Corona in Cham
Chamer Retter rufen zur Impfung auf

Der Chamer Kreisverband des Bayerischen Roten Kreuzes stößt eine Aktion aller Hilfsorganisationen an.

29.01.2022 | Stand 15.09.2023, 21:30 Uhr
„Wir wollen alle das Gleiche. Dieses Signal wollte ich in der Bevölkerung in die Breite tragen“, betonte der frühere BRK-Präsident Theo Zellner (Mitte) mit Blick auf die systemrelevante Arbeit der vertretenen Organisationen, die ihre Einsatzfahrzeuge öffentlichkeitswirksam auf dem BRK-Parkplatz abgestellt hatten. −Foto: Frank Betthausen/BRK

Es war ein Termin der deutlichen Worte und der klaren Botschaften: Auf Initiative des BRK-Kreisvorsitzenden Theo Zellner haben sich am Mittwoch, dem Tag der Orientierungsdebatte im Deutschen Bundestag, Vertreter der Blaulicht-Organisationen im Landkreis sowie des Gesundheitswesens zusammengetan, um einen leidenschaftlichen Impf-Appell an die Öffentlichkeit zu richten.

Die Corona-Schutzimpfung, erklärte Zellner beim Zusammentreffen von Polizei, Feuerwehr, Technischem Hilfswerk, Malteser Hilfsdienst, Medizinern und Rotem Kreuz auf dem Gelände des BRK-Kreisverbands in der Further Straße, sei der einzige Lichtblick, der mittel- und langfristig helfe, die Pandemie zu überwinden. „Wenn wir noch einmal ein Jahr verstreichen lassen, stehen wir im Herbst wieder vor derselben Situation“, sagte er.

Mit dem Vorstoß, schilderte der Kreisvorsitzende sein Anliegen, habe er eine ähnlich gelagerte Aktion aller bayerischen Hilfsorganisationen und der Arbeitsgemeinschaft Bevölkerungsschutz, die in München stattgefunden hatte, auf „unsere Situation in Cham herunterbrechen“ wollen. „Wir wollen alle das Gleiche. Dieses Signal wollte ich in der Bevölkerung in die Breite tragen“, betonte der frühere BRK-Präsident mit Blick auf die systemrelevante Arbeit der vertretenen Organisationen, die ihre Einsatzfahrzeuge öffentlichkeitswirksam auf dem BRK-Parkplatz abgestellt hatten.

Körperlich und mental an Grenze

Ein emotionales Plädoyer fürs Impfen hielt er schon allein wegen der Belastungen, denen die Mitarbeiter in der Pflege und im Rettungsdienst ausgesetzt seien, für wichtig. „Unsere Leute sind körperlich und mental nach zwei Jahren an der Grenze“, erklärte Zellner. Ähnlich formulierte es Dr. Bernd Hardmann, Chefarzt bei Sana und Ärztlicher Leiter der Impfzentren Roding und Bad Kötzting. „Wir sind am Limit“, betonte er.

Auch Vize-Landrätin Dr. Johanna Etti berichtete als Versorgungsärztin davon, dass viele niedergelassene Ärzte aktuell durch die Zahl der Erkrankungen häufig an ihre Grenzen stießen. Sie äußerte „ein ganz klares Ja“ zum Impfen und zur allgemeinen Impfpflicht. „Ich hoffe, sie kommt bald“, sagte sie.

Landrat Franz Löffler, der terminlich verhindert war, rief in einem schriftlichen Statement zu der Aktion „im Vertrauen auf Medizin und Wissenschaft jede und jeden dazu auf, sich in Solidarität mit den Nächsten impfen zu lassen“. In kurzen Interviews (hier in Auszügen veröffentlicht) mit der BRK-Pressestelle äußerten die Teilnehmer am Mittwoch ihre Ansichten zum Thema Impfen und zur Corona-Lage in der Region.

