Fasching
Originelle Wagen beim Lohberger Umzug – von der Hochzeit per Rakete ab ins All

12.02.2024 | Stand 12.02.2024, 19:45 Uhr

Das Brautgefolge, bestehend aus den Fußballerinnen des SV Lohberg, mit Hochzeitslader und Standesbeamtin vor dem Rathaus Fotos: Maria Frisch

Wer hätte noch vor Monaten gedacht, dass in Lohberg einmal ein Bankautomat gesprengt wird, oder der SV Lohberg von seinem Hauptsportplatz ausgesperrt wird? Wohl die allerwenigsten.

Die Darsteller der Faschingswagen beim Umzug am Sonntag, den der Sportverein zum 34. Mal organisiert hatte, bauten dies in der Wagenkolonne ein. Wenn auch der Nieselregen vielleicht die Zuschauerzahl etwas drosselte, so säumte doch eine beachtliche Menge die Umzugsstrecke entlang der Brennesstraße und des Sesselweges und applaudierte den humorigen Einfällen.

Tagesgespräch in Lohberg



Gut beraten war, wer sich eine Tüte für die Süßigkeiten einsteckte, die unentwegt von den Wagenbesatzungen geworfen wurden. Ehrensache war, dass Hochzeitslader alias Johannes Koller an der Spitze in der Laderschaufel hoch über dem Geschehen thronte. Hinterdrein bejubelte das Brautgefolge, in dem die Fußballdamen steckten, die zuvor am Rathausbalkon vollzogene Ehe auf Zeit.

Die Themenwagen beschäftigten sich mit dem aktuellen Geschehen, so etwa jener des SV Lohberg. „Für an nuia Blotz feid uns des Moos, desweng samma ai dann obdachlos“, machte das Heer von Wohnungslosen auf seine Situation aufmerksam. Die verwahrlost aussehenden Fußballer hatten einen Einkaufwagen für Pfandflaschen und Spenden aufgestellt. Über die jüngsten Tagesgespräche in Lohberg hatten sich auch die „Rüschalweiba“ so ihre Gedanken gemacht: „A Kasperltheater is schlecht gmocht, wenn aussam Kasperl koana locht. Wos oba iwahapt ned gaid, wenn da Kasperl saibst koan Gspoass vostaid!“

Einem ernsten Thema wandte sich eine Gruppe Forstleute zu, deren Tagwerk der Kampf mit dem Borkenkäfer erschwert. „Die ganze Welt ist ein Irrenhaus und hier ist die Zentrale“, verkündete das Transparent eines Wagens, dass mit dem Gesundheitswesen nicht alles in Ordnung ist. Fachkräfte, Ärztemangel und so weiter, lautete der Hinweis auf aktuelle Baustellen.

Hühner des Pfarrers



Die Hühner des Pfarrers Sangl inspirierten eine Besatzung, die ihren fahrbaren Untersatz sehr aufwendig dekoriert hatte. Auf dem Anhänger des Gefährts brütete ein Riesenhuhn. Nachdem die gefiederten Mädels des Pfarrers in Lams Friedhof für Unfrieden gesorgt hatten, und infolgedessen eingesperrt wurden, machten sie den Vorschlag: „Mia Pfarrershehna zuing um af Lohberg. Do lengs af Freilandhaltung hoffentlich mehr wert.“ Die Aussicht darauf beflügelte scheinbar bereits das Eierlegen.

Die Sparte Wintersport befasste sich mit der Automatensprengung: „In Loubuag hams de Bank iwafoin – d‘Lam doud uns owa gar ned gfoin. Mia brauch ma wieda saiwa unsa Bank, sist san ma ständig alle blank“, lautete ihr Hilferuf an die Chefetage. Die Alpinen hatten Polizei und Spurensicherung im Schlepptau.

Der Trachtenverein rollte das Verbrechen in der Filiale von Anfang an auf. Die Bankplünderer hatten sich ihren Sack gefüllt und waren geflohen. „Af und davo san de Sprenger, drum haif ma alle zsam: Mia brauch ma ganz vai Fänger, dass mas boid gfanga ham.“ Für eine Gruppe Freunde waren die Zustände auf der Erde Anlass, mit der Rakete „Wingei one“ ins All zu starten. „Mit dera Welt is boid vorbei, drum souchma uns Erde Nummer zwei“, waren sie entschlossen. Viel Aufwand hatten etliche Marionetten mit ihrem Wagen und ihrer Kostümierung betrieben. „Wir sollen nicht reden und dürfen nicht denken“, fühlten sie sich von den Politikern manipuliert.

Unter die Wagen mischten sich auch Darsteller zu Fuß wie die legendären Flippers — zu ihrer Zeit der reinste Frauenschwarm. Die Verfechter des Bauernstandes begehrten wortgewaltig gegen die Berliner Ampel auf. Ihr Schuss Humor: Ohne die Landwirte gäbe es auch „keinen Sex im Kornfeld“.

Eigentlich dauert eine Ehe, bis der Tod ein Paar trennt, oder zumindest ein Scheidungsrichter. Im Fasching müssen es die Auserwählten nur ein paar Stunden miteinander aushalten. Dementsprechend skurill sind auch meistens die Gespanne. So wie am Sonntag Simone Schmalzreich als Braut, Lena Rabl als Bräutigam, Leni Lemberger als Kranzljungfrau, Sophia Hupf als Vorgang und Celina Mühlbauer als Brautmutter.

Die neue Standesbeamtin Pia nahm den offiziellen, behördlichen Akt vor. „Tuts guad zamhampern“, gab sie den beiden als Ratschlag mit. Hochzeitslader Johannes Koller beleuchtete das teils bewegte Vorleben der Brautleute nebst Gefolge. Im Dorfstadl wurde der Ehestand eine Nacht lang gefeiert. Das Grenzlandtrio holte die nimmermüden Sportler und ihre Gäste unentwegt auf die Tanzfläche.

kfl