„What a Night!“ mit Machado
Beim Rathauskonzert „#Maria“ begeisterte das Quartett im Chamer Langhaussaal

06.02.2023 | Stand 15.09.2023, 1:42 Uhr
Ferdinand Schönberger
Das Machado Quartett mit Ingo Veit, Anna und Berni Prüflinger sowie Perry Schack (von links) mit einer musikalischen Gedankenreise zu Frauen in deren Zeit −Foto: Ferdinand Schönberger

Die vier Musiklehrer Anna Prüflinger, Perry Schack, Ingo Veit sowie Arrangeur und Komponist Berni Prüflinger aus Oberbayern warteten am Sonntagabend im Chamer Langhaussaal beim Rathauskonzert mit bezaubernden Adaptionen auf.

Dabei wurden viele herkömmliche Regeln für Konzertgitarren gebrochen, ein erweitertes Klangspektrum und neue Techniken zum eigenen Stil „Guitarra Nueva“ geschaffen. Es wurde gezupft und geschlagen, gedämpft und mit einem Stück Papier gerieben, auf den Korpus getrommelt, mit einem Bogen die Saite gestrichen oder mit einem Stäbchen touchiert. Die Musiker agierten perfekt aufeinander abgestimmt und übernahmen bei mitreißender Spielfreude kreative Solorollen.

Neues Programm heißt #Maria

Ihr neues Programm „#Maria“ stellte den Zuhörern eine Galerie besonderer Frauen der Geschichte vor. Gleichzeitig wurde man mit einem melodischen Klangteppich auf eine zum Träumen anregende Gedankenreise geschickt. Allen Figuren gemeinsam waren Kampf, Hoffnung, Mut und die Suche nach Glück. Titelgebende Hauptdarstellerin ist „Maria de Buenos Aires“ aus der gleichnamigen Operita von Astor Piazzolla. Daraus bearbeitete Prüflinger die zwei vom sehnsuchtsvollen Tango-Rhythmus geprägten Stücke „Tema Maria“ und „Yo soi Maria“ mit Sprechpart.

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Im Zentrum des Konzerts stand – verteilt auf beide Hälften – die Eigenkomposition „Lebenslieder“. In intimen Portraits vertonte Prüflinger eine Familiengeschichte von vier Generationen, die mit der Großmutter seiner Frau Sani begann, angelehnt an russische Folklore: schwermütig dargestellt das Leben der Kriegswaise Zoe, dynamisch pochend das ihrer Tochter Zhanna, Weltmeisterin in rhythmischer Sportgymnastik, intim liebevoll und mit Meeresrauschen vorgetragen das deren Tochter, der unter Perestroika und Glasnost in der Ukraine aufgewachsenen Balletteuse Sani, und schließlich mit kindlicher Lebhaftigkeit das von Sani und Bernis Tochter Mimi.

Kraftvolle Flamencorhythmen

Dieser Zyklus wurde von weiteren weiblichen Personen umrahmt. Mit kraftvollen Flamencorhythmen, in denen Flöten und Kastagnetten versteckt waren, erklangen vier Tänze um die „molinera“, die schöne spanische Müllerin aus dem Ballett „Der Dreispitz“ von Manuel de Falla. Hier lag der Reiz ebenso wie bei der neunminütigen Ouvertüre von Gioachino Rossinis Oper „Der Barbier von Sevilla“ um die reiche Rosina in der Reduzierung vom Klang eines Orchesters auf vier Gitarren.

Die Liste wurde mit dem emotionalen Stück „Raquel“ des kapverdischen Musikers Rufino Almeida (aus dem Film „Sprich mit ihr“ von Almodóvar), der schmeichelnden Melodie um die ruhelose „Vianne“ aus dem Film „Chocolat“, dem zärtlich-melancholischen Burt Bacharach-Song „I Say a Little Prayer“ von Aretha Franklin, dem klezmerhaften Klarinettenstück „Juli“ von David Orlowsky und dem Traditional „Les deux gitares“ vervollständigt.

„Stairway“ zum Abschluss

„What a Night!“ freuten sich am Ende die Virtuosen über den anhaltenden Applaus und die Bravo-Rufe, die zwei Zugaben erzwangen: „Stairway to Heaven“ von Led Zeppelin mit einer winzigen Drehorgel auf Ingos Gitarre und Monty Pythons „Always Look on the Bright Side of Life“.

Das Quartett

Der Name:Vier Lehrkräfte interpretierten 2009 ein Werk des brasilianischen Komponisten Celso Machado und gründeten 2010 ein Ensemble mit dessen Namen. Ihre Musik reifte zu einer eigenen Kunstform heran: „Guitarra Nueva“.

Die Erfolge:Das renommierte Gitarren-Quartett aus dem Tölzer/ Miesbacher Land gastiert auf internationalen Festivals ebenso wie in großen Konzerthäusern - so 2018 in der New Yorker Carnegie Hall. 2022 erhielt es beim Wettbewerb „Global Music Award“ eine zweite Silbermedaille, diesmal für die CD „#Maria“.