Erinnerung aus Cham
Auch Cham trauert um Horst Eckel

Der Weltmeister von 1954 war 2006 Ehrengast bei der Schul-WM. Es war eine ganz besondere Begegnung.

06.12.2021 | Stand 15.09.2023, 22:34 Uhr
Weltmeister Horst Eckel (li.) und Karlheinz Sölch in Eckels Wohnzimmer −Foto: Archiv Sölch

„Das Wunder von Bern“ ist nach dem Tod des letzten verbliebenen Weltmeisters Horst Eckel nun endgültig Geschichte – und die Schul-WM, die der Landkreis Cham 2006 mit dem Partnerlandkreis Bautzen organisierte, auch. Horst Eckel war damals Ehrengast des Eröffnungsspiels, das eine Landkreisauswahl gegen das Filmteam „Das Wunder von Bern“ bestritt – bei typischem „Fritz-Walter-Wetter“ und vor einer großen Zuschauerkulisse.

Und wie sollte es anders sein, es endete wie das Finale von 1954 mit 3:2, diesmal aber nicht für Deutschlands Filmteam, sondern für die vom ebenfalls mittlerweile verstorbenen Willi Ruhland betreute Landkreisauswahl. Als Schiedsrichter fungierte damals der jetzige Chamerauer Bürgermeister Stefan Baumgartner.

Ein Autogramm von Horst Eckel

An der Linie standen Benjamin Sölch und Michael Wanninger. Letzterer zog sich höchstpersönlich den Unmut von Horst Eckel zu, weil er beim 3:2-Siegtreffer der Landkreisauswahl nicht auf Abseits erkannte. Dieses Tor fiel kurz vor Schluss, und Wanninger ließ die Fahne unten. Eckel war auf 180 und konnte sich gar nicht mehr beruhigen. Ein Video aber zeigte, dass der Linienrichter doch recht hatte.

Nach dem Spiel holten sich die drei Unparteiischen noch ein Autogramm auf der Spielnotizkarte. Eckel hatte sie in Zivil gekleidet nicht mehr erkannt und unterschrieb daher bereitwillig. Nach mehr als 15 Jahren kommen bei allen Beteiligten noch mehr Erinnerungen hoch, allen voran beim damaligen Landrat Theo Zellner, der im Filmteam mitwirkte und damit zu seinem einzigen Länderspieleinsatz kam. „Die Schul-WM hat mein damaliger Sportreferent Karlheinz Sölch perfekt organisiert, und es war ein Highlight für mich, in dieser Mannschaft unter den Augen von Horst Eckel mitwirken zu dürfen. Auch wenn mir hinterher sämtliche Körperpartien noch tagelang mehr als nur Freude signalisierten“, meint Zellner

Ein Weltmeister in Jogginghose

Organisator Karlheinz Sölch verbindet seit diesem Spiel eine enge Freundschaft mit Dirk Szczepaniak (er spielte Bernie Klodt), dem Manager des Filmteams. Sölch hatte im Vorfeld das Engagement Eckels geplant und den Weltmeister sogar zu Hause in der Nähe von Alsenborn besuchen dürfen. „Das war eine Begegnung der besonderen Art. Eine Legende wie Horst Eckel in seinem Zuhause zu erleben, ist nicht vielen vergönnt gewesen“, meint Sölch. Eckel, ganz leger in Jogginghose und Pullover, zeigte ihm auch seine komplette Trophäensammlung, und da lag die 54er- WM-Medaille neben der Siegerurkunde des Tischtennis-Kreismeisters von Völklingen. Das war bezeichnend für die Bodenständigkeit des jüngsten Weltmeisters der Herberger-Elf.

Jetzt hat der sympathische Held von Bern 89-jährig für immer seine Augen geschlossen, und auch im Landkreis Cham trauern einige um ihn. (csb)