Bildung
Landkreis-vhs geht neue Wege

Elternintegrations- und berufsbezogene Deutschkurse im hybriden Format wurden im Kreis Amberg-Sulzbach erfolgreich gestartet.

15.12.2021 | Stand 15.09.2023, 22:42 Uhr
In den Unterrichtscontainern hinter der Walter-Höllerer-Realschule hält die vhs Amberg-Sulzbach jetzt ihren Elternintegrationskurs. −Foto: Joachim Gebhardt

Er ist neu, digital und effektiv: Im Elternintegrationskurs der Volkshochschule Amberg-Sulzbach erwerben Migranten aus vielen Ländern ihre ersten Deutschkenntnisse und erweitern sie anschließend zielstrebig. Wie das Landratsamt Amberg-Sulzbach in seiner Pressemitteilung schreibt, kommt die Premiere gut an und macht Hoffnung auf weitere Erfolge.

Der neue Kurs läuft über das BAMF (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge), die vhs hat eine Zulassung für die Durchführung und Unterrichtung bestimmter Kurse. Als Kursteilnehmer sind ausschließlich Eltern eingetragen, zehn Personen im ersten Modul. Jetzt startete der Elternintegrationskurs im Container-Gebäude der Walter-Höllerer-Realschule in Sulzbach-Rosenberg. „Diese Hybridform findet zum ersten Mal statt, demnach besuchen zwei Personen den Unterricht über eine Onlinekonferenz, acht sind im Präsenzunterricht“, informierte vhs-Leiterin Claudia Mai. Die Teilnehmer kommen teilweise aus dem Irak, Syrien, Albanien, Kasachstan, Rumänien, Griechenland, Russland sowie aus der Ukraine. Ihnen stehen als Sprachdozenten Eva Baszack und Larissa Werner zur Seite.

Zielgruppe, so Claudia Mai weiter, seien zugewanderte Eltern ohne ausreichende Sprachkenntnisse, also unterhalb des Niveaus B1 („Verstehen der Hauptpunkte“). In einem Orientierungskurs sind dagegen zugewanderte Eltern, die den Sprachkurs durchlaufen haben oder bereits über ausreichende Sprachkenntnisse verfügen.

Viele Schwerpunkte würden behandelt: Es gebe unter anderem die Themen Ämter und Behörden, Arbeit und Beruf, Aus- und Weiterbildung, Betreuung und Erziehung von Kindern. Es gehe aber beispielsweise auch um Essen und Trinken, um Freizeit, Sport, Gesundheit und Hygiene, Mobilität und Verkehr, Orientierung im Wohnort sowie Freizeitgestaltung für Kinder und Jugendliche.

Nach 900 Unterrichtseinheiten müssten die Teilnehmer die offizielle A2- oder B1-Prüfung ablegen. Dann beginne der Orientierungskurs. „Auf Kenntnisse der Werte des demokratischen Staatswesens der Bundesrepublik Deutschland und der Prinzipien der Rechtsstaatlichkeit, der Gleichberechtigung, der Toleranz und der Religionsfreiheit wird dabei besonderes Gewicht gelegt“, heißt es in der offiziellen Beschreibung.

Am Ende dieses Orientierungskurses steht ein Wissenstest „Leben in Deutschland“ mit 310 Fragen. 33 Aufgaben daraus sind in einer Stunde zu erledigen. Mit bestandenem B1 und dem Test „Leben in Deutschland“ kann man sich, je nach seinen Voraussetzungen, einbürgern lassen.

Es läuft noch ein zweiter Kurs, dieser allerdings schon zur Stufe B2: Im Gebäude der vhs bildet Sprachdozentin Corinna Groth elf Teilnehmer aus, davon sieben in Präsenz und vier online. Sie kommen aus Kasachstan, Eritrea, Kenia, Litauen, den Philippinen, Albanien, USA, Afghanistan und der Ukraine. Hauptproblem bei der Integration von Zuwanderern in den Arbeitsmarkt seien nicht immer die Sprachkenntnisse, weiß die vhs-Integrationsbeauftragte Irma Axt. „Grundvoraussetzung für eine Berufsausbildung ist B1, aber dann sind massive Schwierigkeiten in der Berufsschule zu erwarten.“

Für Pflegeberufe sei dagegen B2 Voraussetzung. Der Aufbau des Kurses ist ebenfalls anspruchsvoll: Zunächst sind da 100 Unterrichtseinheiten als Brückenelement. 400 Einheiten führen dann zum B2-Kurs. Das heißt täglich fünf Einheiten Unterricht, dazu Hausaufgaben und eigenständiges Lernen: Deswegen gilt der Deutschkurs als Vollzeittätigkeit. Integriert sind Exkursionen in Firmen, damit die Teilnehmer Anregungen für die Berufswahl und so einen ersten Einblick in die Arbeitswelt erhalten – das ist allerdings derzeit schwierig wegen Corona.

Nach dem erfolgreichen Start lobte Integrationsbeauftragte Irma Axt den neuen Weg: „Claudia Mai hat hier enormes Engagement und großen Ideenreichtum bewiesen und mit diesem Hybrid-Modell die Digitalisierung weit vorangebracht.“ Die Volkshochschulleiterin selbst dankte Realschulleiter Martin Zimmermann für die Unterstützung bei der „Ansiedlung“ im Unterrichtscontainer am Erlheimer Weg.