Natur in Bad Kötzting
Für den Wald der Zukunft: Experimente mit neuen Baumarten können sich lohnen

26.12.2022 | Stand 15.09.2023, 2:19 Uhr
Alois Dachs
Andreas Auernhammer (re.) erläuterte, welche „neue“ Baumarten sich für den Bayerischen Wald eignen. −Foto: Dachs

Eine neue Ära bricht mit dem Jahr 2023 für die Waldbesitzervereinigung Bad Kötzting an. Noch vor Weihnachten wurde die Geschäftsstelle von Rimbach in das ehemalige Möbelhaus Kurz in Bad Kötzting verlegt, wo Florian Weigl und Max Lankes in Zukunft als Geschäftsführer die Arbeit der WBV gestalten.

Oberstes Ziel werde dabei sein, die besten Holzpreise für die Mitglieder zu erzielen, erklärte Florian Weigl beim Stammtisch der Waldwirtschafter im Lindner-Saal. Förster Andreas Auenhammer stellte verschiedene Baumarten vor, die sich für den Bergmischwald in der Region eignen.

35 000 Festmeter vermarktet

Vorsitzender Reinhold Sauer wies darauf hin, dass der bisherige Geschäftsführer Georg Mühlbauer auf eigenen Wunsch zum Ende des Jahres seine Tätigkeit aufgibt. 35 000 Festmeter Holz seien 2022 vermarktet worden, sagte Sauer. Er begrüßte es, dass ein zweiter Hackschnitzelofen von der Bayerwaldwärme für das Heizwerk beim Krankenhaus angeschafft wird, weil das die regionale Wertschöpfung stärke, während bisher neben den Hackschnitzeln rund 50 000 Liter Heizöl verbraucht wurden.

Der Neukirchener Revierförster Florian Fischer wies darauf hin, dass die Forstdienststelle Bad Kötzting voraussichtlich erst im Frühjahr 2023 neu besetzt wird. Offiziell werde sie bis dahin von Jürgen Köbler aus Furth im Wald geführt.

Der aus Landsberg stammende Förster Andreas Auenhammer stellte neue Baumarten vor, die sich für Zwischenpflanzungen im Bergmischwald, vor allem auch für die Baummischung in „Käferlöchern“ eignen. Die Fichte werde als „Brotbaum“ weiterhin große Bedeutung haben. Aber die Klimaerwärmung und verstärkte Trockenjahre machten es erforderlich, über Alternativen nachzudenken, damit langfristig der Fichtenanteil bei 30 bis 35 Prozent liegt und stabilere, weniger für Schädlinge anfällige Baumarten dazukommen. So eigne sich die Douglasie für gut durchlüftete, kalkarme Böden. Vor allem junge Douglasien seien aber durch das Verfegen von Rehböcken gefährdet, auch der Hallimasch-Pilz könne den Wurzeln gefährlich werden.

Die Edelkastanie eigne sich für tiefgründige Böden über 700 Meter Höhe. Die Robinie ist interessant, weil sie Stickstoff direkt in den Boden einbringt. Sie biete auch eine Bienenweide im Frühjahr. Kalkarme, gut mit Wasser versorgte Standorte liebe die Roteiche, die deutlich schneller wächst als heimische Eiche und als Möbelholz geschätzt ist.

Auf allen Standorten im Bayerischen Wald, sofern sie nicht kalkhaltig, flachgründig und von Staunässe betroffen sind, wachse die Atlas-Zeder gut. Sie eigne sich gut für Konstruktionsholz. Der aus der Türkei stammende Baum-Hasel vertrage keine nassen Standorte. In Trockengebieten sei der Baum-Hasel durch Pilzerkrankungen gefährdet.

Weitere Alternativ-Arten

Ebenfalls eine alternative Baumart sei die Weihrauch-Zeder, die tiefgründigen, lehmigen Sandboden liebt und viel Schatten verträgt. Schuppenrinden-Hickory gedeihe auf fast allen Standorten. Der Baum produziere wertvolles Holz, das sich auch für Parkett eignet, ein guter Ersatz für die heimische Esche.

Alle diese Baumarten sollten in kleinen Gruppen dem Bestand beigemischt werden, riet Auenhammer. Sie dienten dazu, die Vielfalt im Wald zu erhöhen. Es gebe auch Fördermittel für Anbauversuche, wobei sich die alternativen Baumarten weniger für die Begründung großer Bestände eignen. Beispielsweise nach größeren Käferkalamitäten sollten kleinere Gruppen dieser Baumarten mit eingebracht werden.

Trotz des Einbruchs bei Wohnbauten in Folge des Angriffs auf die Ukraine und die daraus resultierende „Kostenexplosion“ sei die Nachfrage nach Holz weiterhin hoch, sagte Florian Weigl.

Für die 1530 Mitglieder umfassende WBV Bad Kötzting sei erfreulich, dass die Holzpreise aktuell wieder steigen, weil auch der Käferholz-Anteil im vergangenen Jahr abgenommen hatte. Der schnelle Zugriff auf vom Käfer befallene Flächen und die Nutzung der Holzlager in Arndorf und Arnbruck hätten viel dazu beigetragen, eine massive Ausbreitung des Buchdruckers zu unterbinden, der beispielsweise im Frankenwald ganze Regionen geschädigt hat, sagte Florian Weigl. Die seit Jahren belieferten Großsäger in Bayern erhielten nun Mitbewerber aus Österreich und dazu kämen Rundholz-Handelsgesellschaften, die große Mengen Stämme nach China und in die USA exportieren möchten.

Das versetze auch die WBV in die Lage, den Preis mitzubestimmen, denn oberstes Ziel sei, die bestmögliche Wertschöpfung für die Mitglieder zu erreichen, machte Florian Weigl klar. „Ein Preisdeckel unter 50 Euro darf für uns nicht mehr in Frage kommen“, so Weigl. Die WBV habe auch wieder 57 Festmeter Laubholz für die Submission in Reisbach geliefert, gab er bekannt.