Fronfeste Roding
Aus dem Gefängnis wird ein Kulturhaus

Die Fronfeste diente vor dem Dreißigjährigen Krieg auch schon als Gefängnis. Sie hat eine wechselvolle Geschichte.

27.01.2022 | Stand 15.09.2023, 21:38 Uhr
Die Rodinger Fronfeste, als dort noch die Landpolizei untergebracht war. −Foto: Jakob Moro

Nach jahrzehntelanger (1923) behelfsmäßiger Unterkunft in der Fronfeste begann vor 50 Jahren für die „Landpolizeiinspektion Roding“ eine neue Ära. „Für die rund 30 Beamten und Angestellten wird es jetzt in dem repräsentativen Bau mit nicht weniger als 29 Dienst- und Nebenräumen ein ganz anderes Arbeiten sein, als in den beengten alten Räumen in der Fronfeste“, war damals im Bayerwald-Echo zu lesen gewesen.

Im alten Gebäude, der Fronfeste, standen nur fünf Räume zur Verfügung, die ehemalige Gendarmarie hatte gar nur zwei im Parterre der Fronfeste. Polizeioberinspektor Michael Neugebauer war Inspektionsleiter. Er übernahm erst 1968 diese Stelle, bevor diese 22 Jahre (seit 1946) POA a.D. Franz Reichold innegehabt hatte. Die Telefonnummern blieben wie bisher 376 und 377 sowie die Notrufnummer 110.

Gendarmerie wurde einfach in die freigewordenen „Zellen“ einquartiert

Schon vor dem Dreißigjährigen Krieg diente die Fronfeste, die ursprünglich als „Marktamtshaus“ gebaute Anlage, als Gefängnis. Bis zum Jahr 1923 erfüllte das jetzt noch stehende Gebäude diesen Zweck. Wie in Cham und später in Nittenau, so wurde nach dem 1. Weltkrieg auch in Roding die Gendarmerie kurzerhand in die freigewordenen „Zellen“ einquartiert. In der „Geschichte der Stadt Roding schriebt Karl Schwarzfischer unter dem Kapitel „Wiederaufbau nach dem Dreißigjährigen Krieg“ von der Entstehungsgeschichte des jetzigen Dienstgebäudes der Landpolizei-In-spektion Roding: „Vor dem Dreißigjährigen Krieg hatte der Marktrat Roding ein „Marktamtshaus“ gebaut, das er um 1615 dem Pflegeamt (Wetterfeld) „verehrte“, damit die Gefangenen hier verwahrt und in Roding die Amtstage des Pflegeamtes Wetterfeld abgehalten werden konnten.

Beim Schwedeneinfall zerstört

Das Gebäude wurde beim Schwedeneinfall 1633/1634 durch Brand zerstört. Es wurde wiederaufgebaut. Während des Krieges 1618-1648 war es üblich geworden, die Gerichtstage in Roding abzuhalten, da in Wetterfeld kein Lokal mehr vorhanden war. Aus diesem Brauch leitete der Magistrat Roding nach und nach ein Recht ab.

Von der ehemaligen Fronfeste sind vor allem noch die beiden Ringmauern an der Schulstraße/Stieglgasse erhalten. Der Wachturm wurde zum Teil abgetragen, der frühere Wassergraben zwischen den beiden Mauern zugeschüttet, nach dem 2. Weltkrieg mit einem Satteldach versehen und als Garagen ausgebaut. Das Mauerstück an der Königsperger Straße, das bis zu acht Meter hoch war, fiel bei deren Verbreiterung zum Opfer. 1852 wurde die Fronfeste in das Deutsche Reich als Eigentümer eingetragen. Nach 1945 ging das Gebäude an den Freistaat Bayern über (Eduard Trinkerl – Die Rodinger Fronfeste).

Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Mauer abgebrochen. Das Erdgeschoss belegte die Landpolizei (Gendarmerie) mit Diensträumen und Gefängniszellen. Das Obergeschoss war Dienstwohnung und wurde vom Dienststellenleiter bewohnt (zu dieser Zeit Franz Reichold). Die ehemalige Schmidtbank erwarb die Fronfeste und baute das Erd- und Obergeschoss als Bankhaus um. In der darüberliegenden Etage wurden Eigentumswohnungen erstellt.

Schließlich wurde die Fronfeste von der Stadt Roding erworben und vorübergehend als Amtsgebäude genutzt. Heute stellt die Stadt die Fronfeste der Vereinigung für Kunst und Kultur im Land am Regen zur Nutzung als Kulturhaus zur Verfügung. Nun finden dort Ausstellungen, Theateraufführungen und Konzerte sowie Kleinkunstabende statt. Zwischen der Fronfeste, einer baufälligen Scheune und dem neuen Rathaus ist im heutigen Touristikbüro ein Rest der früheren Stadtmauer erhalten geblieben.

Modernste Inspektion Bayerns

Unser Berichterstatter erinnert sich noch an die Zeit, als POA Franz Reichold dort „regierte“. Auch sein Nachfolger PHM Michael Neugebauer und seine Beamten taten dort noch Dienst, bevor das heutige Gebäude in der Falkensteiner Straße vor 50 Jahren gebaut und bezogen wurde. Das Polizeigebäude hat rund 650 000 Mark gekostet. Wie der damalige Redakteur des Echos schrieb, handelte es sich seinerzeit um das „modernste Inspektionsgebäude Bayerns“.

Der Zuständigkeitsbereich der Polizei Roding umfasst heute die Stadt Roding, die Marktgemeinden Falkenstein und Stamsried, die Gemeinden Michelsneukirchen, Pösing, Reichenbach, Rettenbach, Schorndorf, Wald, Walderbach und Zell – 420 Quadratkilometer. Der Bezirk grenzt im Süden an die Kreise Regensburg und Straubing-Bogen, im Nordwesten an den Landkreis Schwandorf und im Osten an den Dienstbereich der PI Cham. (rjm)