Pandemie
1000 Stunden für Jüngste am RSG

Mittelstufenschüler helfen Neulingen: Der Elternbeirat am Robert-Schuman-Gymnasium startet eine Initiative in Krisen-Zeiten.

13.04.2021 | Stand 16.09.2023, 3:30 Uhr
Katharina vor dem Computer mit Lateinbuch −Foto: Ute Lesch

Und wieder ein Ferienende und wieder eine Bund-Länder-Konferenz und wieder Distanzunterricht und kein Ende in Sicht. Dies bedeutet erneut Videokonferenzen und Arbeitsaufträge für die Schüler – zu Hause, oft ganz allein zu meistern.

Trotz bewährter Konzepte für den Distanzunterricht, trotz Förderangeboten an den Schulen, trotz digitaler Erreichbarkeit der Lehrkräfte – nicht für alle Schüler ist das Distanzlernen immer problemlos zu bewältigen. Seien es technische Probleme, die im Wege stehen, oder kognitive Hürden oder einfach nur der innere Schweinehund, den es täglich neu zu überwinden gilt – es ist nicht immer leicht für die Eltern, ihre Kinder noch zu motivieren.

„Man merkt einfach, dass die Luft raus ist“, so Florian Fundeis, Elternbeiratsvorsitzender am Robert-Schuman-Gymnasium (RSG), „und da wollten wir gerne ein deutliches Zeichen setzen!“ Lange wurde nicht überlegt im Elternbeirat. Schnell war sich das Gremium einig: Wir wollen etwas tun, und zwar ganz konkret.

Die Idee zu einem Projekt war geboren: „1000 Stunden für unsere Jüngsten“. Das bedeutet, dass sich Schüler/innen der 9. und 10. Klassen zusammengerechnet „1000 Stunden“ lang für die jetzigen und dann auch für die neuen Fünftklässler einsetzen. Am Ende sollen sie für ihr Engagement vom Elternbeirat eine Anerkennung erhalten.

Schulleitung war sofort dabei

„Selbstverständlich konnte die Schulleitung sofort für das Projekt gewonnen werden. „Wir telefonieren viel mit den Eltern und sind auch mit den einzelnen Schülern ständig in Kontakt“, erklärt Susanne Frisch von der erweiterten Schulleitung. „Dennoch ist die Hemmschwelle für die Fünftklässler sicher geringer, schnell mal einen älteren Schüler als direkt die Lehrkraft anzuschreiben.“ Als Begabungsmentorin am RSG betreut Frisch eine Gruppe von besonders begabten und interessierten Schülern. Diese Neunt- und Zehntklässler habe sie zuerst angeschrieben und sei sehr erstaunt gewesen, wie schnell sie trotz der Osterferien positive Rückmeldung erhalten habe. „Die machen alle mit! Das nenne ich im wahrsten Sinne „Schulfamilie“!“, freut sie sich.

Den Fünftklässlern soll mit dem Projekt „1000 Stunden für unsere Jüngsten“ also ein weiterer Input gegeben werden, um die Motivation und den Anschluss in dieser Pandemie-Zeit nicht zu verlieren. Der Unterschied zur Nachhilfe ist klar definiert, dieses Angebot sollen viele Fünftklässler bekommen, „denn wir wollen da sein, bevor die Noten zum Handeln zwingen“, wie Ute Lesch vom Elternbeirat betont.

Der wöchentliche Termin wird fachübergreifend sein, und der begleitende Fachlehrer kann bei Bedarf hinzugezogen werden. Der jeweilige Mittelstufenschüler wird mit „seinem“ Fünftklässler wöchentlich die aktuellen Fragen zu den Kernfächern besprechen, Hilfestellung leisten, Fragen zu den Hausaufgaben beantworten, Tipps zum „Lernen lernen“ geben und auch bei IT- Problemen als Ansprechpartner zur Verfügung stehen.

Nur positives Feedback

„Wir haben stets nur positives Feedback von den Eltern aller Jahrgangsstufen zum Distanzunterricht am RSG erhalten“, betont Ute Lesch. „Dennoch wollten auch wir etwas beitragen, gerade für die Jüngsten. Und es fehlt nicht an engagierten Schülerinnen und Schülern aus den 9. und 10. Klassen, die sich sehr gerne bereiterklärt haben, diese Aufgabe zu übernehmen.“

Läuft das Projekt gut an, dann soll es dieses Angebot auch für die künftigen Neuschumanisten, also die derzeitigen Viertklässler, gleich ab Beginn des neuen Schuljahres geben. „Wir sind sehr stolz auf die Bereitschaft der Mittelstufenschüler, die sich um einen Fünftklässler kümmern wollen“, meint Schulleiterin Angela Schöllhorn anerkennend. Denn schließlich hätten ja auch sie mit dem Lockdown und allem, was dazugehört, zu kämpfen. Deshalb freue sich die Schulleitung sehr, dass der Elternbeirat dieses ehrenamtliche Engagement der Schülerinnen und Schüler belohnen möchte.

Und noch ein zweites Projekt schwebt dem Elternbeirat vor, das aber noch stark abhängig ist vom Pandemie-Geschehen: Da die sozialen Kontakte zwischen den Schülern nur sehr eingeschränkt möglich waren, wird der Elternbeirat pro Jahrgangsstufe ein „Event“ organisieren, damit die Schüler sich wieder besser kennenlernen. Jede Jahrgangsstufe kann Vorschläge machen für eine gemeinsame Aktivität (Grillfest, Kanufahrt, etc.) und der Elternbeirat wird die finanziellen Mittel zur Verfügung stellen, damit dies dann durchgeführt werden kann.

Der Kontakt zu den Schülern innerhalb der jeweiligen Jahrgangsstufe soll wieder vertieft werden bzw. bei den jungen RSG-Schülern aufgebaut werden. „Die Schüler brauchen wieder etwas, worauf sie sich freuen können“, findet der Elternbeiratsvorsitzende Florian Fundeis. Somit sei sicher schon das gemeinsame Planen eines solchen Gemeinschaftsevents ein Motivationskick, auch wenn die Durchführung noch in den Sternen stehe.