Landkreis Cham
Konrektor Christian Haringer schreibt Buch über Geschichte des Ordens

03.02.2023 | Stand 15.09.2023, 1:46 Uhr
Christian Haringer mit seinem neuen Buch −Foto: Gregor Raab

Christian Haringer ist Lehrer, Konrektor - und Autor. Sein neuestes Werk thematisiert das Leben und Wirken der Schwestern vom Heiligen Kreuz in Altötting.

Haringer ist ein vielbeschäftigter Mann. In den vergangenen Jahren hatte er nicht nur mit dem Neubau eines Schulgebäudes, der Zusammenlegung zweier Schulen und dem Corona-Management, sondern auch mit dem normalen Alltagsgeschäft als Lehrer und Konrektor genug zu tun.

Bleibt angesichts dieses Arbeitspensums überhaupt noch Zeit, ein Buch zu schreiben? „Ja!“, antwortet der 49-Jährige mit einem Lächeln und erklärt, dass genau das die richtige Ablenkung für ihn war, um auch einmal den Kopf frei von der Schule zu bekommen.

In den Händen hält er sein aktuelles Werk – einen ansprechenden Band über das Leben und Wirken der Schwestern vom Heiligen Kreuz in Altötting. Detailliert beschreibt er darin auf 100 Seiten die bewegte Geschichte des Ordens, der sich 1896 in Altötting niedergelassen hat.

Frauen mit Gottvertrauen

Haringers Ziel war es, das Wirken der Gemeinschaft nicht nur als sture Auflistung von Zahlen, Daten und Fakten wiederzugeben, sondern auch die menschliche Seite und das aktive Gottvertrauen dieser starken Frauen zu betonen. „Sie stellten sich in den zurückliegenden Epochen auf beeindruckende Weise den vielfältigen Herausforderungen in der Kirche und Welt“, findet der Autor. Schon als kleiner Knirps hatte er den Kindergarten der Schwestern besucht, und der Kontakt zu ihnen ist bis heute nicht abgerissen. Die Chronik ist für ihn daher auch eine „echte Herzensangelegenheit“ gewesen. Kompakt und für Laien verständlich beleuchtet er darin die Entwicklung der deutschen Provinz – angefangen bei der Gründung der ersten ärmlichen Niederlassung, über die weltweite Missionsarbeit bis hin zur Sorge um Kinder, Kranke, Verwundete und Alte.

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„In allen Zeiten verstanden es die Schwestern, wo sie am dringendsten gebraucht werden“, stellt Haringer fest. Im Lauf seiner Untersuchungen stieß er auch auf überraschende Verbindung zum Landkreis Cham. So stammte die ehemalige Provinzoberin Schwester Laetitia Luger aus Pemfling. Vor ihrem Ordenseintritt machte sie zuerst eine Ausbildung bei einer Chamer Bank. Im Unterricht habe er zudem von einem Schüler erfahren, dass dessen Großtante für den Orden in der Afrika-Mission tätig gewesen ist. Solche Einsichten faszinieren Haringer, da er sich mittlerweile auch intensiver mit der Geschichte von Cham, das nun sein neuer Lebensmittelpunkt ist, auseinandersetzt. Sein Wissen teilt er dort wiederum als Stadtführer bei den Erlebnisstadtführungen.

Fragen zu Altötting und seiner Geschichte kann Christian Haringer wohl alle beantworten. Falls er sich dennoch mal unsicher sein sollte, weiß der 49-Jährige genau, wo er nachschauen muss. Schon von Kindesbeinen an interessiert sich der künftige Schulleiter der Marienrealschule für Heimatforschung. Bereits in der dritten Schulklasse erstellte er ein Arbeitsblatt über die berühmte Gnadenkapelle und unterstrich damit sein Faible für die Historie seines Geburtsortes. Die Palette der Themen seines Altötting-Archivs (siehe infoteil) ist vielfältig: Sie reicht von der Geschichte der Straßennamen über die Wiederentdeckung eines KZ-Friedhofs bis hin zur Erforschung alter Krippen. Selbst die dreijährige Anwesenheit des Maristen-Ordens in Altötting nach dem 1. Weltkrieg hat Haringer schon untersucht.

Zwei Dozenten an der Universität Passau weckten während seines Germanistik- und Geografie-Studiums die Neugier in ihm. Seitdem wühlt er sich durch muffige Papierstapel, alte Zeitungen und historische Fotosammlungen – immer auf der Suche nach etwas Unbekanntem aus der Altöttinger Heimatgeschichte. Eine zerfledderte Postkarte oder ein abgeheftetes Werbeplakat für eine längst vergangene Veranstaltung liefern ihm dann Ideen und Anknüpfungspunkte für tiefgreifende Studien.

Immer am Zahn der Zeit

„Das ist die spannendste Phase des Prozesses“, erklärt der Hobby-Forscher. Auf der Suche nach Material durchstöbert er Bibliotheken, fordert Akten an, schreibt E-Mails an Archivare und wälzt sich durch dicke Bücher. So entsteht nach und nach aus vielen Mosaiksteinen ein großes Ganzes.

Wenn dann irgendwann das Ergebnis in gedruckter Form vor ihm liegt, erfüllt es Haringer mit Stolz, einen Beitrag zur Erforschung der Heimat geliefert zu haben. Dabei ist er nicht nur der Vergangenheit auf der Spur, sondern immer auch am Zahn der Zeit. Vor allem die Aufbaujahre nach dem Zweiten Weltkrieg haben es ihm aktuell angetan.

− cga