Gemeinsame Planungen
Dirrmaler Doppelfest steht vor der Tür

20.06.2022 | Stand 15.09.2023, 4:41 Uhr

Es glänzt in der Sonne über Untergrafenried, das neue Dach der Kapelle.

Effektiv, professionell und schnell, das kennen die Untergrafenrieder Feuerwehrler aus dem Einsatzgeschehen. Als sie nun erkannten, dass es mit der Segnung der neuen Pumpe diesen Sommer etwas werden könnten, fackelten sie nicht lange. Und weil die meisten Feuerwehrler auch im Kapellenbauverein sind oder umgekehrt, wird dieses Ereignis zum Doppel-Fest.

Stefan Ruhland ist die personifizierte Verbindung der beiden Untergrafenrieder Vereine, ist er doch Vorsitzender beider. „Wenn was geht, geht was!“, sei in den Pandemiejahren stets das Motto gewesen, erinnert er sich. Als im Frühjahr dann die Zeiger Richtung Entspannung zeigten, entschieden die Verantwortlichen, das Verpasste nachzuholen.

„Lieber nur einen Tag, dafür gscheit“, sagt Feuerwehr-Kassiererin Bettina Zangl zur Terminwahl 26. Juni. Beim Dirrmaler Dorffest werden dann sowohl die Pumpe der Feuerwehr als auch das neue Dach der Kapelle gesegnet.

Um das stand es schon länger nicht sonderlich gut, weil zwei große Ahornbäume in unmittelbarer Nähe zwar wunderschön sind, aber den Holzschindeln nicht gut taten. Der schlimme Hagelschauer im Juni 2018 gab dem 40 Jahre alten Dach den Rest.

Kupfer wegen Ahorn

Wegen der Bäume entschieden sich die Verantwortlichen für ein Kupferdach. Während die Dorfgemeinschaft das Gebäude seinerzeit komplett in Eigenregie errichtet hatte, wurden die Arbeiten dieses Mal vergeben. Folglich war die Finanzierung eine Herausforderung.

Finanziell auf Rosen gebettet ist der Verein nämlich in keinster Weise, schließlich ist der Unterhalt nicht ohne. Der Weg zur Kapelle will ebenso gepflegt werden wie das Erscheinungsbild. Als nächstes steht ein neuer Außenanstrich an, erläutert Stefan Ruhland.

Letztlich legten Kirchengemeinde (Ast, das sehr versucht, die Filialen zu stärken), Diözese, Stadt, Landkreis zusammen, dank der ergänzenden „tollen Unterstützung“ von Privatpersonen „haben wir es hinbekommen“, berichtet Stefan Ruhland. Dass die Diözese mit im Boot war, haben die Untergrafenrieder dem Umstand zu verdanken, dass die Kapelle tatsächlich für Gottesdienste genutzt wird (jeden Dienstag um 19 Uhr).

Denn „kirchlich“ ist sie nicht, die Dorfgemeinschaft hat sie 1981 errichtet. Geweiht ist sie gleich zwei Heiligen, Johannes und Georg. Aus gutem Grund, St. Georg sollte die Verbundenheit zum Nachbardorf Grafenried ausdrücken, das damals ja auf der anderen Seite des Eisernen Vorhangs unerreichbar war.

In Sachen Feuerwehrpumpe schließt sich mit dem Dorffest indes ein Kreis. 2017 war das Dirrmaler Kirwafest (auch um den 26. Juni herum) die Feuertaufe der damals neuen Führungsriege. „Das war praktisch ein Pumpen-Beschaffungsfest“, verrät Vize-Kommandant Stefan Zangl augenzwinkernd. Was geklappt hat, ein Jahr später wurde die Förderpumpe alias Tragkraftspritze über die Stadt beschafft.

Eine Segnung 2019 war zwar angedacht, letztlich aber wegen der Nähe zum 2017er Fest verworfen. Und dann kam Corona...

