Konzert
Ein grandioses Musikerlebnis in Cham

Der Kultchor Lehra und Mehra und das Torelli-Kammerorchester begeistern in der Klosterkirche mit Händels Oratorium „Der Messias“.

24.05.2022 | Stand 15.09.2023, 5:14 Uhr
Ferdinand Schönberger
Vor dem großen Messias-Bild in der Apsis der Klosterkirche: Torelli-Kammerorchester und Chor Lehra und Mehra mit den vier Solisten −Foto: Ferdinand Schönberger

„Dieses Oratorium übertrifft alles, was in dieser Art je aufgeführt wurde“, jubelte die Presse bei der Uraufführung von Händels „Messiah“ am 13. April 1742 in Dublin. 280 Jahre später durften auch die Besucher in der Klosterkirche Cham dieses brillante Werk der Musikgeschichte genießen. Das Konzert am Samstagabend – am Sonntag wiederholt – war ein doppeltes Geburtstagsgeschenk des Torelli-Orchesters und des Chors Lehra und Mehra an die Bevölkerung.

Werk führt durch das Jahr

Der Musikwissenschaftler Hans Joachim Moser schrieb 1941 davon, dass Händels Werk in „drei Riesengemälden durch das Kirchenjahr“ führe: Erwartung und Kommen, Leiden und Auferstehung, Wiederkunft und Erlösung. Dabei wurde hauptsächlich auf prophetische Aussagen aus dem Alten Testaments zurückgegriffen - im ersten Teil auch auf das Lukas-Evangelium, im dritten auf die Paulusbriefe. Händels Oratorium ist größtenteils musikalisch abwechslungsreich in Accompagnato (ein instrumental begleiteter, dem Sprechen angenäherter Gesang), Arie und vierstimmigen Chor unterschiedlicher Länge strukturiert. Es ist in englischer Sprache verfasst und wird heute standardgemäß so aufgeführt. Der Komponist veränderte es auch immer wieder, aber es bildete sich ein Ablauf mit Kürzungsmöglichkeiten heraus. Diese wurden bei dieser Aufführung teilweise im zweiten und dritten Teil vorgenommen und erhöhten den Spannungsbogen.

Panisches Prestissimo

Oratorium:Der Messias:
So nennt man eine dramatische, mehrteilige Vertonung einer geistlichen Handlung. Sie findet nur in den Texten und in der Musik statt.Der Titel bezieht sich auf ein biblisches Hoheitsprädikat und bedeutet „Der Gesalbte“. Georg Friedrich Händel vertonte 1741 in nur drei Wochen ein englisches Libretto, das Charles Jennens aus Bibelstellen zusammenstellte.

Das bekannte „Hallelujah!“ erwies sich bei berauschenden Chorklängen in Verbindung mit Pauken und Trompeten als Höhepunkt, der zurecht in der Zugabe wiederholt wurde. Bei der glanzvollen Arie „The trumpet shall sound“ begleitete ein herrliches Trompetensolo von Anton Meindl die Bass-Stimme. Schließlich schloss das Konzert mit einem eindrücklichen „Amen“ als Bekenntnis zu allem, was gesungen, musiziert und gehört wurde. Wie von Pater Renju vorgeschlagen, folgten nach 150 beeindruckenden Minuten der verdiente tosende Applaus und die Standing Ovations erst nach einem besinnlichen Glockengeläut.

Bereits vor der Abendaufführung hatten Chor und Orchester ein gut besetztes Kinderkonzert gestaltet, in dem Susanne Melichar die musikalischen Begriffe kindgerecht vorstellte und kurze Ausschnitte des Oratoriums präsentieren ließ. Das „traumhafte Ereignis“, so die Meinung vieler Besucher, „verlange unbedingt nach einer Wiederholung oder Fortsetzung.“