Debatte
Genossen beenden Jagdpachtvertrag

Dem Antrag der Jagdpächter auf Rücknahme der Kündigung haben die Versammelten in Pemfling nicht entsprochen.

21.09.2020 | Stand 16.09.2023, 4:38 Uhr
Werner Weiß
Die ausgeschiedenen und daher geehrten Vorstandsmitglieder freuten sich über ihre Präsente, mit dabei sind Bürgermeister Haberl (3. v. l.) und Jagdpächter Willi Hutterer (2. v. r.). −Foto: Werner Weiß

Der Antrag der Jagdpächter auf vorzeitige Beendigung des Jagdpachtvertrages war der am intensivsten behandelte Tagesordnungspunkt bei der Versammlung, wozu Jagdvorsteher Franz Haberl 23 Jagdgenossen mit einem Flächenanteil von 159,84 Hektar im Gasthaus „Zum Bräu“ willkommen geheißen hatte. Mit dabei waren auch die Jagdpächter Jarno und Willi Hutterer mit Frau Petra. Nach einer zum Teil emotionsgeladenen Diskussion zum Thema schlug Jagdvorsteher Haberl den Jagdgenossen schließlich nachfolgende Möglichkeiten vor: Die Jagdgenossen sollten sich entscheiden, ob das Pachtverhältnis zum 31. März 2021 oder gemäß dem Antrag der Jagdpächter vom 19. September 2020 zum 31. März 2022 beendet werden soll. Die anschließende Abstimmung ergab eine Stimmen- und Flächenmehrheit für das Beenden des Jagdpachtverhältnisses zum 31. März 2021. Dem Antrag der Jagdpächter auf Rücknahme der Kündigung wurde somit nicht entsprochen.

Die Jagdgenossen hatten nun über die Neuvergabe zu entscheiden. Vonseiten der Jagdvorstandschaft wurde eine öffentliche Ausschreibung zur freihändigen Vergabe vorgeschlagen. Der Vergabetermin soll am 13. November im Gasthaus Moro, Pemfling, sein. Mit 21:2 Stimmen beschloss die Versammlung die Neuvergabe der Jagd öffentlich zur freihändigen Vergabe auszuschreiben und in einer eigenen Jagdversammlung am 13. November 2020 im Gasthaus Moro, Pemfling zu vergeben.

Ehe zuvor in die Tagesordnung eingestiegen wurde, hatte der Vorsitzende alle Anwesenden zum vom Jagdpächter spendierten und vom Gastwirt „Zum Bräu“ vorzüglich zubereiteten Rehessen eingeladen. Den Jahresbericht hatte der Jagdvorsteher damit begonnen, dass in letzter Zeit mehrfach Schwarzwildschäden aufgetreten seien. All diese Wildschäden, so Haberl weiter, konnten allerdings gütlich mit dem Jagdpächter abgewickelt werden. Von mehreren Jagdgenossen wurde aber bemängelt, so der Jagdvorsteher, dass zu wenig von den Jagdpächtern gegen Wildschweinschäden unternommen wurde.

Rücksprache mit Jagdbehörde

Dann ging es um das Thema „Antrag der Jagdpächter auf vorzeitige Beendigung des Jagdpachtvertrages“: Mitte Februar, so Franz Haberl, sei ein auf den 13. Februar datiertes Schreiben der Jagdpächter Jarno und Willi Hutter eingetroffen, worin sie die Kündigung des Jagdpachtvertrages zum 31. März 2020 stellten. Grundsätzlich müsse hierbei erwähnt werden, dass der bestehende Jagdpachtvertrag keine Deckelung hinsichtlich Wildschaden enthält. Die Kündigung sei wie folgt begründet worden: Eine Schadensdeckelung sei im bestehenden Jagdpachtvertrag nicht vereinbart, stattdessen sei den Jagdpächtern ein Sonderkündigungsrecht eingeräumt worden, wenn der Wildschaden 1500 Euro in einem Jahr überschreitet, was nach den Angaben der Jagdpächter für das Jahr 2019 zutreffend sei. Jagdvorsteher Haberl erklärte hierzu, dass ihm gegenüber kein Nachweis erbracht worden sei, dass eine Überschreitung der 1500 Euro Wildschadensgrenze vorliegt. Dies sei vom Jagdpächter bestätigt worden, da die Entschädigungszahlungen ohne Rechnungen erfolgt seien und er die Entschädigungsempfänger nicht preisgeben wolle. Nach Rücksprache mit der Unteren Jagdbehörde, Landratsamt Cham, sei festgestellt worden, dass die beantragte Kündigung zum 31. März 2020 nicht fristgerecht sei. Der Jagdpachtvertrag könne somit frühestens zum 31. März 2021 aufgelöst werden. Zudem sei von beiden Vertragspartnern ein Nachtrag zum Jagdpachtvertrag abgeschlossen worden, indem beidseitigen Einverständnis, dass der bestehende Pachtvertrag bis zur Jahreshauptversammlung der Jagdgenossenschaft Gültigkeit habe, was bedeute, dass eine Kündigung zum 31. März 2021 erfolge.

