Cham
Beratungsstelle für gewaltbetroffene Frauen und ihre Kinder erhielt Segen

21.03.2023 | Stand 15.09.2023, 1:04 Uhr
Ferdinand Schönberger
Zum Pressegespräch luden Landrat Franz Löffler und Vertreter der beiden Kirchen sowie der Diakonie, des Landratsamts, der Polizei und des Weißen Rings. −Foto: Fotos: Ferdinand Schönberger

„Eine Arbeit, die fordert, die Erfüllung schenkt, aber auch immer wieder an Grenzen führt“, umschrieb Dekanin Ulrike Dittmar, Vorsitzende der Diakonie Cham-Regen, das Wirken an der neuen Fachberatungsstelle für gewaltbetroffene Frauen und ihre Kinder.

Die Räum in der Ludwigstraße wurden am Dienstag der Öffentlichkeit vorgestellt und ihrer Bestimmung übergeben. Landrat Franz Löffler hieß dazu neben der Dekanin auch Polizeichef Stefan Gürster und PHMin Manuela Stoiber von der PI Cham, Dekan Ralf Heidenreich, Außenstellenleiter Hermann Gammer vom Weißen Ring, Jugendamtsleiter Markus Biebl, Martin Ritt und Tanja Schmidbauer vom Landratsamt und das Team der Sozialpädagoginnen der Diakonie willkommen. Geschäftsführerin Johanna Gruber war erkrankt, und Bürgermeister Martin Stoiber hatte vorher bei einem Kurzbesuch ein Geschenk überreicht.

„Meilenstein in der Beratung“

Diese neue Errungenschaft im Landkreis und in der Stadt, die am 1. Dezember 2022 nach längerer Planungs- und Umsetzungsphase ihre Arbeit aufnehmen konnte, sei, so Löffler, ein Meilenstein in der Beratung. Sie leiste einen wesentlichen Beitrag für eine stabile und sozialgerechte Gesellschaft und schließe eine große Lücke. Für die kostenlose, anonyme Beratung vor Ort für von häuslicher und sexualisierter Gewalt betroffene Frauen, Kinder und Jugendliche seien drei Sozialpädagoginnen im Einsatz. Damit stehe ein Drei-Säulen-Modell zur Verfügung: der Frauennotruf des Caritasverbands für Erstberatung rund um die Uhr, das seit 1994 vom Landkreis mitfinanzierte Regensburger Frauenhaus mit festen, jederzeit verfügbaren Plätzen, und nun ein wohnortnahes ambulantes „Face-to-Face“-Beratungsangebot des Diakonischen Werkes.

Der Bedarf ist da

Aktuelle Zahlen des Polizeipräsidiums Oberpfalz zur häuslichen Gewalt bestätigten eine konstante Bedarfslage. Jeder einzelne Fall verursache unendliches Leid, doch es müsse versucht werden, dass die betroffene Person stabil in ein eigenbestimmtes, selbstverantwortliches Leben zurückkehren könne.

Löfflers Dank galt allen, die sich an der Fachberatungsstelle finanziell beteiligt haben: dem Freistaat (50 Prozent), der Diakonie (10 Prozent) und dem Landkreis (40 Prozent der Personalkosten, die gesamten Sachkosten und die Kosten der Schutzwohnung).

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Eine Teammitarbeiterin stellte kurz ihre Arbeit vor. Frauen und Mädchen aus dem Landkreis sowie Angehörige würden informiert und beraten, auch zu rechtlichen Fragen wie Trennung und Scheidung, Unterhalt und Umgang mit den Kindern. Zudem werde die Begleitung zu Ämtern und Behörden angeboten.

Schutzwohnung und Gespräche

Seit Eröffnung der Fachberatungsstelle habe es schon zehn Erstkontakte und vier weitere Anfragen gegeben. Davon würden sechs Frauen bereits über einen längeren Zeitraum betreut. Die Vermittlung sei durch das Jugendamt, die Jugendsozialarbeit, das Jobcenter, die Polizei, die Caritas oder durch die Homepage geschehen. Bereits im Februar sei die Schutzwohnung erstmals bezogen worden. Dazu habe es fünf weitere Anfragen gegeben.

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Dekanin Ulrike Dittmar zeigte sich in ihrem Grußwort froh und stolz über die Errichtung dieser Stelle, die große Unterstützung und die überwältigenden Spenden. Ein besonderes Dankeschön entbot sie den Herren Eisele und Maurer und den Mitarbeitenden vom Bauhof für deren mannigfaltigen Arbeiten sowie ihrer Geschäftsführerin Gruber, „ohne die wir heute nicht hier stünden“.

„Wunderbare Erkenntnis“

Ein biblisches Wort im Psalm 139, das die Größe Gottes vor Augen hält, aber auch die eigene Begrenzung, passe genau zu sozialen Berufen: „Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir. Diese Erkenntnis ist mir zu wunderbar und zu hoch – ich kann sie nicht begreifen.“ Man müsse nicht immer überall da sein, könne seine Sorgen in Gottes Hände legen, sei geringer als dieser und dürfe das auch sein.

Zum Schluss erbaten die beiden Geistlichen Gottes Segen für diese Einrichtung und die, die darin arbeiten.

Die Beratungsstelle

Kontakt:Fachberatungsstelle für gewaltbetroffene Frauen und ihre Kinder, Ludwigstraße 27 (Seiteneingang), in Cham, Tel. (09971) 9948017, E-Mail an frauenhilfe.cham@elkb.de

Hilfsangebot:Kostenlose Beratung, Unterstützung, Betreuung und Begleitung

Sprechzeiten:Montag bis Donnerstag 8 bis 12 Uhr und 13 bis 16 Uhr; Freitag 8 bis 14 Uhr. Persönliche Gespräche sind nur nach Terminvereinbarung möglich.