Belastung durch Inflation
Krisenmodus: Petition für die Krankenhäuser

19.09.2022 | Stand 15.09.2023, 3:38 Uhr
Auch das St. Anna Krankenhaus in Sulzbach-Rosenberg leidet unter der bedrohlichen wirtschaftliche Belastung. −Foto: St. Anna Krankenhaus/Archiv

Um 16,6 Prozent sind im August die Verbraucherpreise für Nahrungsmittel im Vergleich zum Vorjahresmonat gestiegen, die Energiepreise haben sich sogar um 35,6 Prozent verteuert. Laut Statistischem Bundesamt lag die Inflationsrate zuletzt bei 7,9 Prozent. Der Preisauftrieb macht nicht nur privaten Verbrauchern zu schaffen, sondern schlägt sich in „besorgniserregender und existenzbedrohender Weise auch in unseren Krankenhäusern nieder“, erklärt Landrat Richard Reisinger.

In einer Pressemitteilung des Landratsamtes heißt es, dass Reisinger zusammen mit dem Vorsitzenden des Kommunalunternehmens Krankenhäuser des Landkreises Amberg-Sulzbach, Roland Ganzmann an die Bürger appelliere, die Kampagne „Alarmstufe Rot: Krankenhäuser in Gefahr“ der Deutschen Krankenhausgesellschaft „unbedingt zu unterstützen, um die Souveränität unserer Krankenhäuser und die regionale Gesundheitsversorgung zu erhalten“. Diese, so der Landrat weiter, waren lange nicht mehr so gefährdet wie in Zeiten der rasant steigenden Inflation.

50.000 Unterschriften sind nötig, damit der Ausschuss darüber berät

Die Angelegenheit liegt ihm so sehr am Herzen, dass Reisinger dafür seinen Urlaub unterbrach. „Es ist jetzt ganz wichtig, dass die Online-Petition gelingt und der Aufruf den Petitionsausschuss des Deutschen Bundestags erreicht“, betont der Landkreischef. Dafür zähle jede Stimme, denn erst ab 50.000 Unterzeichnern berät der Ausschuss die Eingabe und setzt sich mit den Folgen der Teuerungsrate für die Krankenhäuser auseinander. Bislang ist erst etwas mehr als die Hälfte der notwendigen Stimmenzahl (Stand: 14. September um 9 Uhr) erreicht.

Indessen werden auch die Sorgen im Kommunalunternehmen größer. Sowohl imSt. Anna Krankenhaus in Sulzbach-Rosenbergals auch in der St. Johannes Klinik in Auerbach laufen die Kosten für Nahrungsmittel, Energie- und Materialeinkauf davon und seien nicht mehr zu stemmen, bestätigt Vorsitzender des St. Anna Ganzmann, der eine bedrohliche wirtschaftliche Belastung für die beiden Kreiskrankenhäuser befürchtet und noch in 2022 zumindest einen Inflationsausgleich fordert, heißt es in der Pressemeldung des Landratsamts weiter.

500 Millionen Euro Kosten sind in bayerischen Kliniken aktuell nicht gedeckt

„Nach den großen Belastungen der Corona-Pandemie treffen uns nun die Inflation und die Kostenexplosion mit voller Wucht. Die Kliniken bleiben durch die Bundesvorgaben, die ein gedeckeltes Budget vorsehen und eine Preisanpassung verbieten, auf den immensen Kosten sitzen. Daher bedroht die akute Situation nun wirtschaftlich die Existenz der Krankenhäuser in Deutschland“, sagt Ganzmann. Für die bayerischen Kliniken wurde bereits im Frühjahr berechnet, dass 2022 über 500 Millionen Euro Kosten nicht durch Erlöse gedeckt werden. Und für 2023 wird dieser zusätzliche Fehlbetrag nach Angaben der Bayerischen Krankenhausgesellschaft wohl auf über eine Milliarde Euro anwachsen.

„Die Krankenhausversorgung gehört zur Daseinsvorsorge – sie ist ein wichtiger Teil der sozialen Infrastruktur, die funktionieren muss. Man kann da nicht tatenlos zusehen, dass Kliniken in großer Zahl vom Netz gehen müssen. Deshalb freue ich mich über jede Unterschrift unter die Petition und über jede Stimme für den Erhalt unserer stationären Gesundheitsversorgung“, so Ganzmann. Die Online-Petition der Deutschen Krankenhausgesellschaft ist unter www.openpetition.de/petition/online/alarmstufe-rot-krankenhaeuser-in-gefahr, zu erreichen.