Tscheif tanzte mit einer Litfaßsäule
Klaus Sauerbeck erzählte bei MusiTexticals in Burglengenfeld Geschichten aus seinem neuen Buch

25.03.2024 | Stand 25.03.2024, 11:00 Uhr
Josef Schaller

Im Bürgertreff erzählte der Autor (r.) im Rahmen der Aufführung seine leidenschaftlichen Geschichten aus dem Tanzkurs. Begleitet wurde er dabei von der Band Cappuccino mit den Interpreten Max Loy (l.) und Heidi Gügel-Wagner. Foto: Josef Schaller

Es war ein toller Abend mit unglaublichen Geschichten und zauberhafter Tanzmusik, den die 60 Besucher am Samstagabend im Bürgertreff in einem Wohnzimmer-Wohlfühl-Ambiente erleben durften.

Klaus Sauerbeck, alias Tscheif, erzählte in seinem neuesten MusiTextical amüsante Geschichten, die er in seinen vielen Jahren als Tanzsportler erlebt hat.

Tanzband Cappuccino sorgte für musikalische Unterhaltung



Musikalisch begleitet wurde er dabei von der Tanzband Cappuccino. Veranstalter und die Leiterin der Einrichtung, Tina Kolb, hatten alles getan, um für die Gäste eine angenehme Atmosphäre zu schaffen. Anstatt auf eng aneinander gereihten harten Stühlen konnten es sich die Gäste in weichen roten Sesseln gemütlich machen, die im Halbkreis um kleine Tischchen platziert waren. Es fehlte nur noch ein Glas Wein. Aber auch für das war gesorgt.

Tscheif der unbegabteste Tanzschüler



„Herr Tscheif, das war einzigartig und fantastisch. Sie sind der beste Tänzer, den wir jemals gesehen haben.“ Dieses Lob der Wettkampf-Jury hat ihn so erschrocken, dass er abrupt aus seinem Traum gerissen wurde. In Wirklichkeit ist Tscheif nämlich nur ein Tanzschüler, sogar der unbegabteste Tanzschüler Deutschlands. Tscheif wird er deswegen genannt, weil er sich beim Jive (Tanzstil) am wenigsten blöd anstellt. Bei der Schreibweise seines Namens orientiert er sich an den Schauspieler Günther Maria Halmer, der sich in den „Münchner Geschichten“ Tscharlie nannte.

Angefangen hat der vergnügliche Abend aber mit dem Wiener Walzer „An der schönen blauen Donau“. Der Wiener Walzer soll übrigens der schnellste Tanz des Welttanzprogramms sein – sagt zumindest Tscheif. Und der muss es wissen. Immerhin hat er bereits 15 Anfängerkurse hinter sich. Es folgte ein Quickstep, für Oberpfälzer eher ungeeignet, wie Tscheif meint. Der Tanz soll nämlich überschwängliche Lebensfreude zum Ausdruck bringen. Und das könne man einem oberpfälzer Naturell auf keinen Fall abverlangen. Vor allem dann nicht, wenn man sich dazu auch noch vorstellen solle, mit einer Litfaßsäule zu tanzen, wie der Trainer forderte. Gemeint hat er damit, dass sich der obere Teil des Körpers beim Tanz nicht verbiegen solle.

Der Oberpfälzer ist überfordert



Auch der Slowfox oder „Amourhadscher“, wie ihn Tscheif nennt, gehört nicht zu seinen Lieblingstänzen. Im Sinne des ganzheitlichen Denkens verstehe er sich nämlich als Einheit mit sich selbst. Der Trainer wolle aber, dass er Mehrere sei, die sich unabhängig voneinander bewegen sollen. Etwa dann, wenn die Anweisung lautet: Füße in Tanzrichtung, Körper parallel zur Wand, Kopf links. Dass das oberpfälzer Gemüt beim Tanztraining bisweilen intellektuell und emotional überfordert ist, zeige sich auch beim Tango, der als feurig beschrieben werde und „mitunter sexuelles Verlangen andeutet“.

Tscheif den Discofox genau wenig wie die Tanzlehrerin



Mit dem Twist kann der Tscheif schon eher was anfangen. „Getrennt tanzen, das klingt gut“, sagt Tscheif. Sozusagen „ohne störende Tanzgeräte“, womit er die Tanzpartnerinnen meint.

Discofox dagegen mag er gar nicht. Der Tanzstil sei ein Angeber und Dieb, so Tscheif. Er habe nämlich keine eigenen technischen Elemente, sondern alles von anderen Tänzen gestohlen. Gestohlen bleiben könne ihm auch die Tanzlehrerin Renate. Von ihr stamme nämlich der Spruch: „Wenn ihr beim Tanzen Spaß haben wollt, bin ich die falsche Trainerin.“ Der Hosentürlwetzer, wie der Blues in Bayern auch genannt wird, sei ihm da schon viel sympathischer. Das liege aber nicht an der „subtilen körperlichen Kommunikation“, wie Tscheif das Aneinanderschmiegen beim Engtanzen bezeichnet, obwohl ihm das auch gefalle, sondern daran, dass es beim Blues nicht so genau mit den Schritten geht. Da könne man etwas schlampern.

Heiße Blicke beim Rumba



Der erotischte Tanz überhaupt ist der Rumba, sagt Tscheif. Die Paare werfen sich dabei heiße Blicke zu. Doch das führe in der Tanzprobe immer wieder zu Problemen. „Wir Oberpfälzer werfen nicht mit heißen Blicken, wir schauen halt“, klärt Tscheif auf, obwohl er insgeheim schon darauf hoffe, dass ihm seine Frau irgendwann mal fragen werde: „Hey Rumba-Boy, hast du mir gerade einen heißen Blick zugeworfen?“ Und er wüsste auch schon, was er antworten würde: „Ja, du heißes Girl. Denn du bist meine Rumba-Königin.“

Die Idee kam beim Schreiben



Das MusiTextical orientiert sich auch an seinem neuen Buch „Der Nabel des Herrn bringt freie Sicht“, das Sauerbeck Anfang März herausgebracht hat und in dem er amüsante Geschichten aus dem Tanzsport verfasst hat. Beim Schreiben des Buches sei ihm die Idee gekommen, darüber auch ein MusiTextical zu machen und habe dabei sofort an die Tanzband Cappuccino gedacht, wie der Burglengenfelder im Vorfeld der Premierenaufführung betonte.

Max Loy, der Bandleader der Tanzband, und er seien bei einem ersten Treffen sofort auf einer Wellenlänge gewesen. Vergangenen Sommer habe man damit begonnen, das Programm für das MusiTextical auszuarbeiten.