Theo Zellner, BRK-Kreisvorsitzender: „Das oberste Prinzip für uns ist, dass wir erst einmal unsere Leute schützen. Wenn wir das nicht tun, können wir den anderen nicht helfen. Allein das müsste jeden dazu bringen, sich impfen zu lassen, um dieses Hilfesystem aufrechterhalten zu können.“

Manfred Aschenbrenner, BRK-Kreisgeschäftsführer: „Ich bin für die allgemeine Impfpflicht, weil wir mit der partiellen Impflicht Gefahr laufen, dass sich vor allem unsere Pflegekräfte als Sündenbock fühlen – und das, obwohl diese Berufsgruppe ohnehin seit zwei Jahren in der Pandemie über sich hinauswächst. Ansonsten gilt: Impfen ist besser als schimpfen!“

Dominik Lommer, BRK-Rettungsdienstleiter: „Man muss sich einfach einmal vorstellen, welche psychische Belastung das für das Rettungsdienstpersonal ist, auf engstem Raum von drei, vier Quadratmetern in einem Krankenwagen einem Patienten gegenüber zu sitzen, der Covid-19 mit sich trägt – und nach dem Dienst wieder zur eigenen Familie nach Hause zu gehen. Das könnte man unseren Leuten ersparen, wenn man sich für die Impfung entscheiden würde.“

Franz Löffler, Landrat: „Die meisten Menschen im Landkreis wissen, dass Impfen der einzige Weg aus der Pandemie ist. Es verringert die Gefahr eines schweren Verlaufs der Erkrankung und entlastet das Gesundheitssystem.“

Dr. Johanna Etti, stellvertretende Landrätin und stellvertretende Chefärztin des BRK-Kreisverbands: „Meine persönliche Botschaft lautet: Ich impfe mich für mich! Ich impfe mich aber auch für Dich – und für Dich! Und für alle anderen!“

Stephan Gürster, Leiter der Polizei-Inspektion Cham: „Ich halte die Impfung für die wichtigste Maßnahme, damit wir die Einschränkungen der Corona-Pandemie hinter uns lassen können und die Gefahr von schweren Erkrankungen möglichst minimieren. Mit einer Impfung leisten wir alle einen wichtigen Beitrag zum Schutz unserer Familien, aber auch unserer Kolleginnen und Kollegen.“

„Impfpflicht für alle“

Marco Greil, stellvertretender Kreisbrandrat: „Für mich ist das Impfen aus mehreren Sichtweisen heraus wichtig. Einmal aus privater, familiärer Sicht, um die eigene Familie und die Mitmenschen zu schützen. Zum Zweiten aus beruflicher Sicht! Ich bin Schulhausmeister. Aus Sicht der Einsatzkräfte ist zu sagen: Wir hatten im Landkreis bisher Glück, dass wir wegen Corona noch keine der 190 Feuerwehren abmelden mussten. ... Darum bin ich für eine Impfpflicht für alle.“

Josef Brandl, ehrenamtlicher Geschäftsführer des Malteser Hilfsdiensts in Rötz: „Seit bald zwei Jahren sind wir bei den Testungen voll gefordert. Ich halte es für sehr, sehr wichtig, bei den Tests und anderen Gelegenheiten im persönlichen Gespräch mit den Leuten zum Impfen zu bleiben und zu erklären, wie wichtig es wäre.“

Dr. Bernd Hardmann, Chefarzt bei Sana und Ärztlicher Leiter der Impfzentren Roding und Bad Kötzting: „Ich möchte beim Thema Impfen noch einmal in Erinnerung rufen, wie viel Arbeit für uns in diesen Tagen im Krankenhaus liegenbleibt. Das ist Wahnsinn, wie viele elektive Operationen, also medizinische Eingriffe, die aufschiebbar sind, das betrifft. ... Wir haben hier einen riesigen Kollateralschaden, der viel zu wenig erwähnt wird.“