Veranstaltung
Hinter der Bühne rockte es

Furioser Musikkabarett-Abend der „Weibsbilder“ fand im RAUM statt. Der nächste Termin steht unter dem Titel „Kultur hilft“.

19.05.2022 | Stand 15.09.2023, 5:09 Uhr
Das Foto zeigt die Weibsbilder auf der Raum-Kleinkunstbühne. −Foto: Franz Bauer

Die Bezeichnung „Weibsbild“ kann nach Ludwig Zehetner (Bairisches Deutsch) anerkennend oder abfällig gebraucht werden und steht für eine Frauensperson. Frauenspersonen, Romy Börner alias Edeltraud, Su Frisch alias Gisela und Carolin Juretschka alias Ursl, eroberten mit ihrem neuen Programm „Backstage“ nach langer Pause und mehreren Verschiebungen zusammen mit dem Pianisten Herrn Basy Bühne und Publikum in der RAUM-Kleinkunstbühne. Man kennt sie als Repräsentantinnen drei verschiedener Frauentypen, „Bildern“ von Frau, und jede von ihnen „lebt“ gleichsam in ihrem Charakter, heißt es in einer Mitteilung der RAUM-Kleinkunstbühne. Sie bezeichnen sich als „Damen von Welt, mit Blick für’s Detail, kokett und nicht immer nett“. Da ist Edeltraud, die biedere und standesbewusste Gattin eines österreichischen Schönheitschirurgen mit herrlich blasiertem Wiener Akzent.

Sie kämpft mit dem Alter und mit der modernen Zeit, in der nichts mehr analog ist, nicht einmal der Streit zwischen Müttern auf dem Spielplatz, der in der Whatsapp-Gruppe ausgetragen wird. Und der Ehemann geht fremd und die Auserwählte ihres verzärtelten Sohnes ist nicht standesgemäß! Da ist die intellektuelle Gisela, die alles und jedes ausdiskutieren will, deren Träume von einem hochbegabten und erfolgreichen Sohn geplatzt sind, sodass sie ihn vor die Tür setzen will. Sie kapituliert vor dem Einkommenssteuerformular und hat nach der fünften Ehe immer noch nicht den Richtigen gefunden. Und da ist das sexbesessene Dummchen Ursl. Sie hat zahlreiche Follower auf Instagram und nicht nur dort, ist stolz auf ihre Rundungen und kämpft vergeblich mit dem korrekten Gebrauch von Fremdwörtern. Sie wünscht sich „oan, der a Hirn hod, an Mo, der mir an Siphon richt’n ko“. Und dann ist da noch der nur scheinbar distinguierte Herr Basy am Piano, der das rasante Tempo der drei Damen mühelos aufnimmt, in den verschiedensten Genres zu Hause ist, auch mal ein Jazz-Impro einstreut und einen unvergleichlichen musikalischen Hintergrund liefert.

Mit seinem vielsagenden Gesichtsausdruck spiegelt er das Geschehen auf der Bühne. Die Rahmenhandlung ist nicht unproblematisch. Nach einem wenig erfolgreichen Auftritt im Wirtshaus in Oberwurschtlried vermissen die drei hinter der Bühne (Backstage!) die Flugtickets für ihren geplanten Urlaub und sind gezwungen, in der eher primitiven Herberge zu nächtigen, eigentlich war geplant: „Wir gehn nur ins Ritz“. Die Speisekarte entspricht so gar nicht ihren Vorstellungen und man überlegt, wie die unglücklichen Holzfäller für das Holzfällersteak sich wohl in ihrer Mastanlage gefühlt haben. Beim Stromausfall nachts um drei helfen eine Licht-App und eine Playlist „Licht“ und so singen sie „Kleine Taschenlampe, brenn“, „Come on, baby, light my fire“, „Ring of fire“ und werfen sich rote LED-Flämmchen zu. Sie singen, tanzen, gestikulieren, streiten, persiflieren bekannte Song und präsentieren raffinierte Texte mit intelligenten Wortspielereien.

Ein Gag jagt den anderen und die Zuschauer amüsieren sich bei dieser Situationskomik köstlich. Einschließlich der Zugabe „Fein sein, beinander bleib’n“, wo man sich wieder versöhnt, ein absolut stimmiges „Gesamtkunstwerk“, das zurecht auf der Bühne und nicht backstage stattfand und bei der die Bezeichnung „Weibsbilder“ uneingeschränkt Anerkennung verdient! Der nächste Termin steht unter dem Titel „Kultur hilft“. Der Erlös wird an die „Chamer Tafel“ gespendet. Am 28. Mai, Samstag, ist der Workshop-Aktionsnachmittag von 14 bis 17 Uhr im cha13. Und am 29. Mai, Sonntag, gehen Künstler für diesen guten Zweck auf die hybride Bühne um 17, 18 und 19 Uhr. Platzreservierung und der Zoomzugang unter www.raum-fuer.de. Bei schönem Wetter werden die Auftritte auch über Zoom in den Innenhof übertragen.