Jubiläumsfest 2023
Kontroverse Debatte: Der Burschenverein Roding liebäugelt mit dem Platzerstadl

13.11.2022 | Stand 15.09.2023, 2:58 Uhr
Architekt Florian Brunner hat ein Modell für eine mögliche Revitalisierung des Platzerstadls in der Königspergerstraße in Roding vorgestellt. Nach langer Debatte entschied sich der Burschenverein schließlich dazu, das Projekt voranzutreiben. −Foto: quadrat 45°

Bei den Burschen ist derzeit alles auf das große Jubiläumsfest „140 Jahre Burschenverein Roding“ ausgerichtet. Bei der Jahresversammlung am Freitag im Haus der Pfarrgemeinde standen mit den Neuwahlen, dem Vereinslokal und dem Thema „Platzerstadl“ drei weitere wichtige Punkte auf der Tagesordnung. Über einen vollen Pfarrsaal freute sich Vorstand Sebastian Gabler, dass neben den zahlreichen Burschen auch Bürgermeisterin Alexandra Riedl und ihr Stellvertreter Reinhold Schoierer der Einladung gefolgt waren.

Nach dem Gedenken an die verstorbenen Mitglieder betonte die Bürgermeisterin, dass sie sich freue, nach dem Amtsantritt in dieser „Männerrunde“ sein zu dürfen. Sie werde die Tradition bewahren und künftig ihren Stellvertreter entsenden. Sie ermunterte die Burschen, auch künftig aktiv zu bleiben und das gesellschaftliche Leben weiterhin zu bereichern. Der Dank galt der bisherigen und zukünftigen Vorstandschaft.

392 Mitglieder

Mit etwas Stolz verkündete Gabler den gesteigerten Mitgliederstand auf 392. Vieles konnte realisiert werden wie Faschingszeitung, Maibaumstecken und Maibockfest. Zahlreiche Feste wurden besucht und das Schirmherrenbitten sowie das Patenbitten in Bad Kötzting waren Höhepunkte. Zudem war man auf acht Hochzeiten und einem Polterabend vertreten und gratulierte zu 17 Geburtstagen. Sein Dank galt allen Unterstützern und der Vorstandschaft.

Mit Blick auf das Jubiläumsfest teilte Gabler mit, dass die Vorbereitungen auf Hochtouren laufen und alle Informationen auf der Homepage einsehbar seien. „Ein Highlight wird eine wetterunabhängige und klimaneutrale Laser-Show, die eine Geschichte in den Himmel zaubern wird“, machte er neugierig.

Nach dem Essen lieferte Schatzmeister Michael Heuberger einen ausführlichen Kassenbericht ab, der trotz hoher Ausgaben ein positives Ergebnis brachte. „Das Ersparte werden wir im nächsten Jahr brauchen“, so Heuberger. Die Kassenprüfer Jupp Brantl und Alfred Wittmann bestätigten ihm eine einwandfreie Buchführung, somit stand der Entlastung nichts mehr im Weg.

Zum Thema „Vereinslokal“ vermeldete Gabler, dass bis zum 31. Dezember 2023 das Gasthaus Kerscher das Vereinslokal bleibe und die Suche für einen Ersatz nächstes Jahr anlaufe.

Ein größeres Zeitfenster beanspruchte der Platzerstadl. Hierzu hatte das Projekt-Team (Sebastian Gabler, Michael Heuberger, Gerd Lehner und Fritz Haimerl) Architekt Florian Brunner vom Büro quadrat 45° eingeladen, der detaillierte Planungen, die auch mit den Fachstellen abgeklärt seien, präsentierte. Der prägende Eiskeller könne umfunktioniert werden, Sanitäranlagen fänden ebenso Platz wie eine temperierte Teeküche mit Fahnenschrank. Das Dach könne bestehen bleiben und würde verlängert und die Fassade „Stadl“-ähnlich mit Holz und einer Torfunktion gestaltet. Die Ausstellungsflächen für die Kutschen bedürfen keiner Heizung, was zur Reduzierung der Nebenkosten beitrage, so Brunner. Um bei der Investition unter einem sechsstelligen Betrag zu bleiben, solle mit einfachen Mittel wie „Holzbalkenlager“ und entsprechenden Böden gearbeitet werden und viel Eigenleistung einfließen.

Gerd Lehner erläuterte, dass viele Themen mit Architekt Florian Brunner diskutiert wurden und der Burschenverein den Stadl nicht erwirbt, sondern, eine 99-jährige Nutzungsvereinbarung angedacht sei. Die Fassade mit Dacherweiterung beanspruche circa 45 000 Euro und der Innenausbau in modularer Bauweise könne sukzessive erfolgen, so Lehner. Ein städtischer Zuschuss von zehn Prozent der Bausumme und 15000 Euro aus dem Fördertopf „Altstadtsanierung“ seien möglich.

Einige Bedenken geäußert

Bei einigen Altburschen löste dies eine kontroverse Debatte aus. In den aktuell schwierigen Zeiten seien Kostenrahmen und nachvollziehbares Finanzierungskonzept dringend nötig, wurde moniert. Des Weiteren wurden konkrete Zahlen gefordert. Zudem wären noch keine Kosten für den Architekten genannt worden. Hier entgegnete Lehner, dass Brunner den Burschenverein wohlwollend unterstütze und bis zum Bauantrag keine Rechnung stellen werde.

Der Architekt merkte an, dass Zeit und Engagement vorhanden sein müssen, in Modulform sei das Projekt realisierbar. Hierzu wurde entgegnet, dass der Verein die Fahne restaurieren lasse und die Kutsche eine Ertüchtigung erfahren müsse. Ob vom Jubiläumsfest was übrig bleibe, könne keiner vorhersagen, wurde eingeworfen. Es werde mit Geld geplant, dass der Verein noch nicht sicher habe. Es wurde auch vorgebracht, dass mit den Festvorbereitungen viele Mitglieder bereits mit Aufgaben betraut seien und die Eigenleistung erst mal zu erbringen sei. Es sei derzeit nicht vorhersehbar, wie lange dieses Projekt den Verein finanziell belasten werde. Die Mitglieder der „Projektgruppe“ versuchten, mit Argumenten zu beruhigen und aufzuklären. Doch im Saal kam man auf keinen gemeinsamen Nenner.

Nach einer „Denkpause“sagte Lehner, dass man immer Bedenken haben könne, aber auch Lösungen nötig seien. „Beim Festumzug an der neuen Fassade vorbeimarschieren“, gab er als sportliches Ziel aus. Der Burschenverein brauche eine Heimat und der Schandfleck wäre auch endlich weg. Das sei aber nicht in erster Linie die Aufgabe des Burschenvereins, kam es aus dem Saal zurück. Zu vorgerückter Stunde wurde darüber abgestimmt, ob das Projektteam die Vorbereitungen eines Bauantrages mit Kostenrahmen vorantreiben solle. Von den gut 90 Stimmberechtigten votierten zwei dagegen und drei enthielten sich.

Gabler gab noch bekannt, dass Socken- und Hemdennachbestellungen möglich seien. Mit dem Burschenlied und einem dreifachen „Bursch Horn“ endete die durchaus turbulente Versammlung.

− rsr