Kolumne
Majas Erinnerungen an die Kinderzeit

Unsere Schüler-Kolumnistin Maja Schoplocher erzählt von den Chaos-Taten ihrer Kindheit, auf die sie heute noch stolz ist.

09.03.2021 | Stand 16.09.2023, 3:52 Uhr
Maja Schoplocher
Maja Schoplocher ist die Tochter unserer Waldmünchner Büroleiterin Petra Schoplocher. Sie ist 17 Jahre alt und besucht das Fraunhofer-Gymnasium in Cham. Seit dem Beginn der Corona-Krise hatte sie Beiträge „aus der Isolation“ für unser Medienhaus geschrieben. Jetzt haben wir ihre Artikel in eine lose Serie überführt. −Foto: Petra Schoplocher

Hallöchen! Weil irgendwie immer noch alles ein bisschen bewölkt ist in dieser Welt: eine lustige Geschichte aus meiner Kindheit – als nicht so durchschnittliches Kind… Obwohl, wer ist das schon? Also erst einmal eine Hintergrundinfo: In den Ferien war ich früher oft bei meiner besten Freundin aus Kindergartenzeiten im schönen Franken, mit der ich wunderbarerweise immer noch in Kontakt bin. Wir haben schon die ein oder andere Chaos-Tat vollbracht, auf die wir heute noch stolz sind, weil es Dinge sind, die man als Kind macht – Abenteuer im Alltäglichen erleben.

Die Eltern meiner Freundin hatten damals als Deko im Bad ein Schild stehen, auf dem „Relax“ stand. Und eines Tages, als wir nach einem anstrengenden Tag zu ihr nach Hause kamen und Zähne putzten, haben wir uns gefragt, was das denn eigentlich bedeutet. Da gerade keine Erwachsenen zur Stelle waren, haben wir so unsere Theorien aufgestellt. Meine war Folgende: Weil ich bei meinem Opi immer fleißig Asterix- und Obelix-Comics lesen durfte, kannte ich dieses Wort. In einer Geschichte (fragt mich bitte nicht, wie sie heißt) gibt es einen Weinhändler mit dem Namen Relax. Deshalb steht auf all seinen Fässern eben dieser Name. Und für mich als Grundschülerin war es sofort klar, dass die Eltern meiner Freundin bestimmt als Anspielung auf diesen Weinfässerbesitzer dieses komische grüne Schild aufgestellt hatten.

Glück und Melancholie sind nah beisammen

Das habe ich begeistert meiner Kindergartenfreundin erzählt, und wir waren uns sofort einig: Das war bestimmt die Lösung. Als wir ihren Eltern diese Theorie vorstellten, haben sie uns nur belustigt angeschaut. Wieso, weiß ich bis heute nicht so wirklich… Ist doch das Naheliegendste, oder? Wer hat nicht ein grünes Schild eines Weinhändlers aus einem großartigen, antiken Comic in seinem Bad stehen?

In dieser Woche habe ich ein Interview mit Benedict Wells gelesen (der übrigens großartige Bücher schreibt). Es ging darin um die Jugend, das Erwachsenwerden, sein Leben. Und dazu sagt er Folgendes: „Einerseits zerreißt es dich fast vor Glück, andererseits bist du auch melancholisch, weil dieser Moment bald vorbeigehen wird. Du vermisst ihn schon jetzt.“ Kennt Ihr das? Wenn es ein Mensch schafft, das auszusprechen, wofür du keine Worte findest?

Denn obwohl ich hoffentlich noch ein paar Jahre jung bleiben werde, bevor ich Rückenschmerzen oder so bekomme, vermisse ich ihn – den verlorenen Moment, die Stillstandsekunden. Gleichzeitig bin ich glücklich. Weil ich Glück habe, auch wenn es manchmal für uns alle nicht leicht ist. Weil ich immer noch durch die Luft springe und somit für einen Bruchteil einer Sekunde die Schwerkraft besiege. Oder so. Weil ich das Gute da draußen sehen kann (und, selbst wenn es mal nebelig ist, die Sonne wiederkommt.)

Alter ist eine Frage des Gefühls

Ich weiß nicht, wie es ist, wirklich erwachsen zu sein. Ich weiß nicht, wie es ist, zu einem Job zu gehen, den man sich eigens ausgesucht und erarbeitet hat. Was es bedeutet, jeden Tag auf die ein oder andere Art sein Bestes zu geben, auch wenn die Welt das manchmal nicht merkt. Ich bin jung und wahrscheinlich naiv. Denn ich weiß so wenig von dieser Welt. Und doch habe ich in meinen Augen schon so viel erlebt, dass ich mich manchmal wirklich alt fühle. Deshalb ist es ein ziemlich komisches und zugleich großartiges Gefühl, eine junge Erwachsene zu sein. Und vielleicht bin ich am Ende des Tages ein wenig traurig, weil dieser Moment vorbei gehen wird. Aber ich lächle, weil ich weiß, dass dort draußen noch so viele Stillstandsekunden auf mich warten.

Elefantastische Grüße, Eure Maja