Bauprojekt
Stadt Amberg reagiert auf Gerüchte

Die Gerüchteküche brodelt beim Thema Sanierung der Bergwirtschaft. Jetzt gehen die Kommune und der Investor in die Offensive.

15.09.2019 | Stand 16.09.2023, 5:26 Uhr
Gerd Spies

Die Bergwirtschaft soll saniert und in eine Hotelanlage umgewandelt werden. Foto: Gerd Spies

Ihr „Berg“ ist den Ambergern heilig! Nicht nur zum Bergfest strömen tausende Besucher aus der ganzen Region auf den Mariahilfberg. Auch das ganze Jahr ist die Bergwirtschaft ein beliebtes Ausflugsziel, um die schöne Aussicht auf die Stadt zu genießen. Da verwundert es nicht, dass die Umwandlung des Gebäudes in ein Hotelkomplex, und das direkt neben der Kirche, nicht nur Freunde findet. In den letzten Wochen „explodierten“ aber besonders in den sozialen Medien die Gerüchte, so dass sich jetzt die Stadt veranlasst sieht, richtigzustellen.

„Das, was in den letzten Wochen passiert ist, hat uns den ganzen Urlaub verdorben“, kommentierte Oberbürgermeister Michael Cerny die Geschehnisse in den Medien. Die Vorwürfe gipfelten jetzt sogar in ein kürzlich gestartetes Bürgerbegehren. „Wir wollen mit den Falschinformationen und Unwahrheiten aufräumen“, begründete Cerny die Einladung der Presse zu einem Gespräch im Rathaus. Gemeinsam mit Baureferent Markus Kühne, dem zuständigen Stadtpfarrer Thomas Helm von der Pfarrei St. Martin und dem Investor Michael Fellner mit seinem Architekten Georg Zunner wolle er nun Falschinformationen und Unwahrheiten richtigstellen.

Mehrfach öffentlich diskutiert

Und das obwohl eigentlich die gesamte Planung bezüglich der Sanierung und Erweiterung der Bergwirtschaft bereits mehrmals öffentlich in den verschiedenen Gremien diskutiert wurde, zweimal im Bauausschuss und einmal im Stadtrat. „Wir stehen als Stadt Amberg voll und ganz hinter dem Projekt, gerade weil der Mariahilfberg für uns Amberger sehr wichtig ist“, lautete das Bekenntnis des Oberbürgermeisters. Eine Alternative gebe es nicht, sie wäre Leerstand. Deshalb begrüße er das Engagement des Investors.

Michael Fellner, der Schreinermeister aus Massenricht, hatte von der zuständigen Kirchenverwaltung St. Martin den Zuschlag erhalten, die sanierungsbedürftige Bergwirtschaft neu zu gestalten und zu erweitern. Mit seinem Architekten Georg Zunner legte er bereits Anfang Oktober 2018 dem Bauausschuss seine Pläne vor, dann noch einmal im Mai 2019.

Dieser hatte dem Vorhaben einstimmig zugestimmt und war sich einig, dass mit diesem Entwurf eine sehr gelungene Planung gefunden werden konnte. Ende Oktober bereits waren die Pläne dem Stadtrat in einer öffentlichen Sitzung präsentiert worden. Die Planungen sehen vor, nicht nur die Terrasse und die Gaststätte mit einem Saal für 160 Gäste zu erweitern, sondern auch ein 20-Betten-Hotel zu errichten. Den jetzigen Pächtern der Bergwirtschaft, der Familie Erras, wurde der Vertrag zum Ende des Jahres gekündigt. Aufgrund einer erfolgreichen Klage der Wirtsleute dürfen diese aber noch bis Ende Juli 2020 das Lokal weiterführen.

Doch seitdem brodelte die Gerüchteküche. Vom Bau eines „Wellness-Tempels“ war die Rede, der „Massentourismus“ nach sich ziehe. Die so geschätzte „Bergruhe“ würde der Vergangenheit angehören. Rodungen würden das Landschutzschutzgebiet beeinträchtigen, in dem sich das Gebäude befinde. Eine verstärkte „Lichtverschmutzung“ auftreten. Für den Hang neben der Außentreppe trete die Gefahr eines Abrutschens auf, ebenso sei die Statik der Kirche durch die notwendigen Bohrungen gefährdet. Zudem solle es einen „Kreisverkehr“ um die Loretto-Kapelle geben.

Baureferent Markus Kühne und Architekt Georg Zunner verwiesen all diese Mutmaßungen in den Bereich der Fabel. Dadurch, dass die Erweiterung des Baus in den Hang integriert werde, würde eine kaum wahrnehmbare Gesamtanlage geschaffen. Höchstens zwei bis vier Bäume, keinesfalls eine größere Anzahl, seien von der Maßnahme betroffen. Auch werde es keine neue oder geänderte Zufahrt geben. „Die Zufahrt bleibt, wie sie ist. Die bereits existierende Schranke wird künftig geschlossen, Ausnahmen gelten nur für Gäste mit Behinderung“, erklärte Zunner. Bei einer geplanten Zimmerzahl von 20 könne außerdem von „Massentourismus“ keine Rede sein, schon gar nicht von einem „Wellness-Tempel“.

Das Landesamt begleitet

Das Erdgeschoss beherbergt die gesamte Gastronomie inklusive eines Hochzeitssaals für bis zu 160 Personen sowie eine barrierefreie Toilettenanlage, die auch eintreffende Pilger benutzen können. Im Untergeschoss sind die Gästezimmer untergebracht. Durch die Konzeption werde es zudem möglich, dass das alte Mesnerhaus wieder hervorgehoben wird, während es derzeit aufgrund der bisherigen An- und Umbauten gestalterisch kaum noch ablesbar sei.

Aufgrund er Ereignisse der letzten Wochen reagiert nun die Stadtverwaltung. „Wir lassen es jetzt als Bauleitplanung laufen“, kündigte Markus Kühne an. Damit werde der Bürgerbeteiligung noch mehr Raum geschaffen. „Wer ein Bürgerbegehren initiiert, übernimmt auch eine größere Verantwortung, dass die Bürger korrekt informiert werden“, machte OB Cerny deutlich. Die Kröte, dass sich dadurch die Bauleitplanung um ein ganzes Jahr verzögere, werde man schlucken. Denn sollten Michael Fellner und Georg Zunner aufgeben und von dem geplanten Bauvorhaben abrücken, hieße das Schließung des Lokals am 31. Juli 2020. Denn der zweitplatzierte Bewerber beim Wettbewerb steht aufgrund der Vorkommnisse nicht mehr zur Verfügung. Eine verfallende Bauruine will an dieser exponierten Stelle Ambergs aber sicher niemand.