Fasching
Seit 55 Jahren sind die Hexen in Schmidmühlen am gschmalznen Freitag unterwegs

09.02.2024 | Stand 09.02.2024, 17:37 Uhr
Paul Böhm

Als einziger Mann führte Hausmusikant Florian Gröninger die 80 Teilnehmerinnen durch die Straßen. Foto: Paul Böhm

Heuer sind es 55 Jahre, dass die Schmidmühlener Hexen diesem Brauchtum frönen. Oberhexe Martina Wiesner kümmert sich seit 18Jahren, dass der Laden läuft.

Seit 1969 gehört das Hexentreiben in Schmidmühlen zum festen Bestandteil des Faschingsgeschehens im Markt, und der Zuspruch war auch heuer wieder ungebrochen. Am schmalznen Freitag, wie der Faschingsfreitag im Volksmund genannt wird, hat es wieder dieses Spektakel gegeben. Knapp 80 Teilnehmerinnen haben sich heuer von Anfang an in den Hexen-Zug eingereiht, um einige unbeschwerte Faschingsstunden zu erleben. Es ist ihr Tag und da versucht auch keiner dran zu rütteln. Vor 55Jahren wurde diese Schmidmühlener Hexengilde als ein Gegenstück zum Fischzug ins Leben gerufen, bekommt man es immer wieder erzählt.

Treffpunkt ist bekannt

Das Faschingsgeschehen in Schmidmühlen war am Freitag wieder fest in Hexenhand, sowie es schon seit der Gründerzeit der Brauch ist. Eingeladen wird zum Hexenfreitag per WhatsApp, erzählt Oberhexe Martina Wiesner, die schon seit langen Jahren dem närrischen Treiben vorsteht, oder man hat es schon im Blut. Den Treffpunkt um „Oans“ in der Langbruck, so hieß damals die untere Hauptstraße, braucht man nicht groß einzusagen. Da finden alle zusammen und dazukommt als einziger Mann der Brettl-Spitzen-Musikant Florian Gröninger als Hausmusikant der närrischen Gilde. „Hier bin schon seit etwa 15Jahren als Hausmusikant engagiert. Das verbindet mit vielen schönen Zeiten, die wir gemeinsam erleben konnten“, schwärmt er.

Fantasievoll und ein wenig extravagant waren die Kostümierungen. Mit spitzem Hut und weitem Rock, drei Pullover darunter, eine wilde Mähne, schwarze Zähne und gruselig grün-gelb geschminkten Gesichtern machte sich der Hexenpulk zu Fuß auf den Weg durch den Markt. Mitten drin im Treiben konnte man auch Karin Braun, die mit Abstand dienstälteste Teilnehmerin ausmachen.

Wie Wiesner erzählt, ist man in der Gründerzeit noch mit einem Bulldog-Gespann zu einigen Stationen gefahren, doch jetzt ist man immer zu Fuß unterwegs. Wie man sehen konnte, war es für die Hexen ein Leichtes, auf den Katzenbuckel-Pflastersteinen zu tanzen und lustig zu sein. Doch ab und zu zeigen sie einem widerspenstigen Mannsbild, wo der Bartel den Most holt. Dann spielt ihr Straßenmusikant Gröninger zünftig zum Straßentanz auf und es geht weiter im fastnächtlichen Treiben durch den Markt.

Reden und tanzen erlaubt

So alt wie der Fischzug ist, ist das Hexentreiben nicht. Aber genauso schön, findet die Oberhexe. „Mit dem Unterschied, dass man bei uns immer reden, tanzen und lustig sein kann, währen dies alles beim Fischzug mit einer Strafe von fünf Euro belegt wird.

Ihr Weg ist fast immer gleich. Nur die Einkehrstationen haben sich im Laufe der Jahre geändert. „Manchmal gibt es auch ein Professorium“, sagt die Oberhexe. Aber die Zahl der Einkehrstationen sei trotzdem recht passabel geblieben, erzählt Wiesner. Überall wo sie Einkehr halten, werden sie willkommen geheißen und feudal bewirtet.

Spät am Abend lodern dann noch ein paar Strohballen am Hammerplatz als Zeichen der Winterverbrennung und der Hoffnung, dass bald das Frühjahr kommen möge, auf. Endstation war auch heuer wieder beim Ochsenwirt, wo man noch schnell bei der kurzfristig angesetzten Stammtisch-Party vorbeigeschaut hat.