schweren Brigade zu sein“. Unterstellt sei die Panzerbrigade 12 der 10. Panzerdivision und sei Teil der Division 2025.
Bezüglich einer Bundeswehr-Brigade, die in Litauen neu aufgestellt wird, berichtete Kühne, dass hierzu das Panzergrenadierbataillon 122 aus Oberviechtach nach Litauen verlegt wird. Die Panzerbrigade 12 Oberpfalz ist laut Kühne „angesichts der in 2023 erbrachten Leistungen und der in den nächsten Jahren anstehenden Herausforderungen fester Bestandteil deutscher Sicherheitsvorsorge und Bündnissolidarität“. Sie werde als Großverband des deutschen Heeres diese Verantwortung auch zukünftig noch mehr tragen.
Mit guten Wünschen zu den Festtagen und dem Appell, die Soldatinnen und Soldaten in Litauen nicht zu vergessen bzw. zu grüßen, rundete Kühne seine Ansprache ab. Kurze Zeit später stattete ein Nikolaus dem Brigade-Weihnachtsmarkt einen Besuch ab und gab in launigen Worten seine Sicht der Dinge zum Besten.

fwu