Halloween-Tragödie
Über 150 Tote: Mindestens 19 Ausländer unter den Opfern der Massenpanik in Seoul

30.10.2022 | Stand 30.10.2022, 9:49 Uhr
Die ersten Blumen liegen vor dem abgesperrten Bereich im Viertel Itaewon in Seoul, in dem die Massenpanik mit mindestens 150 Toten ausbrach. −Foto: afp

Nach derMassenpanik in der südkoreanischen Hauptstadt Seoulist die Anzahl der Todesopfer jüngsten Angaben zufolge auf mehr als 150 Menschen gestiegen. 20 Opfer stammten aus dem Ausland, davon einer aus Österreich.



Der südkoreanische Präsident Yoon Suk-yeol rief am Sonntag Staatstrauer aus und erklärte, die Regierung werde für Beerdigungen der Todesopfer zahlen sowie für die medizinische Behandlung der Verletzten. Weltweit reagierten Politiker wie etwa US-Präsident Joe Biden und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) mit Bestürzung.

Tausende vor allem junge Menschen hatten sich zu den ersten Halloween-Feiern seit Beginn der Corona-Pandemie 2020 am Samstagabend in den engen Straßen des Viertels Itaewon gedrängt. Dabei entstand gegen 22.00 Uhr (Ortszeit)eine Massenpanik.

„Es gab so viele Menschen, die herumgeschubst wurden, und ich wurde in der Menge eingeklemmt und konnte zuerst auch nicht heraus“, sagte der 30-jährige Jeon Ga-eul der Nachrichtenagentur AFP. Er habe das Gefühl gehabt, dass früher oder später ein Unfall passieren würde.

142 Rettungswagen im Einsatz

Zunächst hatte die Feuerwehr von dutzenden Menschen mit Herzstillstand gesprochen. Fotos und Videos zeigten Menschen, die am Boden lagen und von Rettungskräften betreut wurden. Nach Angaben der Feuerwehr waren mehr als 142 Rettungswagen vor Ort. Polizisten sperrten den Unglücksort in dem beliebten Ausgehviertel ab.

Unter den Todesopfern befanden sich laut Feuerwehr 22 Ausländer, das Innenministerium gab die Zahl mit 20 an. Die Opfer stammten den Angaben zufolge aus China, dem Iran, Russland, den USA, Frankreich, Australien, Vietnam, Usbekistan, Norwegen, Kasachstan, Sri Lanka, Thailand und Österreich.

Bislang noch unterschiedliche Opferangaben

Wie Yonhap berichtete, sind nach Angaben der örtlichen Feuerwehrdirektion ein Großteil der Todesopfer Frauen. Demnach gab es zudem 103 Verletzte - das Innenministerium hingegen bezifferte die Anzahl der Verletzten mit 150.

In einem Interview mit dem Lokalsender YTN beschrieb ein Arzt chaotische Szenen von der Tragödie. „Als ich zum ersten Mal Wiederbelebungsmaßnahmen versuchte, lagen zwei Opfer auf dem Bürgersteig. Aber kurz darauf explodierte die Anzahl und übertraf die Anzahl der Ersthelfer vor Ort“, sagte Lee.

Es sei schwer, die Geschehnisse in Worte zu fassen. „Die Gesichter so vieler Opfer waren blass. Ich konnte ihren Puls oder Atmung nicht fühlen und viele von ihnen hatten blutige Nasen. Als ich versuchte, sie wiederzubeleben, pumpte ich auch Blut aus ihrem Mund.“

Präsident Suk-yeol versprach, den Vorfall „gründlich zu untersuchen“ und sicherzustellen, dass so etwas nie wieder passiere. In einer im Fernsehen übertragenen Ansprache an die Nation sagte er am Sonntag: „Im Zentrum von Seoul ist eine Tragödie und Katastrophe geschehen, die nicht hätte passieren dürfen.“ Am Morgen besuchte Suk-yeol den Ort des Geschehens.

Weltweite Bestürzung nach der Massenpanik in SeoulDas Unglück rief weltweit Bestürzung hervor. US-Präsident Biden erklärte, die USA stünden in dieser tragischen Zeit „an der Seite“ Südkoreas. „Wir trauern mit dem Volk der Republik Korea und wünschen allen Verletzten eine schnelle Genesung“, schrieb der Demokrat im Internetdienst Twitter.

„Die tragischen Ereignisse in Seoul erschüttern uns zutiefst“, erklärte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bei Twitter. „Unsere Gedanken sind bei den vielen Opfern und Angehörigen.“ Es sei ein trauriger Tag für Südkorea, fügte Scholz hinzu. „Deutschland steht an ihrer Seite.“ Ähnlich äußerte sich der französische Präsident Emmanuel Macron.

− afp