Seelsorger feierte 90. Geburtstag
Als „WAA-Pfarrer“ ist Leo Feichtmeier aus Nittenau unvergessen

31.07.2023 | Stand 13.09.2023, 1:53 Uhr
Simon Heimerl

Der Jubilar (2. v. l.) beim Gottesdienst mit Stadtpfarrer Adolf Schöls, Jesuitenpater Christian Braunigger, Pfarrer Eduard Feichtmeier und Pfarrer Andreas Schlagenhaufer (v. l.) Foto: Christian Elsinger

Am Sonntag feierte die Pfarrei Mariä Geburt den 90. Geburtstag des Ruhestandspfarrers und Nittenauer Stadtoriginals Leo Feichtmeier. Der Geistliche war besonders als lautstarker Gegner der Wiederaufarbeitungsanlage (WAA) Wackersdorf in 1980er Jahren bekanntgeworden.



Als Konzelebranten feierten gemeinsam mit dem Jubilar der scheidende Stadtpfarrer Adolf Schöls, Jesuitenpater Christian Braunigger sowie Pfarrer und WAA-Widerständler Andreas Schlagenhaufer. Auch der Bruder des Geehrten, Pfarrer Eduard Feichtmeier, war gekommen.

Feichtmeier hatte einen großen Teil seiner Priesterausbildung bei den Jesuiten absolviert, bevor er sich dazu entschied, Diözesangeistlicher zu werden. Bis heute praktiziert er regelmäßig Exerzitien, also Einkehrtage, nach dem Vorbild des Ordens. Aus diesem Grund sprach Jesuitenpater Braunigger über den Ordensgründer Ignatius von Loyola, einem baskischen Adligen der frühen Neuzeit. Dieser habe sich zur Gründung der Gemeinschaft, die offiziell Societas Jesu (Gesellschaft Jesu) heißt, durch den Gedanken anleiten lassen, warum Gott es für nötig gehalten habe, Mensch zu werden: Gott habe den Zustand der Welt und der Menschen bemitleidenswert gefunden. Darum widme sich der Jesuitenorden dem Ziel, die Welt entsprechend dem Anspruch Gottes zu verbessern. Feichtmeier habe sich sein ganzes Leben lang den Verhältnissen der Zeit nicht verschlossen und auf eine bessere Welt gedrängt.

Ein Seelsorger, der begeistern kann



Stadtpfarrer Schöls dankte dem Jubilar für seinen Einsatz, die WAA abzuwenden. Auch seine Tätigkeit als Ruhestandsgeistlicher in diesem hohen Alter – so feiert Feichtmeier noch regelmäßig Gottesdienste in der Gemeinde – verdiene hohe Anerkennung. Durch seine anschaulichen Predigten, so Pfarrgemeinderatssprecherin Julia Faltermeier, habe Feichtmeier immer wieder die Menschen begeistert. Er verfüge über ein erstaunliches Wissen, das er stets plastisch und aufschlussreich an die Gläubigen weitergeben könne.

Bürgermeister Benjamin Boml (FW) lobte den Seelsorger ebenfalls: Seit mehr als einem halben Jahrhundert habe er die Stadt Nittenau geprägt. Auf zahlreiche Schülerjahrgänge des Regental-Gymnasiums, wo Feichtmeier zum Schuldienst eingesetzt war, habe er Einfluss nehmen können. Boml bezeichnete Feichtmeier, der vor zwei Jahren die Verdienstmedaille des Landkreises erhielt, als achtsamen Demokraten und wachsamen Mahner vor den Schrecken der Hitler-Zeit. „Gäbe es mehr Menschen wie Sie, hätten wir viele Probleme nicht, die wir in Deutschland haben“, sagte der Bürgermeister.

Viele Andachten am Franziskusmarterl



Pfarrer Schlagenhaufer, der damals mit Feichtmeier gegen die WAA kämpfte, erinnerte an die Andachten am dortigen Franziskusmarterl, zu denen der Geistliche sonntags einlud, um mit den Gläubigen an den Bauzaun der Anlage zu ziehen. Dafür habe Feichtmeier von Staat und Kirche Repressalien, etwa ein Disziplinarverfahren wegen angeblicher Agitation, erdulden müssen. Im Aktionskreis Regensburg, einer reformorientierten Gemeinschaft von Laien und Priestern, sei Feichtmeier trotz seines hohen Alters noch immer aktiv, hob Schlagenhaufer hervor.

Zu den Gratulanten, die sich nach dem Gottesdienst an den Seelsorger wandten, gehörten Kirchenpfleger Christian Elsinger, zahlreiche Pfarrgemeinderäte, Stadträte und Altbürgermeister Karl Bley (SPD). Die Pfarrgemeinde lud zum Stehempfang vor dem Pfarrheim.