Als weiterer Punkt stand der Rechenschaftsbericht der Jagdpächter Jarno und Willi Hutterer an. Zu Beginn bedankte sich Jarno bei seinem Vater, dem er alles verdanke, was die Jagd betrifft. Sein Vater Willi Hutterer betreibe die Pemflinger Jagd bereits seit 35 Jahren. Leider werde die Passion Jagd dem Jagdpächter derzeit von einigen Jagdgenossen schwergemacht, was zu Unstimmigkeiten führe. Was den Rehabschussplan betreffe, so sei dieser bisher immer erfüllt worden, ja sogar übererfüllt. Was das Schwarzwild betreffe, so Jarno Hutterer, könnte man sicher mehr schießen, aber alle Jäger seien nun mal auch berufstätig. Den Vorwurf, dass er in diesem Punkte zu wenig getan habe, weise er strikt zurück. Sowohl er als auch sein Vater Willi Hutterer oder die Jagdmitgeher seien ständig unterwegs. Die Schwarzkittel seien nun einmal unberechenbar. Mal seien sie dort, mal da, und im Pemflinger Revier nun einmal nur „Durchreisende“. Den durch die Schwarzkittel angerichteten Schaden habe er bisher immer beglichen. In letzter Zeit seien diese Schadensansprüche jedoch ausgeufert. Es habe den Anschein, dass einige Jagdgenossen die Meinung vertreten würden, Hutterer könne das schon zahlen. Wenn die geforderte Entschädigung jedoch nicht mit dem realen Schaden übereinstimme, und es nur um den Geldbeutel gehe, so mache die Jagd keinen Spaß mehr. Es sei dann ein Punkt erreicht, der nicht mehr tragbar sei. Aus diesem Grunde heraus sei auch die Kündigung erfolgt.

Nachdem man die Kündigung aus emotionalen Gründen heraus beantragt, und sich nun eines Besseren besonnen habe, legten die Jagdpächter Hutterer einen Schriftsatz, datiert auf den 19. September 2020 vor, indem die Kündigung vom 13. Februar 2020 zurückgenommen werde. Die Jagdpächter beantragten dabei, dass der Jagdpachtvertrag normal erst zum 31. März 2022 auslaufen solle. Damit würde das Pachtverhältnis mit allen anderen angrenzenden Jagden gleichzeitig enden.

„Hutterer sind Pemflinger“

Zugleich wurde beantragt, den bestehenden Pachtvertrag mit dem Passus einer Wildschadensdeckelung von 1500 Euro zu ergänzen. Für die Jagdvorstandschaft sei dieser Antrag überraschend gekommen und stehe somit auch nicht auf der Tagesordnung. Die Vorstandschaft habe keine Möglichkeit gesehen, dem kurzfristig vorgelegten Antrag stattzugeben. Die Auffassung hierzu sei von der Gegenseite nicht nachvollziehbar gewesen. Petra Hutterer erklärte, dass man bisher immer davon ausgegangen sei, die „Hutterer sind Pemflinger, was wir auch gerne sind und sein möchten, nun aber hat es den Anschein, man will uns nicht mehr haben“. Es sei enttäuschend wenn man so viel Herzblut, wie zum Beispiel den Bau der Hubertuskapelle in Kreuth, das Amt des Schirmherren, und so weiter, in diese Beziehung investiert habe, vom Geschäft in Pemfling ganz zu schweigen. (cpf)