Brauchtum
Martiniritt hat eine lange Tradition

Die Miltacher fiebern wieder der alten Tradition entgegen, auch wenn sie am 13. November unter Corona-Auflagen stattfindet.

05.11.2021 | Stand 15.09.2023, 23:28 Uhr
Buben tragen die Figur des Tagesheiligen mit. −Foto: kvg

Es war das Verdienst von Monsignore Augustin Sperl, Administrator für die Pfarrei Miltach, dass im Corona-Jahr 2020 der Miltacher Martiniritt durchgeführt wurde. Die Anforderungen für eine eucharistische Prozession wurden erfüllt: ein begleitender Priester, zwei Reiter, das Volk in der Person von Bürgermeister Johann Aumeier und Kirchenpfleger Christian Röhrl.

Wenn sich die Pandemie im Landkreis Cham nicht verschlimmert, kann das Patrozinium 2021 wenigstens kirchlich-religiös seinen üblichen Ablauf nehmen. Dazu gehören am 13. November der Festgottesdienst und der Umritt mit vielen Pferden. Wichtig ist die Einhaltung der Hygieneregeln. In der Kirche ist Platz für 110 Personen.

Um 8.15 Uhr ziehen die Ehrengäste vom Gerätehaus mit den Vereinen zur Kirche, wo um 8.30 Uhr die Messe mit mehreren Geistlichen stattfindet. Um 9.45 Uhr formiert sich die Prozession, wobei die Reiter in Tracht den Zug anführen. An der Station vor der Maria-Hilf-Kapelle verkündet der Priester das Johannesevangelium. Nach der Rückkehr sind am Kirchplatz Ansprachen, Ehrungen und die Segnung der Reiter und Pferde. Die Blaskapelle spielt die Bayernhymne. Die Hauptstraße ist von 8.30 bis 11.30 Uhr gesperrt.

Coronabedingt entfällt die weltliche Feier in der Mehrzweckhalle. Als Ersatz wird von der Familie Laumer in die Schlossgaststätte Altrandsberg zur Kirchweih eingeladen. Zur Unterhaltung spielt die Blaskapelle Weiß-Blau. Zum Mittagessen sind Platzreservierungen erwünscht, Tel. (09944) 486.

Am Stammtisch wird immer wieder über den Martiniritt gefachsimpelt. 1961 ging der Ritt bis zum Ende der Bahnhofstraße. Diese Route erwies sich aus verschiedenen Gründen nicht als vorteilhaft. 1968 wurde erstmals das Patroziniumsfest mit Ritt vom eigentlichen Martinstag auf einen Samstag verlegt. Ab nun galt folgende Regelung: Ist der 11. November ein Donnerstag oder Freitag, wird der Ritt auf den folgenden Samstag verlegt. Wenn jedoch der 11. November auf den Anfang der Woche bis Mittwoch fällt, wird der Martiniritt am vorhergehenden Samstag gehalten.

Gottesdienst in der Turnhalle

1974 und 1975 waren die Gottesdienste wegen der Kirchenerweiterung in der Schulturnhalle, die Prozession begann auf der Bahnhofstraße. Die weitere Route verlief über die Waldschmidtstraße zur Racklschuster-Wiese. 1980 trug Josef Zistler letztmalig das Reiterkreuz, im folgenden Jahr übernahm Franz Martin jun. dieses Amt. 1992 gab es den ersten Teilnehmerrekord mit 212 Reitern. Im gleichen Jahr fand erstmals wieder die Abschlussfeier am Kirchplatz statt. 1995 bestieg Pfarrer Gotthard Weiß aus Hofkirchen erstmals die Kanzel und predigte beim Festgottesdienst. Das geschah dann auch die folgenden Jahre bis 2018. 1996 bildete sich das Martiniritt-Komitee mit der Aufgabe, den Martiniritt organisatorisch vorzubereiten. 1998 wurde ein neuer Prozessionsweg eingeführt. Die Reiter zogen auf dem Radweg bis Tiefental, die geistliche Andacht fand bei der Kapelle statt. 2000 erreichte die Reiterzahl mit 254 einen neuen Rekord. 2001 beschaffte die Gemeinde mit Unterstützung der Reiter eine Martinsstandarte. 2006 nahm Generalvikar Michael Fuchs am Umritt teil. 2010 beteiligten sich wegen der Pferdeseuche im Landkreis Cham nur 121 Pferde. 2015 fand die weltliche Feier zum Kirchweihfest erstmals in der Mehrzweckhalle statt.

Das Jubiläumsjahr 2019

2019 war ein Jubiläumsjahr, denn 1719 wurde der Umritt erstmals erwähnt. Zum Festtag kam Bischof Dr. Rudolf Voderholzer. In der Nähe des Kirchenportals wurde zur Erinnerung ein Flachrelief angebracht, geschaffen von Marion Abate. (kvg)