Entwicklungshilfe
Frühere Neumarkter Hebamme reist mit 36.000 Euro Spenden nach Tansania

22.02.2024 | Stand 22.02.2024, 15:37 Uhr

Lernmaterial gehörte zu dem, was von den Spenden der Reisegruppe aus Neumarkt gekauft wurde. Auch die Kinder dieser Schule (im Hintergrund) im tansanischen Bergland freuten sich riesig über neue Englisch-Hefte. Fotos: Ostalecki

Seit mehr als 20 Jahren engagiert sich Elisabeth Ostalecki für Menschen in Tansania. 36.000 Euro hat sie gesammelt und vor Kurzem persönlich nach Ostafrika gebracht. Inzwischen ist mit dem Geld viel passiert.

Fast schon im Wochentakt bekommt die ehemalige Hebamme Fotos oder Videos von den Missionsschwestern aus Ostafrika: Dieses Dach wurde neu gedeckt, dieser Brunnen dank der Spenden aus Neumarkt fertig gebaut. „Mit einem großen Teil, 10.400 Euro, ist ein neuer Traktor mit Pflug für die Landwirtschaft der Missionsstation gekauft worden. Der Mais hat jetzt deutlich mehr Ertrag“, berichtet Ostalecki begeistert.

Neue Brunnen gebohrt

Das übrige Geld wurde und wird in Absprache mit den Ordensschwestern dort investiert, wo es am dringendsten gebraucht wird. So wurden wieder mehrere Brunnen angelegt, damit die Menschen sauberes Trinkwasser haben, und Verbrennungsöfen für mehrere der Missionsstationen angelegt: „Früher wurde Abfall einfach in ein Erdloch geworfen, angezündet und die Reste zugeschüttet. Das hat die Regierung aber jetzt verboten“, erklärt Ostalecki und findet das gerade bei infektiösem Material sehr sinnvoll. Jede Missionsstation brauchte daher einen eigenen Verbrennungsofen. Am Geld dafür fehlte es allerdings. Auch da konnte sie aushelfen.

Lesen Sie auch: „Mittagstisch mit Herz“: Gäste genießen das Essen in der Gesellschaft im Klostersaal

Als ehemalige Hebamme liegen Elisabeth Ostalecki die Mütter und Babys besonders am Herzen. Bei ihrem ersten Besuch in Tansania vor fast 20 Jahren waren die Verhältnisse bei Geburten noch äußerst prekär, berichtet sie. Nun gebe es dank ihrer Spenden sogar schon ein mobiles Ultraschallgerät und geschulte Ärzte, um Probleme frühzeitig zu erkennen. „Trotzdem ist die Sterblichkeit bei Kindern leider immer noch hoch“, bedauert sie.

Im Gepäck hatten die sechs Deutschen auch kofferweise Sachspenden, darunter medizinisches Gerät eines Neumarkter Arztes. Das und vieles, was vor Ort gekauft wurde, verteilten sie bei ihren Besuchen der zum Teil sehr entlegenen Ambulanzen und Schulen persönlich und zur großen Begeisterung der Tansanier.

Spenden für Nähmaschinen

Wichtig ist Ostalecki, dass sich die Menschen mit Hilfe der Spenden etwas aufbauen können. Von diesem Gedanken getragen ist auch der Kauf von neun Nähmaschinen, die zur neuen Lebensgrundlage für neun Mädchen werden sollen, erklärt sie: „Sie wurden in der Nähschule ausgebildet und sind jetzt fast fertig. So können sie Einheimischen, aber auch Touristen ihre Dienste anbieten und ihnen Kleider schneidern.“

Lesen Sie auch: Wer spendet für neue Küche? Kita St. Franziskus kann Möbel und Geräte selbst nicht finanzieren

Doch woher kommt das Geld für all diese kleinen und großen Anschaffungen? Sechs Jahre lang, seit dem letzten Besuch 2017, hat die Neumarkterin gesammelt, unermüdlich auf Flohmärkten für den guten Zweck verkauft, Garagenflohmärkte organisiert, zum Teil sehr hohe Spenden von Freunden und Bekannten bekommen, die an ihren Geburtstagen gesammelt haben. Auch sie selbst stellte lieber eine Spendendose auf, statt sich beschenken zu lassen.

Viele Jahre als Hebamme gearbeitet

Die Verbindung nach Tansania wurzelt in einer Begegnung mit der tansanischen Schwester Veronica. Mit ihr lernte Elisabeth Ostalecki 1966 in Bamberg in der Hebammenschule. Später verloren sich die beiden aus den Augen, trafen sich aber wieder, als Veronica im Kloster St. Josef zu Gast war.

Dabei erfuhr die Neumarkterin von den Nöten der tansanischen Missionsschwestern – und versuchte zu helfen. Sie selbst arbeitete viele Jahrzehnte als Hebamme im Neumarkter Krankenhaus und erhielt vom Klinikum ausrangierte Krankenbetten und medizinische Geräte, um sie nach Ostafrika zu schicken.

Nächster Besuch: „Wenn ich wieder genug gesammelt habe“

Denn dort hatte Veronica, inzwischen Generaloberin ihres Ordens, 32 Ambulanzen rund um die Stadt Morogoro im Süden Tansanias aufgebaut, teils weit abgelegen. 2005 ging der erste Container mit Spendengütern auf die Reise. Seitdem unterstützen die Neumarkterin und mit ihr viele Helfer und Spender die Projekte.

2020 starb Schwester Veronica mit 85 Jahren. Ihre Aufgaben hat Schwester Sabina übernommen. Sie hat ebenfalls in Bamberg Hebamme gelernt, weiß Elisabeth Ostalecki. Auch zu ihr hält die Neumarkterin regen Kontakt und will sie bald wieder besuchen, sofern sie weiterhin fit genug dafür ist. Aber: „Erst, wenn ich wieder genug gesammelt habe.“ Mit leeren Händen wolle sie nämlich nicht kommen. Und es gebe noch so viel zu tun.

Gut zu wissen

Vortrag: Wer mehr über das afrikanische Land Tansania und seine Menschen sowie die Hilfsprojekte der Neumarkterin dort erfahren will, den laden Elisabeth Ostalecki und ihre Reisebegleiter zu einem Filmvortrag ein.

Termin: Der Vortrag findet am Mittwoch, 6. März, im Johanneszentrum (Ringstraße) statt und beginnt um 19 Uhr.