Wiesenmeisterschaft
Auf der Suche nach der besten Wiese: Jury besuchte vier Landwirte im Landkreis

12.06.2023 | Stand 14.09.2023, 23:32 Uhr

Wer wird Wiesen-Meister 2023? Darüber entscheidet unter anderem Jurorin Inge Steidl. Hier inspiziert sie gerade die Weide von Landwirt Franz Geitner in Wolfersdorf bei Kastl. Fotos: Artur Schmidt

Amberg-Sulzbach. Bei einer Rundfahrt durch die Ökomodellregionen Amberg-Sulzbach/Amberg und Neumarkt begutachtete kürzlich eine Fachjury fünf ausgewählte Wiesen, vier davon aus dem Amberg-Sulzbacher Land. Aus diesen werden die Gewinner der Wiesenmeisterschaft 2023, die von der Landesanstalt für Landwirtschaft und dem Bund Naturschutz in Bayern gemeinsam veranstaltet wird, gewählt.

Mit dem Wettbewerb sollen die Leistungen der Landwirte für die Erhaltung der Artenvielfalt durch eine besonders umweltgerechte Bewirtschaftung von Wiesen und Weiden gewürdigt werden, heißt es in einer Pressemitteilung des Bund Naturschutz. Bei der inzwischen dreizehnten Ausgabe des Wettbewerbs, die in diesem Jahr in den Ökomodellregionen Neumarkt und Amberg-Sulzbach stattfindet, hatten sich 47 Landwirte mit ihren Wiesen angemeldet.

33 davon wurden ab Anfang Mai von der Landschaftsplanerin Inge Steidl im Auftrag der Veranstalter begangen und anhand eines Punktesystems bewertet. Dabei wurde auf jeder Wiese erfasst, welche verschiedenen Arten von Kräutern dort wachsen. Aber nicht nur die Artenvielfalt auf der Wiese, sondern auch der Futterertrag und der kulturlandschaftliche Wert wurden dokumentiert und bewertet. Aus der erreichten Punktezahl wurden die besten fünf Wiesen ermittelt, die nun von der Jury begutachtet wurden.

Experten aus der Landwirtschaft und dem Naturschutz



Die Gewinner werden erst im Rahmen einer Festveranstaltung am 26. September im Kloster Ensdorf bekannt gegeben. In der Jury wirken Expertinnen und Experten aus Naturschutz und Landwirtschaft mit, und zwar: Tobias Maul, Höhere Naturschutzbehörde an der Regierung der Oberpfalz, Harald Gebhardt, Behördenleiter am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Amberg-Neumarkt, Josef Schmid, Landwirt aus dem Landkreis Tirschenreuth und Wiesenmeister 2014, Sabine Heinz, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Inge Steidl, Landschaftsplanerin und Christine Hertrich, Agrarreferentin des Bund Naturschutz in Bayern.

Im Markt Kastl besuchte die Jury Franz Geitner in Wolfersdorf. Er bewirtschaftet einen 35Hektar großen Ackermischbetrieb im Nebenerwerb (ohne Tierhaltung), etwa fünf Hektar sind Grünland, die zur Heutrocknung und Erzeugung von Pferdecobs genutzt werden.

Im Wettbewerb beworben hat sich Geitner mit einer artenreichen Fettwiese, die 3,2Hektar groß ist und eine Hecke über die gesamte Länge sowie einen kleinen Quellsumpf hat. Die Wiese ist seit 20 Jahren ungedüngt und steht unter Vertragsnaturschutz. Als kennzeichnende Arten gelten unter anderem Schafgarbe, Wiesen-Pippau, Wiesen-Labkraut, Witwenblume, Knöllchen-Steinbrech, Hornklee und Glockenblumen.

Fettwiesen mit reicher Artenvielfalt



Eine weitere Station war Roland Heldrich in Frechetsfeld (Gemeinde Birgland). Er betreibt einen Mutterkuhbetrieb im Vollerwerb, der 53 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche, davon 23 Hektar Grünland, umfasst. Sein Wettbewerbsbeitrag ist eine Fettwiese mit Übergängen zu Halbtrockenrasen (0,72 Hektar). Kennzeichnende Arten sind Wiesen-Pippau, Wiesen-Labkraut, Witwenblume, Herbst-Löwenzahn, Acker-Vergißmeinnicht, Knöllchen-Steinbrech, Hornklee sowie unter anderem Schopfiges Kreuzblümchen.

