Versammlung
Holzengpass treibt die Preise in die Höhe

Mitglieder der Zimmerer-Innung Cham diskutierten mit Diplom-Forstingenieur Josef Ziegler online die aktuelle Lage.

14.05.2021 | Stand 16.09.2023, 3:01 Uhr
Karl Pfeilschifter
Die Zimmerer-Innung setzte sich mit der Schnittholzversorgung auseinander. −Foto: Karl Pfeilschifter

Aufgrund der derzeitigen Situation auf dem Holzmarkt veranstaltete die Zimmerer-Innung Cham eine digitale Mitgliederversammlung zu dem Thema „Aktuelle Lage der Rundholzversorgung! Wie wirkt sich die Holzeinschlagsbeschränkung auf die Rundholzversorgung aus?“. Referent war Diplom-Forstingenieur (FH) Josef Ziegler, Präsident des Bayerischen Waldbesitzerverbandes und Vorsitzender der Waldbesitzervereinigung Cham-Roding.

„Das Problem Schnittholzversorgung hat nichts mit dem Wald zu tun!“, so seine klare Aussage. Auch Holz sei in den letzten Monaten verstärkt in die Globalisierung des Handels einbezogen worden. Seit gut einem Jahr würden große Mengen an Schnittholz in die USA exportiert (plus 40 Prozent 2020). Zudem seien es langfristige Lieferverträge mit China, die weiteres Rundholz der heimischen Versorgung entziehen. Hinzukämen in Deutschland Holzeinschlagsbeschränkungen wegen des aktivierten Frostschädenausgleichsgesetzes.

Der Wald ist voller Bäume

Der Wald sei voller Bäume, und die Regeln der nachhaltigen Forstwirtschaft erlaubten so viel Holzaufkommen, dass die holzverarbeitenden Betriebe ausreichend damit versorgt werden könnten, so der Referent, aber eben nur könnten. Doch gegenwärtig führe das internationale Marktgeschehen zu einer regelrechten Holzverknappung vor Ort, die Preisanstiege und lange Lieferzeiten nach sich ziehe, und dies in einem bis dato nicht gekannten Ausmaß.

Ziegler ging auf die Entwicklung der Marktsituation in der Weltwirtschaft ein. Er nannte das Ganze eine „Blasenbildung“ in der weltweiten Schnittholzversorgung. Der Referent vermutete, dass mit der öffentlichen Diskussion um den Holzengpass die „Blasenbildung“ innerhalb der Branche angeheizt werde und sich der „Corona-Kloopapiereffekt“ einstelle. Er vertrat die These, dass dieser Engpass aus den eigenen Reihen befeuert werde. „Die deutsche Sägeindustrie hat noch nie so viel Schnittholz produziert wie letztes Jahr“, sagte er. Trotzdem könne man aber in vielen Regionen Deutschlands feststellen, dass im Wald immer noch viel Holz liege.

Es handle sich um eine Fehldarstellung der Realität, wenn Sägewerke sagten, dass sie wegen der Teuerung des Holzes nicht mehr so viel liefern können, meinte Ziegler. Bei genauem Hinschauen sehe man, dass diese den internationalen Markt viel stärker belieferten als den heimischen. Durch Corona und den Lockdown sei der Holzverbrauch weltweit angestiegen.

Die bundesweite Einschlagbeschränkung gelte seit zwei Wochen und könne nichts mit den derzeitigen Beschränkungen zu tun haben. Derzeit werde an Ausnahmeregelungen und Härtefällen wie der Bagatellgrenze von 100 Festmetern pro Waldbesitzer gearbeitet. Weiter arbeite der Verband an einer Ausgleichsregelung für größere Einschläge mit einem Harvester. Dann werde die Holzeinschlagsbeschränkung keinen Einfluss auf den aktuellen Schnittholzengpass haben. Zudem werde es auch heuer wieder enorme Mengen an Käferholz geben, erklärte der Waldbauernpräsident. Dies sei nicht einschlagsbeschränkt.

Probleme „hinter der Säge

Innungsobermeister Tobias Weber sagte, ihm werde in Gesprächen mit der Schnittholzindustrie erklärt, dass diese in Höchstauslastung fahre. Dies sei ein Zeichen, dass die Probleme nicht vor der Säge, sondern dahinter liegen. Ziegler sagte, die Holzindustrie habe in den letzten Jahren hohe Gewinne erzielt. In der Holzvermarktung sehe er auch nicht den Preis allein. Es gelte auch, die Nebenbedingungen, wie Leitsortiment, Klassenabschläge oder Sortiergewohnheiten der Sägewerke, neu zu diskutieren. Auch ein Einbeziehen von Käferholz in die Frischholzverträge sei ein Ansatz.

Gerhard Gruber berichtete von einem bundesweiten runden Tisch. Die derzeitige Situation auf dem Markt sei, dass nach dem Lockdown ein Weltwirtschaftswachstum im höchsten Maße im Gange sei. Die Verfügbarkeit von Holz auf dem deutschen Markt sei im letzten Jahr um acht Prozent gestiegen. Allerdings sei die Steigerung bei Holzhäusern enorm. Gruber sprach sich auch für eine bessere Nutzung von Kalamitätenholz aus.