Cham
Mann des Ehrenamts: Alois Hiebl ist 80

Natürlich würde man nach langer Vorfreude den 80. im Kreis der großen Familie, mit vielen lieben Freunden und Gratulanten, festlich zu Hause, im Garten oder im Lieblingsrestaurant begehen, getragen von der inzwischen mehr als einjährigen Hoffnung, dass die alles ausbremsende Corona- Pandemie bis zum Karfreitag, 2. April 2021, von dannen gehen würde.

06.04.2021 | Stand 16.09.2023, 3:26 Uhr
Alois Hiebl bei einem Empfang im Alten Rathaus in Regensburg anlässlich eines Besuch der Bautzener SL −Foto: Pecher

Und dann kommt es doch anders.

Als seit seiner Kindheit gläubiger Katholik begegnet Alois Hiebl den Mitmenschen, ihren Nöten, ihren Freuden allzeit helfend, mit besonderem Augenmerk auf die Jugend. Da war es nicht verwunderlich, sich schon früh in kirchlichen Jugendgruppen zu engagieren und den Weg eines Diakons einzuschlagen. Vor mehr als 45 Jahren wurde er in Regensburg- St. Emmeram zum Ständigen Diakon geweiht. Als Kreisjugendseelsorger schickt Pfarrer Werner, Diözesanpfarrer in Regensburg, späterer Stadtpfarrer in Furth, Hiebl zu den Deutschlandtreffen der Katholischen Jugendgruppen (KJG), bis weit über Cham hinaus durchs Land: u.a. nach Berlin, Köln, Freiburg etc., immer begleitet von seiner Mundharmonika und der Gitarre.

Unvergessen in seinem Leben ist die Vertreibung der deutschstämmigen Bevölkerung aus dem Sudetenland. In Starlitz geboren, bei Neuern, Kreis Böhmisch Eisenstein, erreicht 1946, Ende Januar, der Ausweisungsbefehl aus der damaligen Tschechoslowakei auch den fünfeinhalbjährigen Alois mit Mutter, Tante und dem dreijährigen Bruder Karl. Die Mühle der väterlichen Großeltern liegt nur 400 Meter von der bayerischen Grenze entfernt. Gegen Mitternacht, im Wald, schon auf bayerischer Seite auf Decken sitzend, sieht Alois einen Mann näherkommen. „Mutter, wer ist der fremde Mann?“, fragt er. Der Zufall hat den aus dem Krieg heimkehrenden Vater mit den Seinen zusammengeführt.

Stationen nach der Vertreibung: Furth im Wald, Fleisbach in Hessen (bis 1961) und schließlich Cham, wo er seine künftige Frau Traudl kennenlernt, deren Vater Schlesier ist. Hiebls beruflicher Werdegang startet mit einem Begabten-Abitur und führt nach München. Er besucht dort die Katholische Verwaltungshochschule (KSH), beginnt sein Studium der Theologie, Philosophie, Pädagogik, das er als Magister mit dem Titel eines Diplomreligionspädagogen abschließt.

Seit mehr als 27 Jahren ist Hiebl Obmann der Ortsgruppe Cham der Sudetendeutschen Landsmannschaft sowie Vorsitzender der Kreisgruppe Cham. Viele Jahre setzt er sich in der Union der Vertriebenen (UdV), der ersten Arbeitsgemeinschaft in der CSU, für die Belange der Heimatvertriebenen ein.

Nach der Wende initiiert Hiebl im Zuge der Landkreispartnerschaft mit Bautzen eine Partnerschaft zwischen der dort neu gegründeten SL und der Chamer SL. An den Fahrten der SL-Kreisgruppe in den Böhmerwald nehmen zunehmend interessierte Einheimische teil. Der „singende Diakon“ verdient dank des musikalischen Talents nicht nur Beifall im „singenden Bus“, sondern erhält zahlreiche Auszeichnungen, u.a. das große Ehrenzeichen der Landsmannschaft und die Landesmedaille der Landesgruppe Bayern: „In Anerkennung und Würdigung besonderer Leistungen für die Sudetendeutsche Volksgruppe“. (kpe)