Eindruck
Meine erste Bundestagswahl in Cham

Die Erstwählerin Ruth Kastner schildert, welche Gedanken sie sich zur Wahl machte, und was schließlich entscheidend war

29.09.2021 | Stand 16.09.2023, 0:14 Uhr
Ruth Kastner berichtet von ihren Gedanken als Erstwählerin. −Foto: Martin Hladik

Mein Name ist Ruth Kastner und ich habe in diesem Monat ein Praktikum in der Chamer Redaktion des Bayerwald-Echos gemacht. Ich wurde dieses Jahr 18 und durfte daher Bei der Bundestagswahl auch das erste Mal wählen. Hier beschreibe ich, wie ich meine erste Wahl erlebt habe:

„Und, hast du heute schon deine Bürgerpflicht erfüllt?“, ruft mir meine Schwester am Morgen des Wahlsonntags, zu. Bürgerpflicht: Bei dem Wort wird mir irgendwie wieder bewusst, dass das Wahlrecht auch eine große Verantwortung mit sich bringt. Ich wurde im Frühjahr diesen Jahres 18, volljährig also. Und volljährig sein bedeutet neben vielen Freiheiten und neuen Möglichkeiten, die sich einem auftun, eben auch Verantwortung. Und dazu zählt auch, wählen zu gehen. Durch die Wahl haben wir die Möglichkeit, aktiv mitzubestimmen, wer das Land regiert und wer die Entscheidungen trifft. Und vor allem junge Leute müssen morgen mit den Entscheidungen leben, die heute getroffen werden. Für mich war es also klar, dass ich wählen werde. Doch wen genau, wusste ich lange noch nicht.

Daher habe ich in den Wochen vor der Wahl versucht, mich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Man stößt dabei auf Fragen wie, welche Punkte sind mir besonders wichtig, welche Partei vertritt meine Wünsche am besten, welchen Bundestagskandidaten will ich in Berlin sehen oder wähle ich der Einfachheit halber doch einfach das Gleiche wie meine Eltern. Fragen über Fragen, die ich mir in den vergangenen Wochen gestellt habe. Es gibt Unmengen an Möglichkeiten, an Informationen über die Bundestagswahl zu kommen: Interviews, Reportagen, Talkshows, Dokumentationen, Podcasts, Diskussionsrunden oder der Wahl-O-Mat sollen einem dabei helfen, sich zu entscheiden. Aber durch diese enorme Menge an Informationen war ich fast ein wenig überfordert und wusste gar nicht, wo ich da anfangen soll. So war es auch nicht verwunderlich, dass ich mir selbst am Wahltag immer noch nicht zu 100 Prozent sicher war, wen ich wählen würde, als ich mit einem Kugelschreiber in der Hand auf dem Weg ins Wahllokal war. Obwohl eine Wahl bzw. das simple Setzen zweier Kreuze an Einfachheit eigentlich nicht zu überbieten ist, hatte ich trotz allem die unterbewusste und an sich unbegründete Angst, einen so gravierenden Fehler zu machen, dass meine Stimme als ungültig erklärt wird. Das war dann aber erfreulicherweise nicht der Fall. Letztendlich basierte meine Entscheidung auf einer Mischung aus allerhand ausgewerteten Informationen, ein wenig Spontanität in der Wahlkabine und auch dem Einfluss von Freunden und Familie. Als ich aus dem Wahllokal trat und mich auf den Nachhauseweg machte, hatte ich auf jeden Fall das zufriedenstellende Gefühl, der Verantwortung, die mir mit meinem 18. Geburtstag übertragen wurde, gerecht geworden zu sein, obwohl es eigentlich wirklich nur zwei kleine Kreuze gewesen sind, die ich da am Sonntag zum ersten Mal in meinem Leben gesetzt hatte.