Tierpark Lohberg
Männer-WG im Rentiergehege: „Rudolfs“ Mitbewohner kommen aus Österreich und der Schweiz

25.02.2024 | Stand 25.02.2024, 12:34 Uhr

Das Dreiergespann im Rentiergehege des Bayerwald-Tierparks harmoniert sehr gut miteinander. Foto: Claudia Schuh

Die ersten Rentiere im Bayerwald-Tierpark in Lohberg (Landkreis Cham) stammten aus dem Tiergarten Schönbrunn in Österreich. Den Transfer hatte damals noch Dr. Hans Aschenbrenner eingefädelt. Seither blieb der Kontakt bestehen und wurde auch an die fachliche Leiterin Claudia Schuh übertragen.



Als nun für den Rentierbullen Rudolf wieder ein Gefährte/in gesucht wurde, nachdem ihn seine Partnerin Ida altersbedingt verlassen hatte, meldete sich die Tierärztin auch in Schönbrunn, nachdem sie sich schon auf einige Listen für Nachzuchten hatte setzen lassen, die keinen Erfolg brachten. Die Anfrage entpuppte sich als Glücksgriff, denn Claudia Schuh erhielt durch diese Vermittlung nicht nur einen Österreicher, sondern mit demselben Transport noch einen Schweizer Rentierbullen dazu.

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„Nun ist die Dreiergruppe komplett und harmoniert sehr gut miteinander“, freut sich die Veterinärin über die gelungene Aktion, die ziemlich weite Kreise zog. Das Rentiergehege wurde im Vorjahr komplett saniert. Der linke Teil wurde an den weißen Damhirsch nebst Gefolge abgetreten, das rechte Terrain bewohnt nun die Männer-WG der Rentiere. Damit pulsiert wieder reichlich Leben. Umso lieber bleiben die Besucher stehen und beobachten die Vierbeiner.

Männer in Lohberger Tierpark bevorzugt

Eine Männer-Clique wurde aus mehreren Gründen vorgezogen. „In einem modernen Tiergarten liegt nicht bei jeder Tierart der Schwerpunkt auf Nachzucht“, erläutert Schuh. Es kommt vielmehr darauf an, um welche Spezies es sich handelt, ob passende Zuchttiere zur Verfügung stehen, und ob die Nachkömmlinge dann in gute Hände vermittelbar wären. „Das sind zahlreiche Überlegungen, die in Betracht zu ziehen sind“. Die fachliche Leiterin traf die Entscheidung zugunsten der beiden angebotenen Neulinge.

Der Transport bereitete keinerlei Schwierigkeiten, weil nämlich zwei junge Rentierbullen von Basel nach Wien befördert wurden. Einer davon hatte sein Ziel erreicht, denn er wurde zur Blutauffrischung in Wien gebraucht, der andere blieb auf dem Anhänger, in den noch der Wiener Gefährte zustieg. Somit lernten sich der Schweizer und der Österreicher schon auf der Fahrt in den Bayerischen Wald kennen, bevor sie sich in Lohberg noch mit ihrem deutschen Kompagnon beschnupperten. Nach etlichen Tagen der Dreisamkeit, gaben die Tierpfleger Entwarnung. Es trat keinerlei Antipathie auf. Das Dreiergespann akzeptierte sich von Anfang an.

Mit Damwild in trauter Nachbarschaft



„Sie sind farblich ziemlich unterschiedlich und gut auseinanderzuhalten“, weiß die Veterinärin zu schätzen. Mit dem weißen Damwild leben die Rentiere zunächst einmal in trauter Nachbarschaft. Ob die Verbindung beider Abteilungen einmal geöffnet wird, bleibt noch abzuwarten. „Wir suchen für die beiden Neuzugänge, die als „No Name“ angekommen sind, erst einen Namen, wenn wir sie besser kennen“, stellt die Tierparkleiterin in Aussicht.

Rentiere lebten nach der letzten Eiszeit in den hiesigen Breiten. Das Rentier gehört zur Familie der Hirsche. Die nordamerikanischen Vertreter werden als Karibu bezeichnet. „Bei den Rentieren handelt es sich um die einzige Hirschart, die domestiziert wurde“, informiert die Furtherin die Besucher bei ihren Führungen. Auch die Weibchen tragen Geweihe, allerdings ist der stangenartige Kopfschmuck bei den Männchen bedeutend größer und ausladender. Einmal im Jahr fällt der Kopfschmuck ab. „In der Hauptwachstumszeit wächst ein solches Geweih einen Zentimeter pro Tag – ein wahnsinniger Energieaufwand“, weiß die Tierärztin.

Momentan tragen die Rentiere noch ihr Winterfell mit dichter Unterwolle und Lufteinschlüssen in jedem einzelnen Haar, das sie selbst vor eisiger Kälte schützen würde. Auch sonst sind Rentiere bestens an ihren Lebensraum angepasst: Die Hufe sind sehr breit und lassen sich weit spreizen, damit die Tiere im Schnee nicht einsinken. Im Sommer werden die Ballen weicher, so dass die Vierbeiner auf dem sumpfigen Boden nicht ausrutschen. Die Rentiernase hat eine stark vergrößerte Oberfläche in den Nasenlöchern, wodurch die eingeatmete Luft aufgewärmt wird, bevor sie in die Lungen gelangt.

Klicklaute beim Gehen

Beim Gehen erzeugen Rentiere typische Klicklaute. Diese kommen von Sehnen, die sich über Knochenvorsprünge im Fuß spannen. Wozu die Klicks dienen, ist nicht ganz klar. Einige Wissenschaftler vermuten, dass die Laute der Herde helfen, in Schneestürmen, Nebel oder Dunkelheit zusammenzubleiben. Die Kältespezialisten können somit weit mehr, als den Schlitten von Santa Claus zu ziehen.

kfl