Schüler-Gedanken
Entscheidet das Bauchgefühl?

Unsere Kolumnistin Maja steht vor ihrer allerersten Wahl. Die richtige Entscheidung zu treffen, macht sie sich nicht leicht.

18.09.2021 | Stand 16.09.2023, 0:37 Uhr
Maja Schoplocher
Wie bereitet man sich als Erstwähler auf die Bundestagswahl vor? Maja Schoplocher versucht gerade, ihre Gedanken zu sortieren. −Foto: Sebastian Gollnow/picture alliance/dpa

Hallöchen! Bald stehen meine ersten richtigen Wahlen an. Und ich bin schon ein wenig stolz auf die Verantwortung, die mir übertragen wird. Dass ich an unserer wunderbaren Demokratie teilhaben darf. Deshalb versuche ich, möglichst viele Informationen über diese Bundestagswahl aufzunehmen und auszuwerten, in meinem Kopf. Ganz so einfach ist das jedoch nicht.

Schließlich sind es Unmengen auf allen möglichen Medien. Ich dachte, dass mir dieser Wahl-O-Mat ein wenig helfen könnte. Dafür habe ich mir ein paar Minuten Zeit genommen und gehofft, dass ein brauchbares und möglichst eindeutiges Ergebnis herauskommt. Aber nun bin ich immer noch genauso unentschlossen, wie ich davor gewesen bin. Einfach weil das Ergebnis genauso durcheinandergewürfelt war wie meine Gedanken.

Wählen ist, seinen eigenen Kompromiss zu finden

Ich weiß nicht, was oder wen ich wirklich wählen soll. Auch darüber haben wir in der Schule immer vieldiskutiert. Dabei habe ich gelernt, dass Politik und Wählen viel damit zusammenhängt, seinen eigenen Kompromiss zu finden. Abzuwägen und sich dann zu entscheiden. Aber irgendwie komme ich noch zu keiner ausgewogenen Aussage.

Obwohl, wer mich kennt, der weiß, dass ich normalerweise immer eine Meinung habe. Dass ich mitreden kann und möchte. Aber dieses Jahr, bei dieser Wahl, weiß ich es einfach nicht. Fast jede Partei hat einzelne Punkte, die ich mittragen möchte. Aber für das große Ganze reicht es irgendwie nicht.

Wie Politik einen selbst verändert

Vielleicht merkt Ihr, wie sehr mich dieses Thema umtreibt. Vielleicht hängt das ein Stückchen weit damit zusammen, dass ich schon auf politische Veranstaltungen mitgenommen wurde, da konnte ich noch nicht einmal laufen. Ich bin mit Diskussionen über Weltpolitik großgeworden, habe mich mit meinen Brüdern um den beliebten „Weltspiegel“ der Zeitung gestritten, da dieser besonders interessant war. Schließlich war das, als ich klein war, mein ziemlich einziger Zugang zur Medienwelt.

Manchmal bringt mich die Politik an meine Verständnisgrenzen und verändert mich. Das fängt schon im Kleinen an, in dieser Stadt. So wird man schon angehupt, mehrmals und von verschiedenen Autofahrern, und mit Gesten beleidigt, wenn man nur Plakate aufhängt. Seitdem fahre ich mit anderen Augen durch Cham, mit meinem kleinen roten Flitzer. Denn eigentlich hat das nichts mit Politik zu tun. Vielleicht begreifen das diejenigen, die die Plakate herunterreißen.

Entscheidung bleibt vielleicht nur ein Bauchgefühl

Gleichzeitig zu solchen Ereignissen merke ich, dass diese Welt sich wandelt, verändert. Unabwendbar. Dabei bin ich, wie viele andere, noch jung. (Auch wenn mein kleiner Bruder kürzlich nur meinte: „Du bist die älteste 18-Jährige, die ich kenne.“) Die Zukunftsvisionen der Erwachsenen betreffen mich. Und bei allem schwingt natürlich ein Stück Angst mit. Davor, dass es uns allen in einigen Jahren nicht mehr so gut geht.

Ich habe unheimlichen Respekt vor meinem Opi, wenn er erzählt, dass es für ihn als Kind das Größte war, von amerikanischen Soldaten Kaugummi geschenkt zu bekommen. Denn wenn ich will, dann gehe ich in den Laden und kaufe mir fünf verschiedenen Sorten. Heutzutage ist das kein Problem.

Und deshalb erwarte ich das Wahlergebnis mit Spannung. Vier Jahre erscheinen mir noch eine große Zeit. Und auch wenn meine Stimme nur eine unter Millionen ist, so trage ich trotzdem den Bruchteil einer Verantwortung, weil ich schließlich doch erwachsen geworden bin, zumindest ein Stückchen. Vielleicht bleibt mir bei meiner Entscheidung am Ende dann nur eines: mein Bauchgefühl.

Elefantastische Grüße,

Eure Maja