Trainerin Julia Roider zieht sich eine Bandage über den rechten Arm, eine zweite über das linke Sprunggelenk, auch die Handgelenke sind bandagiert. Gelenkschonend ist ihre Leidenschaft, das Turnen, nicht, aber es macht Spaß, sehr viel Spaß. Die 26-Jährige turnt schon seit ihrer Kindheit, seit acht Jahren coacht sie auch den Nachwuchs des ASV Cham. In dieser Saison könnten die jungen Damen ihren Fleiß mit dem Aufstieg in die Landesliga 3 krönen. Ein Erfolg, mit dem am Anfang der Saison niemand gerechnet hätte.
Denn die ASV-Mädels starten erst seit 2017 bei Wettkämpfen der Bayerischen Turnliga. Davor haben sie ausschließlich an Mehrkampf-Wettbewerben teilgenommen. Ihre erste Ligasaison haben sie vor zwei Jahren in der Bezirksliga Nord, der niedrigsten Klasse, erfolgreich gemeistert und sind in die Landesliga 4 aufgestiegen. Dort starten die Turnerinnen im Jahr bei drei Wettkämpfen. Die zwei Qualifikationsrunden sind im Frühjahr und Sommer, das Finale im Herbst. Wer dort dabei ist, hat die Chance, die Saison mit dem Aufstieg zu krönen, kann aber auch absteigen. In Runde eins lief es für die Mädels Ende März so gut, dass Roider das Saisonziel inzwischen geändert hat: „Natürlich wollen wir jetzt um den Aufstieg turnen, wenn wir schon die Möglichkeit haben.“
Muskeln über Muskeln
Ihr großes Ziel können die ASVlerinnen nur durch hartes Training, viel Disziplin und einer Portion Mut erreichen. In der Mehrzweckhalle über dem Chamer Schwimmbad ist alles aufgebaut, was geturnt werden muss. Sprung, Stufenbarren, Balken und Boden – auf diese vier Disziplinen kommt es bei den Ligawettkämpfen an. Acht Teams konkurrieren um die vorderen Plätze. Jede Übung hat eine bestimmte Punktzahl, für Fehler oder Unsauber-keiten werden Punkte abgezogen. Die Gesamtpunktzahl entscheidet am Ende über die Platzierung in der Tabelle.
Gelenke werden beansprucht
Einfach zum Training gehen und ausprobieren, das geht bei den Turnerinnen des ASV nicht. „Die Mädchen kommen alle über den Breitensport. Wenn wir sehen, da hat eine Potenzial, dann holen wir sie zu uns“, sagt Roider. Die Jüngsten sind gerade einmal fünf Jahre alt, die Ältesten zwischen 16 und 18. Danach hören die Meisten auf. Der Grund: Die Gelenke sind nach vielen Jahren geschädigt und der Zeitaufwand wird den Meisten irgendwann zu viel.
Die Bayerischen Meisterschaften im Blick
Der Stufenbarren erfordert auch Kraft und Überwindung. Foto: Tschannerl
Am Boden zeigen die Mädels bei Wettkämpfen eine Kür. Foto: Tschannerl
Am Balken ist Trittsicherheit gefragt, sonst geht’s schnell auf die Matte. Foto: Tschannerl
Das Sprungbrett ist eine der vier Geräte, die immer geturnt werden. Foto: Tschannerl
