Deutliche Kritik an der AfD
Mahnwache in Neunburg: 250 Menschen setzten Zeichen für Toleranz und Demokratie

27.03.2024 | Stand 27.03.2024, 17:32 Uhr
Ralf Gohlke

Die Initiatoren und Redner Joachim Hanisch, Jakob Scharf und Pfarrer Gerhard Beck (3., 4. und 5. v. r.) sowie Franz Schindler (4. v. l.) waren sichtlich zufrieden mit dem Verlauf. Foto: Ralf Gohlke

Mit Einigkeit über die Parteigrenzen hinweg verlief am Dienstag eine Mahnwache auf dem Vorplatz der Schwarzachtalhalle. Rund 250Bürger aus Neunburg und dem Umland, aber auch bis Burglengenfeld beteiligten sich an der Demonstration für Toleranz und Demokratie.

Der Appell richtete sich vor allem an jene, die sich selbst nicht als Nazis betrachten, sondern die AfD aus Protest gegen die etablierten Parteien wählen, ohne sich über die Konsequenzen im Klaren zu sein.

Bürgermeister Martin Birner (CSU) begrüßte eine Reihe altgediente Kommunalpolitiker und ehemalige Landtagsabgeordnete. Er sah es als Ehre, mit ihnen ein Zeichen für Menschlichkeit, Respekt und Vielfalt zu setzten. In einer Zeit, in der die Welt von Unsicherheit und Spaltung geprägt sei, sei dieses Zusammenstehen umso wichtiger.

Bürgermeister Martin Birner appelliert: „Brücken bauen“

Es liege es an jedem Einzelnen, jene Werte zu Verteidigen, die diese Gemeinschaft ausmachten. Toleranz bedeute, andere Meinungen zu akzeptieren, aktiv zuzuhören, zu verstehen und Brücken zu bauen – anstatt Mauern zu errichten. „Wir müssen uns gegenseitig respektieren – unabhängig von Herkunft, Religion, Geschlecht oder politischer Überzeugung.“ Hass und Hetze habe in Neunburg nichts verloren, so Birner.

Demokratie sei kein Selbstläufer. Sie erfordere Engagement, Dialog und Mut, um für diese Überzeugung einzutreten. Die Mahnwache solle ein gemeinsames Zeichen setzen – für eine offene Gesellschaft, in der Vielfalt geschätzt werde, in der sich gegenseitig unterstützt und füreinander eingestanden wird.

Was die AfD heute biete, sei alles andere als eine Alternative, sagte stellvertretender Landrat Jakob Scharf (CSU). Jetzt sei es an der Zeit, deutlich „Nein“ zu sagen. Er erinnerte an die Machtübernahme der Nazis vor dem Zweiten Weltkrieg und sagte deutlich: „Nationalsozialismus führt zur Diktatur.“ Daher mahnte er die reinen Protestwähler, sich nicht zu „Steigbügelhaltern von Höcke“ degradieren zu lassen. So bunt die Parteifarben auch sind, blau (also die AfD) dürfe nie mehr eine Mehrheit bekommen.

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„Es ist traurig, dass wir jetzt so um unsere Demokratie kämpfen müssen“, sagte der ehemalige FW-Landtagsabgeordnete Joachim Hanisch. Spätestens seit dem Potsdamer Treffen, bei dem die Vertreibung von Millionen Menschen aus Deutschland diskutiert wurde, stehe fest, dass die AfD rechtsextrem ist. Zum Glück sei die Demokratie dagegen nicht wehrlos. Hanisch bedauerte allerdings, dass der Rechtsruck diesmal nicht von Randgruppen, sondern aus der Mitte der Gesellschaft komme – basierend auf dem Misstrauen gegen die offizielle Politik. Umso wichtiger sei es, den Menschen zu zeigen, was Demokratie bedeute. Dass inzwischen eine große Zahl von Menschen gegen die AfD auf die Straßen ginge, habe viele wachgerüttelt. Es sei wichtig, zu zeigen, dass der feste Wille bestehe, sich nicht spalten zulassen. Auch wenn die Demokratie nicht perfekt sei, sei sie doch das Beste, was Deutschland habe.

Viel Applaus für die Reden



Der frühere SPD-Landtagsabgeordnete Franz Schindler ging auf die historische Entwicklung des Nationalsozialismus ein. Der Widerstand hätte 1928 einsetzen müssen, denn 1933 sei es zu spät gewesen – mit den bekannten, tragischen Folgen.

Schindler berief sich auf ein Zitat des Schriftstellers Erich Kästner, als er an die Teilnehmer appellierte: „Alle tragen die Verantwortung, den Schneeball rechtzeitig zu zertreten, bevor er zur Lawine wird.“

Der Evangelische Stadtpfarrer Gerhard Beck wandte sich insbesondere dem Thema Migration zu. Er zitierte die Bibel, sprach aber auch die Situation in Neunburg nach dem Zweiten Weltkrieg an.



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Mit großem Applaus wurden die Redebeiträge aufgenommen, ebenso wie Lieder von Steffi Heelein und Jürgen Zach. Die Vertreter der Stadt kündigten zudem an, sich zu überlegen, ob die Schwarzachtalhalle denn auch künftig Veranstaltungsort für ein „Bürgergespräch“ der AfD sein sollte.