Etwas Besonderes ist der Kompostierungsstall, den Kerstin und Johannes Dirschwigl 2018 in Oberkatzbach in der Gemeinde Guteneck gebaut haben. Er ist ein wahrer Wohlfühlort für die Kühe der Familie, denn er erlaubt den Tieren, ihr natürliches Sozialverhalten auszuleben.
Es gibt dort die Coolen, die Beliebten mit vielen Freunden und die Einzelgänger. Aber nicht von einem Pausenhof ist da die Rede, sondern vom Kompostierungsstall der Dirschwigls. Er ist der einzige seiner Art im Schwandorfer Landkreis, heißt es in einer Mitteilung des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Regensburg-Schwandorf. Herbert Wendl vom AELF hat das Landwirtspaar auf dem Weg zu seinem besonderen Stall beratend begleitet.
Die Kühe können in dem Stall als Herde leben – genau so wie draußen
„Unsere Milchkühe stehen immer auf der Weide – 365 Tage im Jahr“, sagt Johannes Dirschwigl. Von einer Plattform aus schaut er auf seine Tiere, die sich am frühen Nachmittag einer kleinen Siesta hingeben und wiederkäuend bunt verteilt im Stall liegen. In der Mitte steht ein Heuballen, von dem ab und an eine Kuh noch ein Büschel wegzupft. Denkt man sich den Stall weg, könnten die Kühe so auch gemütlich auf einer Wiese liegen. „Sie können hier als Herde auftreten, so wie sie es draußen machen würden“, sagt Kerstin Dirschwigl.
Lesen Sie auch ein Porträt über Kerstin Dirschwigl: Von der Schaustellerin zur Bäuerin – Kerstin Dirschwigl hat sich in einen Landwirt verliebt. Mit ihm hat sie in Oberkatzbach (Guteneck) einen Kompoststall gebaut.
Der Boden aus Sägespänen und Einstreu muss regelmäßig bearbeitet werden
Allein: Der Untergrund ist nicht saftig grün. Er besteht aus einem Gemisch von Sägespänen und etwas Einstreu, das etwa 50 Zentimeter tief ist. Zweimal am Tag bearbeitet Landwirt Dirschwigl die 700Quadratmeter große Liegefläche mit einem Grubber. Die Kompostbakterien erhalten so den Sauerstoff, den sie für den Abbauprozess benötigen. So bleibt der typische Stallgeruch aus. Es riecht eher wie Blumenerde von der Gärtnerei.
Dass es den Kühen hier gut geht, ist für Johannes und Kerstin Dirschwigl augenfällig. „Sauberer, gesünder und älter“ seien sie im Kompoststall. Das liegt daran, dass dieser die sechs Freiheiten der Weide in den Stall bringt, erklärt Berater Wendl. Dazu zählen Futter in bester Qualität, ständiger Zugang zu Trinkwasser, Licht, Luft, Ruhe und ein guter Liegebereich. Sie dienen als wichtige Kriterien, um Tierwohl im Milchviehstall zu bewerten.
Die Umsetzung eines solchen Stall-Projekts steht und fällt mit der Einstreu
Besonders in den Punkten Ruhe und guter Liegebereich habe der Kompoststall dem herkömmlichen Laufstall einiges voraus. Tauglich für die breite Masse sei er dennoch nicht. Das Konzept steht und fällt mit der Einstreu. „Auf dem Holzmarkt herrscht hohe Nachfrage nach Sägespänen, die auch zum Heizen verwendet werden können“, so Wendl. Landwirte, die sich für einen Kompoststall entscheiden, müssten zuerst einen zuverlässigen und dauerhaften Zulieferer finden.
Das könnte Sie auch interessieren: Kritik am geplanten Tierschutzgesetz: Bauernverband fürchtet im Landkreis Schwandorf um 300 Höfe
Zu den Kommentaren