Vereinsportrait
Auf die Seilschaft kommt es an: Die Kletterer des TSV Abensberg hängen gerne miteinander ab

21.04.2024 | Stand 21.04.2024, 11:00 Uhr

Oma und Enkel klettern gemeinsam: Dass Klettern ein generationenübergreifender Sport ist, beweisen auch Leo und Omi Katrin Herrmann. Fotos: Pirkl



Sport in Abensberg: Beim Klettern lernt man Kommunikation und Verantwortungsbewusstsein.

Lorenz, Jakob, Jonas, Leo und Daniel üben heute das „Autofahren“ an der Wand. Einen Führerschein brauchen sie dazu nicht, wohl aber Verantwortungsbewusstsein. Das „Autofahren“ ist für die Jungs zwischen neun und elf Jahren eine super Übung, um mal schnell, mal langsam zu klettern, während der andere unten blitzschnell reagieren muss und sichert. Geklettert wird nämlich immer zu zweit, in einer Seilschaft: einer klettert, einer sichert.

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Dass da Kommunikation gefragt ist, das Setzen von richtigen Kommandos und – bevor es losgeht – vor allem das Überprüfen des Knotens, wird ziemlich schnell deutlich. Unten steht Christoph Wittmann, einer der Betreuer: „Zieh weniger, mach mehr mit den Füßen“, gibt er einem seiner Schützlinge mit auf den Weg.

Generationenübergreifend

Mehrmals in der Woche gehört die obere Turnhalle in der Mittelschule der Kletterabteilung des TSV Abensberg. Auf einem etwa sieben Meter hohem Turm können sich die Sportler hier im Winter austoben. Vor der Turnhalle steht noch ein zwölf Meter hoher Turm für den Sommer.

Rund 70 Mitglieder hat die Abteilung, und die verteilen sich auf alle Altersklassen. Klettern ist ein generationenübergreifender Sport, wie etwa Katrin Herrmann beweist.



Die Kletterbetreuerin hat ihren Enkel Leo mit dem Klettern angesteckt. „Zu Weihnachten haben wir ihm einen Boulderturm gebaut (Bouldern ist freies Klettern, Anm. der Redaktion)“, so die Oma. Seit 2012 klettert sie. Nach einem Bandscheibenvorfall suchte sie nach einem geeigneten Sport und kam schließlich auf das Klettern. „Das ist ein schöner Sport, auch aus therapeutischer Hinsicht“, sagt Herrmann, denn es stärke die gesamte Muskulatur und schule sowohl Gleichgewicht als auch Koordination. Die Gefahr, sich zu verletzen, die sei nicht so groß wie beispielsweise beim Fußball, ist Vorsitzender Christian Götz überzeugt. Vorausgesetzt natürlich, man sichert ordentlich. Es gibt zwar Sicherungsgeräte, die man aber erst bedienen lernen müsse. Erst wer das beherrscht, kann einen Kletterschein machen und darf dann andere sichern.

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Und freilich ist auch das richtige Aufwärmen vor dem Klettern ganz wichtig. Denn schließlich werden Sehnen, Bänder und Schultergelenke beansprucht.

Auch an diesem Freitag wärmen sich die Kinder auf, bevor sie ihren Sicherungsgurt und ihre Schuhe anziehen. Erst dann dürfen sie an die Wand. Bevor sie einen Kletterschein haben, sind da die Eltern meist dabei.

Von ihren Eltern haben auch Lorenz und Jakob Hierl ihre Leidenschaft übernommen. Die beiden Jungs klettern mit Mama und Papa im Urlaub und sind ein eingespieltes Team. Der elfjährige Jonas Schweiger hingegen hat dieses Jahr erst angefangen mit dem Klettern.

Nach den ersten Übungen an der Wand zeigt ihnen Kletterführerin Eva-Maria Polz einen Film, um den Kindern die richtige Technik näher zu bringen. Dann geht es in die Praxis: „Wir klettern jetzt bunt, wir klettern jetzt Smarties.“

Die richtige Technik

Gleiche Farben der festgeschraubten Griffe kennzeichnen eigentlich eine Route, „bunt klettern“ heißt, wild durcheinander zu klettern, nicht nur in einer Route, und zwar mit möglichst vielen Tritten, um zu lernen, präzise zu treten. „Versuche mit den Zehenspitzen zu treten, nicht mit der Seite“, gibt Katrin Hermann ihrem Enkel Leo mit auf den Weg.

Was Leo gerade lernt, würden auch andere gerne lernen wollen. An Nachfragen würde es der Abteilung nicht fehlen, sagt Götz, allein: Es müssen auch genügend Erwachsene da sein, um diese Nachfrage bedienen zu können. Viele in der Abteilung haben Doppelfunktionen. Wie in anderen Vereinen auch fehlt es auch hier an Ehrenamtlichen, die die Klettertreffs betreuen, „die meisten von uns arbeiten ja und können nur in ihrer Freizeit“, so Götz. So gibt es Wartelisten und auch immer wieder Schnuppertage, um auszuloten, ob das Klettern etwas für einen ist. Mehr Infos gibt es auf https://www.tsv-abensberg.de/klettern.htm.