Mit dem Kapellendach lief es ähnlich. Alle waren froh, dass die Maßnahme vor Winter 2020 abgeschlossen werden konnte. An eine Einweihung zu denken, habe man sich aber aufgrund von erneut zu erwartenenden Beschränkungen und der damit verbundenen Unkalkulierbarkeit nicht getraut.

Ein großes Ziel

Was nicht bedeutet, dass die Untergrafenrieder (oder Dirrmaler, so der inoffizelle, aber gängige Name) nicht die Spielräume ausgenutzt hätten, die die Pandemie immer wieder erlaubte. Vergangenen Sommer war es ein Grillfest, mit dem versucht wurden, den Zusammenhalt zu stärken. „Gemeinsam“: Das ist auch ein großes Ziel des Dorffestes am Sonntag. „Wir sind viel zu lange nicht zusammengekommen“, gibt sich Stefan Ruhland nachdenklich. Deswegen sind nicht nur Untergrafenrieder, sondern „wirklich alle“ gerne gesehen, insbesondere auch aus der gesamten Pfarrei Ast, zu der das Dorf gehört.

Das Programm ist genau aus diesen Grund zurückhaltend gestaltet. „Wir wollen, dass die Leute miteinander reden können.“ Das sei wichtiger als ein „schneller-höher-weiter“. Der kommende Sonntag in Untergrafenried, er soll schlicht ein gemütliches, entspanntes Miteinander sein.

82 Mitglieder zählt die Wehr aktuell, etwa 25 davon sind aktiv. Dem Verein gehört eine stattliche Anzahl Auswärtiger an, wie Bettina Zangl weiß. Aus dem Freundeskreis oder Nachbarwehren, „das ist ein schönes Zeichen“.

Treu sind die Mitglieder obendrein, sagt sie mit dem Hinweis, dass während der Pandemie kein einziger Austritt zu verzeichnen war. Lob gibt es auch für die Aktiven, die sofort zur Stelle waren, als Übungen und Arbeitseinsätze wieder möglich waren.

Alle sind motiviert

Auf Hochglanz poliert ist die Pumpe schon, sie wird am Sonntag zur Kapelle gefahren, damit beide Segnungen in einem über die Bühne gehen können. Die Tragkraftspritze war bei der Großübung Roter Eber im Juni 2018 erstmals in Betrieb. Ihren ersten und bislang größten Einsatz hatte sie beim Perlseebrand in der Neujahrsnacht 2020. Wenngleich die Untergrafenrieder dem Feuerwehr-Einsatztrend gemäß mehr zu technischen Hilfeleistungen als zu Bränden gerufen werden, hat sich die Anschaffung schon bewährt. „Wenn die alte aus war, war sie aus“, erzählt Bettina Zangl.

Man dürfe das Zusammenkommen bei Festen nicht unterschätzen, findet Vize-Kommandant Stefan Zangl. Das gegenseitige Kennen führe nämlich im Einsatz dazu, dass das „Hand-in-Hand-Arbeiten“, die Abstimmung , besser funktioniere. „Man kann sich einfach besser abstimmen“, pflichtet ihm Stefan Ruhland bei.

Der Zeitplan zwischen der Entscheidung, dass gefeiert werden soll, und dem 26. Juni, war gelinde gesagt sportlich. Weil aber alle motiviert waren und sind, sollte alles hinhauen. „Wir haben uns zusammengesetzt, geschaut, was wir brauchen und was erledigt werden muss, und die Aufgaben dann verteilt“, berichtet Bettina Zangl.

Die Idee, die beiden bedeutsamen Errungenschaften in einem Fest zu kombinieren, sei „spät und spontan“ gefallen, erzählt der Doppel-Vorsitzende.

Wie Bettina Zangl ist er überzeugt, dass der Sonntag den Zusammenhalt noch einmal stärken wird. Dabei ist der in Dirrmal ohnehin schon dick.