Job-Turbo für Flüchtlinge
Wie die Ukrainerin Nataliia Shevchenko in Amberg Arbeit fand

16.04.2024 | Stand 16.04.2024, 15:00 Uhr

Wie kann eine schnelle Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt gelingen? Darüber berichteten aus de Praxis: Rainer Liermann, Stefanie Neufeld, Elisabeth Aldefeld, Nataliia Shevchenko, Manfred Tröppl und Peter Blendowski (v. l.). Foto: Andre Stephan-Park

Das Traditionsunternehmen Fisch Engert bietet in der Stadt Amberg seit 80 Jahren Fischspezialitäten an. Rund 30 Mitarbeiter sind im Verkauf, in der Produktzubereitung, im Büro oder in der Logistik für den Delikatessen- und Fischhändler tätig. Die Ukrainerin Nataliia Shevchenko ist eine der Mitarbeiterinnen, heißt es in einer Pressemitteilung der Agentur für Arbeit Amberg und Sulzbach-Rosenberg.

„Frau Shevchenko bleibt in Stresssituationen ruhig, denkt immer mit und versteht komplexe Abläufe perfekt. Mehr kann man sich als Arbeitgeber nicht wünschen“, wird Elisabeth Aldefeld, Inhaberin von Fisch Engert, in der Mitteilung zitiert. Darüber, ob sie eine Mitarbeiterin aus der Ukraine einstellen möchte, musste die Geschäftsfrau nicht lange nachdenken. „Wir sind für jede und jeden offen. Wir denken nicht in Grenzen“, betont die Firmeninhaberin.

Weiterbildung in Deutschland

Wie das Arbeitsamt weiter mitteilt, hat Shevchenko bereits in der Ukraine Kenntnisse in der Buchhaltung erworben. In Deutschland hat sie sich mit Hilfe des Jobcenters sowie des ISE Sprach- und Berufsbildungszentrums zur Fachkraft weitergebildet. Zunächst besuchte Shevchenko einen Deutschkurs. Darauf folgte eine vom Jobcenter finanziell geförderte Qualifizierung zur Buchhaltungsfachkraft. Hier lernte die 28-Jährige unter anderem, wie in Deutschland Finanzbuchhaltung funktioniert. Des Weiteren standen EDV-Anwendungen auf dem Lehrplan.

Dazu meint Peter Blendowski, ISE Bildungskoordinator in der Pressemitteilung: „Im Kurs war Frau Shevchenko hoch motiviert und interessiert an der Materie. Sie zeigt beispielhaft, wie wichtig die Förderung der Menschen ist, die zu uns nach Deutschland kommen.“

Nach Angaben der Agentur für Arbeit mache der 28-jährigen Ukrainerin ihre derzeitige Tätigkeit viel Freude. Shevchenko könne sich im Betrieb nicht nur auf Deutsch verständigen, sondern kenne sogar alle Fachwörter für die zahlreichen Produkte. „Oft weiß ich nicht einmal, wie ein bestimmter Fisch in meiner Muttersprache heißt, kenne aber den deutschen Namen ganz genau“, meinte Shevchenko.

Manfred Tröppl, Geschäftsführer der Jobcenter für die Stadt Amberg und den Landkreis Amberg-Sulzbach betont laut Meldung: „Durch ihre Arbeit hat sich Frau Shevchenko einen beeindruckenden Fachwortschatz erworben. Das verlangt einem Respekt ab und verdeutlicht, welchen positiven Effekt die Integration in Arbeit hat.“

Shevchenko fühle sich in Bayern sehr wohl, so die Arbeitsagentur weiter. Sie vermisse aber ihre Familie. „Ich bin ohne meine Familie hierhergekommen. Die Menschen in Deutschland haben mich aber nicht alleine gelassen. Meine Nachbarn fragen, ob sie mir helfen können und wie es mir geht. Dafür bin ich dankbar“, erzählt die Buchhalterin.

Rainer Liermann, Teamleiter Markt und Integration des Jobcenters meint hierzu: „Wir haben die Betreuung unserer Kundinnen und Kunden mit Fluchthintergrund im Rahmen des sogenannten Job-Turbos noch weiter intensiviert. Erfolge wie die Integration von Frau Shevchenko zeigen, dass dies der richtige Weg ist.“

Viele offene Stellen in Region

Und weiter sagt Liermann: „Es gelingt aber nur, wenn alle mitmachen, wenn sowohl die Arbeitgeber Ukrainern eine Chance geben als auch die Betroffenen mit Fleiß und Engagement Bildungsangebote annehmen und sich engagieren.“

Dem schließt sich laut Pressemitteilung auch Stefanie Neufeld, Geschäftsstellenleiterin der Agentur für Arbeit Amberg und Sulzbach-Rosenberg, an: „Wir haben in der Region sehr viele offene Stellen. Entsprechend stellen die Menschen, welche neu zu uns kommen, ein Potential dar, von dem die Arbeitgeber vor Ort profitieren können.“

Für die Firmeninhaberin Aldefeld ist es eine Bestätigung: „Fachkräfte zu finden war in unserer Branche schon immer eine Herausforderung. Es ist in den vergangenen Jahren sicher nicht leichter geworden. Entsprechend sind wir dankbar, mit Frau Shevchenko eine sehr gute Mitarbeiterin gewonnen zu haben.“