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Eisenhandel wird Sporthaus

Rückblick auf alte Bürger- und Geschäftshäuser: Der ehemalige Eisenwarenhandel Höpfl bestand seit 1890 am Paradeplatz.

20.06.2021 | Stand 16.09.2023, 2:16 Uhr
Peter Reidl
So sieht das Höpfl-Gebäude – links daneben das Haus der Pfarrgemeinde – in der Rodinger Altstadt heute aus. −Foto: Bastian Schreiner

Nur noch die älteren Rodinger kennen den Namen „Eisen Höpfl“, ein Wohn- und Geschäftshaus seit 1890. Der einstige Eisen Höpfl steht heute als Sportgeschäft von Ina Fuchs, geborene Straßburger, am Paradeplatz 3, frühere Hausnummer 155 im alten Roding. Das zentral gelegene Gebäude ist ursprünglich erstmal erwähnt 1681 als Fleischhackerei (Metzgerei). Der Paradeplatz, so genannt seit 1858, hieß im Dritten Reich auch Hindenburgplatz. Der Spottname lautete „Goasmarkt“ (Ziegenmarkt), da auf diesem jahrhundertelang der Kleinviehmarkt abgehalten wurde.

Die Hausnummer drei liegt gegenüber der Stadtpfarrkirche und grenzt an den Pfarrhof, den Pfarrgarten und das Pfarrheim St. Gallus, früher eine pfarrherrliche Ökonomie, die Pfarrer Reinwald (1933 bis 1949) aufgab und die Wiesen und Äcker verpachtete oder in Erbpachtrecht an Flüchtlinge ausgab (heute Ostdeutsche- , Reinwald- und Buchberger Straße).

Das Haus hat allerhand mitgemacht: Beim großen Stadtbrand von 1755 mit vernichtet, wiederaufgebaut, mehrfach umgebaut, wurde es bei der Sprengung des Platzer Hauses gegenüber durch GIs, als die Amis zum Kriegsende 1945 mit den Panzern durch die Engstelle wollten, arg in Mitleidenschaft gezogen.

Früher eine Metzgerei

Eine Eisenwarenhandlung wurde es erst 1890, als ein Christian Ellmann, geboren 1838, im Jahr 1890 das Haus kaufte und aus der Metzgerei einen Eisenwarenladen machte. Früher nannte man das fertige Eisen auch Geschmeide, da es von Hand geschmiedet und gefertigt wurde. Heute läuft das wohl unter Kunstschmiede. Der Christian Ellmann (wahrscheinlich ein Ururgroßonkel des Verfassers) war vorher Wirt auf der Hausnummer 165 (Chamer Straße 21, heute „Gasthaus zum Sepp“ früher „Hugo“). Er hatte drei Kinder vom Riemer und Häusler Anton Schmidbauer (Hausnummer Regengasse 19, früher 128, „beim Reimwirt“, früher Malerei Dieß und Altstadtcafe) zur Pflege übernommen. Eines der Kinder, nämlich Sophie, geboren 1889, die das Haus am Paradeplatz wohl geerbt hatte, heiratete 1919 einen Max Höpfl von Altenkreith, von dem der Firmenname stammt.

Eine Tochter aus dieser Ehe, Sophie, heiratete 1937 Hans Straßburger. Der Name Höpfl blieb auf dem Haus. Sophie Straßburger starb schon 1945 mit 25 Jahren und nach dem frühen Tod von Hans Straßburger sen., 1959, hatte Hans jun. (Jahrgang 1939) das Geschäft übernommen.

Kohlenlager für Selbstabholer

In den 60er Jahren gab es außer Öfen, Schrauben und Nägeln schon Ski und Rodelschlitten. Wo heute die Skiabteilung des Sporthauses ist, war früher ein Kohlenlager, wo sich der Kunde als Selbstabholer mit Steinkohle, Briketts und Koks eindecken konnte. Auch wurde ins Haus geliefert. Da trugen der „Stockl Gust“ (Bindl August), der Berger Longin und andere Bedienstete zig Zentnersäcke in Kammern, Keller und Waschküchen für ein Fuchzgerl Trinkgeld. Vorher mussten oft ganze Wagonladungen mit 25 Tonnen und mehr offener Kohle am Bahnhof aus einem Wagon per Hand auf einen Laster umgeschaufelt, dann nach Roding transportiert, abgeladen und dann wieder in Zentnersäcke gewogen werden. Das war eine arge Schinderei. Der Knochenjob ist halt in aller Munde und nicht auszurotten.

In den 80er Jahren wurde nochmal umgebaut und Wolf und Sylvia Straßburger erwarben das Geschäft, während sie die Bauzeit im späteren „Café Zentral“ (Aumer Mich, Wistuba) überbrückten. Das Geschäft für Sport und Moden leitet heute Tochter Ina Fuchs.