Kahlschlag
Rodung aus Sicherheitsgründen: Stadt Regensburg beseitigt Wäldchen bei Kinderhort

27.03.2024 | Stand 27.03.2024, 13:27 Uhr

Baumstümpfe zeugen von dem Wäldchen, das sich bis zur Wohnbebauung erstreckte. Foto: Wendl

Passanten wundern sich seit Kurzem über eine Baumfällaktion, die auf dem Gelände des städtischen Kinderhorts in der Haydnstraße stattgefunden hat. Das steckt dahinter.



Die neue Sichtbeziehung fällt ins Auge: Wer beim städtischen Kinderhort in der Haydnstraße über den Zaun in den Garten schaut, hat seit Kurzem einen freien Blick zur Wohnbebauung auf dem ehemaligen Wollenschläger-Gelände. Das war früher nicht so – weil ein kleines Wäldchen dazwischenlag. Das gibt es jetzt nicht mehr.

Johann Brandl, der Vorsitzende vom Bürgerverein Süd-Ost, hat den Kahlschlag als einer der Ersten bemerkt. „Da wurden sehr viele wertvolle Bäume gefällt“, lautet seine Einschätzung. Die Nachfrage bei der Stadt ergibt, dass 14 Bäume betroffen waren, die unter die Baumschutzverordnung fallen.

Das heißt, die 14 Exemplare hatten auf einer Höhe von einem Meter über dem Boden einen Stammumfang von mindestens 100 Zentimetern. Es handelte sich um die Arten Ahorn, Esche und Robine. Der Blick auf die im Hort-Garten verbliebenen Stümpfe lässt zudem erahnen, dass auch noch kleinere Bäume beseitigt wurden.

Bauschutt im Untergrund



Was war der Grund dafür? „In dem betroffenen Bereich muss ein Geogitter verlegt werden, um den Untergrund zu stabilisieren. In der Vergangenheit wurde eine Auffüllung vorgenommen, die für eine Kinderspielfläche nicht geeignet ist“, führt die Stadt aus. Konkret habe sich Bauschutt im Untergrund befunden, 30 Jahre nach Eröffnung des Horts wird darin nun Gefährdungspotenzial gesehen: „Gegebenenfalls könnte sich jemand an scharfen Gegenständen verletzen.“

Während Bürgerverein-Vorstand Brandl diese Erklärung bereits kennt und als „nicht akzeptabel“ bezeichnet, war Raimund Schoberer, der Kreisvorsitzende vom Bund Naturschutz (BN), bislang nicht über den Fall im Bilde. Nach Studium des vor der Fällaktion entstandenen Luftbilds meint er: „Das ist das in der Tat schon ein kleines Wäldchen. Wenn die Bäume unter die Baumschutzverordnung fielen, dann haben sie auch schon ein deutliches Alter.“ Das viele Grün, das die Anlage vor der Rodung ausgezeichnet hat, bezeichnet er als „eigentlich sehr ideal als Umfeld für einen Kinderhort“.

Raimund Schoberer ist skeptisch



Weil er selbst noch nicht vor Ort war, hält sich Schoberer mit einer definitiven Beurteilung des Vorgangs zurück. Für die Begründung der Stadt hat er dennoch ein eher skeptisches „Na ja" parat. „Wenn es für die Kinder gefährlich ist, hätte es eventuell auch ein oberflächennaher Bodenaustausch getan, ohne die Bäume nachhaltig zu schädigen getan“, kann er sich prinzipiell eine Alternative zur Rodung vorstellen. Sicher ist Schoberer indes in diesem Punkt: „Fakt ist, die Bäume waren klimatisch wichtig; insbesondere auch deshalb, weil sich im Hort ja klimasensible Kinder befinden. Es sollte daher auf jeden Fall gut nachgepflanzt werden.“

Dies stellt die Stadt in Aussicht: „Die Freispielfläche des Kinderhortes soll durch neue Bepflanzungen und Spielgeräte wieder abwechslungsreich gestaltet werden“, lautet die Auskunft. „Durch die geplanten Sanierungsarbeiten kann die Freispielfläche anschließend langfristig vom Kinderhort genutzt werden.“