Norbert Uebler in Riglashof in Hirschbach betreibt Rinderzucht/Bullenmast im Nebenerwerb. Sein Betrieb hat 82Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche, davon 53 Hektar Grünland.Besichtigt hat die Jury eine etwa acht Hektar große Fettweide in Terrassenlandschaft mit Hecken und alten Obstbäumen. Dort wachsen unter anderem Schafgarbe, Wiesen-Labkraut, Witwenblume, Margerite und Fadenklee.

Martin Pickel in Großenfalz (Stadt Sulzbach-Rosenberg) hat einen Ackermischbetrieb ohne Tierhaltung mit Pferdeheuerzeugung im Nebenerwerb. Von seinen 46,5 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche sind 22 Hektar Grünland. Die Wiesen sind EU-Bio-zertifiziert. Bei der von ihm vorgestellten Fläche handelt es sich um eine Fettwiese mit Säumen, die in einem Naturschutzgebiet liegt. Kennzeichnende Arten: Schafgarbe, Wiesen-Flockenblume, Wiesen-Labkraut, Herbst-Löwenzahn, Margerite, Knöllchen-Steinbrech, Fadenklee, Wilder Oregano. „Eine attraktive Förderung ist wichtig und muss weiter sichergestellt werden, denn die Landwirte verzichten durch die spätere Mahd und die reduzierte Düngung auf Ertrag und müssen mehr Zeit aufwenden, um zum Beispiel steile Hanglagen zu mähen“, sagt Christine Hertrich, Agrarreferentin des BN.

Eine verbesserte Beratung

Durch die Ausbildung der Ansprechpartner für die Wildlebensraumberatung an den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten trägt die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft zur verbesserten Beratung der Landwirte bei. „Sie unterstützt Landwirte beispielsweise bei der ergebnisorientierten Grünlandnutzung, die seit diesem Jahr über Ökoregelungen gefördert wird. Dabei sind die Landwirte nicht an strikte Mahdzeitpunkte oder Düngeverbote gebunden, sondern die Artenvielfalt wird über den Nachweis von vier Kennarten direkt honoriert“, erläutert Sabine Heinz vom Institut für Agrarökologie der LfL.

In den beiden Ökomodellregionen Amberg-Sulzbach und Neumarkt wurden insgesamt 33 Betriebe, darunter nur zwei Vollerwerbsbetriebe, begutachtet. Bei den meisten (16) handelt es sich um Ackermisch- oder reine Grünlandbetriebe ohne eigene Tierhaltung, die auf ihren Wiesen Pferdeheu produzieren. Fünf Betriebe halten Schafe, hauptsächlich zur Zucht. Hinzu kommen vier Rindermastbetriebe, zwei Milchviehhalter, zwei Mutterkuhbetriebe, zwei Pferdezüchter bzw. Pensionsviehhalter und jeweils ein Betrieb mit Rot- bzw. Damwildhaltung. Elf Betriebe wirtschaften ökologisch.

Heimische Biotope sind stark gefährdet



Rückgang: Extensiv genutzte Wiesen, also Wiesen die weniger gedüngt und später sowie seltener gemäht werden, gehören zu den artenreichsten Biotoptypen in Bayern. Doch diese wertvollen Wiesen und Weiden sind stark im Rückgang begriffen. Viele landwirtschaftliche Betriebe haben ihre Tierhaltung aufgegeben und können deshalb das Grünland nicht mehr als Futter verwerten. Andererseits sind Betriebe mit Milchviehhaltung aufgrund niedriger Erzeugerpreise für Milch dazu gezwungen, intensiv zu düngen und häufig zu mähen, um ausreichend Futter für die Kühe zu produzieren.

Wichtigkeit: Von den etwa 2700 in Bayern heimischen Farn- und Blütenpflanzen kommt die Hälfte auf Dauergrünlandflächen vor. 53 Prozent davon sind nach Angaben des bayerischen Umweltministeriums in ihrem Fortbestand bedroht. Von den Wiesenblumen ist wiederum eine Vielzahl von Insekten abhängig.