Gesundheit
Essen mit Demenz als Herausforderung

Das Landesamt für Pflege in Amberg bot einen speziellen Parcours an. Besucher konnten dort Einschränkungen selbst erleben.

23.09.2021 | Stand 16.09.2023, 0:27 Uhr
Sabine Riemer zeigt einem Teilnehmer im Parcours, mit welchen Problemen Menschen mit Demenz beim Essen zu kämpfen haben. −Foto: Stephanie Gräß

Nicht genau zu sehen, was auf dem Teller liegt, kein Gefühl in den Fingern zu haben, um mit dem Besteck umgehen zu können und nicht mehr richtig schmecken können, so oder so ähnlich ist Essen für viele Menschen mit Demenz. Im Rahmen der 2. Bayerischen Demenzwoche konnten jetzt die Besucher im Bayerischen Landesamt für Pflege genau diese Schwierigkeiten von Demenzkranken beim Essen am eigenen Leib erfahren.

Diätassistentin Sabine Riemer hatte dafür einen kleinen Parcours aufgebaut, in dem die Teilnehmer Handschuhe anziehen mussten, die die Motorik einschränkten, eine verschmierte Brille aufsetzen sollten, damit die Sicht eingeschränkt ist und eine Nasenklemme tragen sollten, um den Geschmackssinn auszuschalten. Wie es in einer Pressemitteilung des Bayerischen Landesamts für Pflege weiter hießt, wurde so ausgerüstet gemeinsam gegessen – zumindest wurde es versucht. „Dieser Parcours zeigt Nicht-Betroffenen ganz eindrücklich, mit welchen Problemen Menschen mit Demenz unter anderem beim Essen zu kämpfen haben“, erklärte die Referentin.

Angst vor giftigem Essen

Welche Auswirkungen Demenz noch auf das Essen haben kann, schilderte Sabine Riemer schon vor dem Parcours in ihrem Vortrag. „Oft ist es auch ein Problem, dass Menschen mit Demenz nicht mehr deutlich sagen können, was sie möchten und was nicht und ob sie überhaupt Hunger haben. Viele empfinden Essen beispielsweise auch als giftig.“

Und auch muskuläre Störungen können Menschen mit Demenz zu schaffen machen: „Stellen Sie sich vor, Sie können nicht mehr gut mit Ihrem Besteck umgehen und kleckern ständig beim Essen. Da kann man schnell den Appetit verlieren, wenn man merkt, dass man es nicht mehr schafft, gesellschaftstauglich zu essen und isst lieber gar nichts.“

Deshalb seien Gewichtsverlust und Mangelernährung eine große Gefahr, so die Referentin. Entgegenwirken könne man beispielsweise mit über den Tag verteilten, kalorienreicheren kleinen Portionen. „Es hilft auch, Fingerfood zu servieren. So können Menschen mit Demenz mit den Fingern essen, ohne Angst haben zu müssen, sich zu blamieren, weil sie ohne Besteck essen.“ Am Tisch sollte man außerdem einfach auf die Blumenvase oder andere Dekosachen verzichten. „Das hilft Menschen mit Demenz, besser den Überblick zu behalten.“

Mangelernährung als große Gefahr

Eine spezielle Ernährung, um sich vor Demenz zu schützen, gebe es leider nicht, so Riemer. „Aber man kann trotzdem vorbeugen: Vitamin A, C und E helfen gegen freie Radikale, die die Nerven schädigen. Eine mediterrane Ernährung hilft, das Herzinfarktrisiko und das Risiko einer vaskulären Demenz zu senken. Folsäure baut den Homocystein-Gehalt im Blut ab. Homocystein ist eine Aminosäure, die im Stoffwechsel entsteht und das Alzheimer-Risiko erhöht.“ Folsäure ist beispielsweise in Nüssen, Brokkoli, Spinat oder Hühnerleber enthalten.

Als Fazit gab Sabine Riemer den Teilnehmern mit auf den Weg: „Die Mangelernährung ist im Alter die größte Gefahr. Sie lässt die Sterblichkeitsrate enorm ansteigen. Deshalb ist es das Wichtigste, Appetit, Genuss und Motivation zum Essen aufrecht zu erhalten.“