Zeitdokument
Gerhardinger spenden ein Laufschriftgerät

Eine Abordnung übergab das Lehrmittel aus den 1960er-Jahren an das Museum für Schreibmaschinen in Bayreuth.

25.06.2021 | Stand 16.09.2023, 2:09 Uhr
Präsentation im Hof der Schule (v. l.): Johannes Dieckmann (stellvertretender Schulleiter), Josef Maier (Schulleiter), Anna Mühlbauer (Firma Mühlbauer), Theresa Schäffner (Firma Zollner), Sabine Kraus-Preischl (Gerhardinger Realschule), Günter Pschibl (Schreibmaschinenmuseum Bayreuth), Florian Raabe (Mühlbauer) −Foto: Edmund Speiseder/Edmund Speiseder

Die Gerhardinger Realschule spendet dem Museum für Schreibmaschinen in Bayreuth ein Laufschriftgerät. Am Donnerstag wurde die Übergabe an dessen Leiter und Kurator, Günter Pschibl, vollzogen. Sabine Kraus-Preischl, die IT-Lehrkraft an der Ger- hardinger Realschule war es, die die Fäden und Kontakte geknüpft hatte.

Sie war mit der Entrümpelung der Schule beauftragt und entdeckte das AVISET-Laufschriftgerät, das in den 1960er-Jahren seitens der Schule angeschafft worden war. In der damaligen Zeit war es der neueste Schrei, zur Unterstützung des Maschinenschreibenlernens die Schüler nicht auf die Tasten schauen zu lassen, und daher wurde das Laufschriftgerät eingesetzt. Die Schüler waren dadurch angeleitet, an die Projektionswand zu schauen, die Buchstaben dort wahrzunehmen und dann die Buchstaben in die Maschine zu tippen. Diese unterstützende Hilfe gewährte damals der Sachaufwandsträger, der Konvent der Gerhardinger Schulschwestern.

Selbst Schulleiter Josef Maier, der zwar auch Maschinenschreiben gelernt hatte, war diese unterstützende Maschine nicht geläufig und er lobte Kraus-Preischl dafür, dass sie auf diesem Weg nachfolgenden Generationen dieses Zeitdokument wieder zugänglich macht.

Die Gerhardinger Realschule zieht ja bekanntlich um, und daher muss man sich von angestammten Dingen trennen. Sabine Kraus-Preischl brachte es aber nicht übers Herz, die technischen Errungenschaften, die den Weg zur Digitalisierung markieren, einfach der Mülltonne zu überlassen. So knüpfte sie an die bestehenden Verbindungen zur Firma Zollner an. Denn technisch geschickte und interessierte Schüler der Gerhardinger Realschule finden dort immer wieder ihren Arbeitsplatz. Das Laufschriftgerät war nicht mehr funktionstüchtig, es musste erst repariert werden, um wieder aktiv werden zu können.

Unter der Ägide von Ausbildungsleiter Matthias Karl setzten zwei Zollner-Azubis, eine davon die ehemalige Gerhardinger-Schülerin Theresa Schäffner, das Gerät wieder in Gang, so dass es allen anwesenden Ehrengästen vorgeführt werden konnte. „Gut eine Woche habe ich daran rumgetüftelt!“, meinte sie. „Man musste ja auch erst die mechanischen Vorgänge erfassen und auch dann die Ersatzteile beschaffen!“, ergänzte sie. Die Anwesenden staunten und waren wohl mit ihr stolz auf das Erreichte.

Günter Pschibl, Leiter des Deutschen Schreibmaschinenmuseums, freute sich über die Spende: „Das Laufschriftgerät ergänzt unsere Sammlung wunderbar. In den 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts haben viele Schüler/innen damit gelernt, schnell und fehlerfrei zu tippen. Besucher können bei uns viel selber ausprobieren, deshalb ist es toll, dass das Laufschriftgerät einwandfrei funktioniert.“

Bei der Gerhardinger-Entrümpelungsaktion wurden aber auch andere Kostbarkeiten entdeckt. So schätzte Kraus-Preischl auch den Nasssauger ein, der im Museumstrakt der Firma Mühlbauer eine neue Heimat finden wird. Dort ist ja bereits eine Abteilung für alte Gegenstände eingerichtet worden, die das „Friseurstudio“ und das „Zahnstudio“ bereichern wird. Schulleiter Maier belobigte die umsorgende Arbeit der Lehrkraft, denn sie wirke dadurch dem Trend der heutigen Beliebigkeit entgegen, dass die Dinge des Alltags doch einen eigenen Wert haben, den kommende Generationen erst wiederentdecken werden.