Wirtschaft in Amberg
IHK-Ausschuss: Alarmierendes Signal für Standort

04.11.2022 | Stand 15.09.2023, 3:01 Uhr
Die Mitglieder des IHK-Ausschusses Industrie, Umwelt, Energie und Technologie konnten im Vorzeige-Werk der „Digitalen Fabrik“ der Siemens AG in Amberg vor Ort erleben, wie der Einsatz von Zukunftstechnologien die Produktivität deutlich steigern können. −Foto: Magdalena Lerchl, IHK

Der IHK-Ausschuss Industrie, Umwelt, Energie und Technologie diskutierte über Energiekrise und künftige Wettbewerbsfähigkeit – und fordert die politischen Vertreter auf, deutliche Signale zu setzen und konkrete Hilfen auf den Weg zu bringen.

Die Energiekrise trifft die Wirtschaft in ihrer vollen Breite. Besonders macht die aktuelle Lage den Industriebetrieben zu schaffen – nicht zuletzt, da diese in einem harten, internationalen Wettbewerb stehen. Die Konkurrenz im Ausland profitiert dabei oftmals von deutlich niedrigeren Energiekosten als hierzulande. Bei den Mitgliedern des Ausschusses Industrie, Umwelt, Energie und Technologie der IHK Regensburg für Oberpfalz/Kelheim stößt die zögerliche Haltung der Politik bei der Bewältigung der Krise auf massives Unverständnis.

Die Unternehmer hatten daher in ihrer Herbstsitzung im Besucherzentrum „The Impulse“ der Siemens AG in Amberg eine klare Botschaft: Um die aktuelle Energiekrise und zukünftige Herausforderungen zu bewältigen, müssen die politischen Entscheider jetzt schnell und entschlossen handeln. Denn es drohen erhebliche Wohlstandsverluste.

Folgen für Arbeitsplätze

„Die exportstarke Industrie ist der Kern vieler Wertschöpfungsketten und war immer das Zugpferd bei Investitionen und Wachstum“, betonte Ausschussvorsitzender Stephan K. Fischer. Ohne eine stabile industrielle Basis würden auch die Geschäfte für unternehmensnahe Dienstleister schwieriger. „Zudem profitieren von der Industrie viele andere Branchen wie der Handel oder das übrige Dienstleistungsgewerbe durch entsprechende Beschäftigungs- und Kaufkrafteffekte.“

Die Tragweite der Krise und der Ernst der Lage müsse den politischen Entscheidern endlich in vollem Umfang klar werden. Jede Verzögerung könne für einen Standort wie den Wirtschaftsraum Oberpfalz-Kelheim, der immerhin die höchste Industriedichte in Bayern aufweist, schwere Folgen haben.

Darauf deuten auch die Daten hin, so IHK-Abteilungsleiter Thomas Genosko. In einer aktuellen Umfrage zur Energiepolitik der bayerischen Industrie- und Handelskammern gehen rund zwei Drittel der befragten Industrieunternehmen davon aus, wegen der hohen Energiekosten am Standort Deutschland nicht mehr wettbewerbsfähig handeln zu können. „Das ist ein alarmierendes Signal“, bekräftigte Ausschussvorsitzender Fischer. Die Unternehmen bewerteten die angekündigten Preis- und Strombremsen zwar grundsätzlich positiv, diese seien aber noch immer nicht beschlossen. Entscheidungen dazu hätten schon viel früher getroffen werden müssen, so der Konsens. Jürgen Kraxenberger, regionaler Vertriebsleiter der E.ON Energie Deutschland, berichtete über die Entwicklungen auf dem Strom- und Gasmarkt. Für beide Energieträger seien die Preise seit Beginn des Ukraine-Kriegs stark angestiegen. Die Preisspirale habe ihren Höhepunkt Ende August erreicht. Mittlerweile seien die Preise zwar wieder etwas gesunken, lägen aber immer noch auf einem historisch hohen Niveau. Hinsichtlich der Preisperspektiven sagte Kraxenberger: „Entscheidend werden der Temperaturverlauf im Winter und die Einsparungen sein.“ Ein langer, kalter Winter könne gegebenenfalls zu einer Gasmangellage führen. Gaseinsparungen hätten hingegen in der Tendenz einen positiven Effekt auf die Versorgungslage und somit auch auf die Preise.

Turbo bei grünen Energien

Auch die mittel- bis langfristigen Herausforderungen in der Energieversorgung wurden thematisiert. Um Abhängigkeiten von fossilen Energieträgern sowie Kosten zu reduzieren und dem Klimaschutz Rechnung zu tragen, setzen immer mehr Unternehmen auf erneuerbare Energiequellen. Dazu muss aber der Ausbau der Erneuerbaren Energien beschleunigt werden. Andreas Kießling, Bereichsleiter Vorstandsbüro und Politik bei der Bayernwerk AG, betonte, dass zum Gelingen der Energiewende auch der Ausbau der Verteilnetze von zentraler Bedeutung sei. „Wer die Erneuerbaren entfesseln will, muss gleichzeitig die Netze entfesseln.“ Außerdem brauche es eine vielfältige Verantwortungsgemeinschaft aus Politik, Bürgern, Kommunen, Energiewirtschaft, Anlagenbetreibern und Wirtschaft, um diese Mammutaufgabe zu meistern – alleine seien diese Themen nicht zu lösen.