Landkreis Cham
Noch geht es weiter mit der AnpLO – Öko-Landbau soll gestärkt werden

24.03.2023 | Stand 15.09.2023, 1:04 Uhr
Die neu gewählte Vorstandschaft der Arbeitsgemeinschaft noch produzierender Landwirte Ostbayern (AnpLO) mit Wolfgang König (li.) an der Spitze −Foto: Hans Schmelber

Wolfgang König wurde im Saal des Hotels am Regenbogen in Cham für eine weitere Amtszeit als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft noch produzierender Landwirte Ostbayern (AnpLO) bestätigt. „Doch wie soll es dann weitergehen? Lösen wir uns dann auf?“ – König selbst stellte diese Frage gleich nach seiner Begrüßung, sieht aber nach seiner Wiederwahl das Problem erst einmal aufgeschoben.

„Ein Jahr Özdemir: mutlos, zu wenig, zu langsam“, begann dann König seinen Bericht, der quer durch die Landwirtschaft, aber auch durch die Politik ging. „Seine bisherige Agrarpolitik ist unsozial“, stellte König fest, und schob die Problematik auf die Lebensmittelkonzerne, die den Bauern die Preise diktierten. „Tatsächlich beherrschen Lidl, Aldi, Rewe und Edeka 70 Prozent des Lebensmittelmarktes“, so der Vorsitzende.

König bemängelte Özdemirs Vorhaben in Bezug auf Tierhaltung und sprach auch noch Solarparks an, für die Landwirte ihre Felder nicht verpachten wollten und Interessenten wieder wegschickten. Milchpreis, Fleischersatz, Grüne Gentechnik, Geflügelpest, Tiertransporte, Antibiotika und auch die anstehende Sozialwahl waren weitere Punkte in seinem Vortrag.

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Der Bericht von Kassenwartin Cornelia Maurer zeugte von eine soliden finanziellen Basis, und die Kassenprüfung stellte die einwandfreie Buch- und Belegführung fest.

Sepp Brunnbauer, seit 1995 Geschäftsführer des Biokreises (Verband für ökologischen Landbau und gesunde Ernährung) und praktizierender Landwirt seit 2005 mit der Neugründung der Ökologischen Landwirtschaft am Stelzlhof in Passau begann dann mit seinem Vortrag „Bäuerliche Landwirtschaft – Quo Vadis?“. „‘Weiter wie bisher ist keine Option’ – das war bereits die Kernbotschaft des Weltagrarberichts 2008, und das gilt auch 15 Jahre später“, stellte Brunnbauer fest, und fuhr fort: „An einer Transformation der Landwirtschaft zu klimaangepassten, standortgerechten und nachhaltigen Nutzungssystemen führt kein Weg vorbei.“

Arbeitsweise anpassen

Die Landwirtschaft der Zukunft müsse Emissionen einsparen, Wasser, Boden und Luft sowie die Biodiversität schützen und ihre Arbeitsweise an das steigende Bewusstsein der Menschen für Gesundheit und Lebensqualität anpassen.

Durch veränderte Konsumgewohnheiten – mehr Fleisch und Milch, Agrarsprit und nachwachsende Rohstoffe – steige der Bedarf an landwirtschaftlichen Rohstoffen um 80 Prozent. Deshalb müsse die Produktion nach altem Vorbild weiter intensiviert werden.

Daraus aber resultiere, dass die Verdoppelung der landwirtschaftlichen Produktion der vergangenen Jahrzehnte durch eine Vervierfachung des Wasserverbrauchs, eine Versiebenfachung des Einsatzes von Mineraldünger und eine Verachtfachung des Pestizideinsatzes sowie einer Ausdehnung der landwirtschaftlichen Flächen auf Kosten der Wälder erkauft worden sei.

Als weitere Folgen sieht Brunnbauer eine Verschlechterung der Qualität, Fehlernährung und Unterversorgung von Nährstoffen und daraus entstehende Krankheiten. Dem gegenüber stünden weltweit ebenso viele Menschen, die so überernährt seien, dass sie mit Folgen wie Diabetes, Herz und Kreislauferkrankungen rechnen müssten. „Tatsächlich leistet sich die Welt eine gigantische Überversorgung von Nahrungsmitteln. Etwa 30 Prozent aller Nahrungsmittel in Europa landen auf dem Müll, in den USA sollen es sogar bis zu 50 Prozent sein“, so Brunnbauer.

Nachhaltig bewirtschaften

Die Häufung von Dürren, Überschwemmungen und Stürmen sowie der Anstieg der Meeresspiegel, aber auch die Ausbreitung von Schädlingen und Krankheitserregern beträfen zwei Drittel aller landwirtschaftlichen Flächen der Welt. Anstatt in Monokulturen alles auf eine Karte zu setzen, müssten gerade die Kleinbauern des Südens ihre Landbewirtschaftung durch Vielfalt und lokales Wissen nachhaltig gestalten.

Der ökologische Landbau könnte in diesem System eine Schlüsselrolle einnehmen, so der Referent. Die bäuerlichen Betriebe dieser Welt trügen die Hauptlast der Versorgung der Menschen mit Lebensmitteln. Notwendig ist laut Sepp Brunnbauer ein Paradigmenwechsel in der landwirtschaftlichen Entwicklung von einer „Grünen Revolution“ hin zu einem Ansatz „ökologischer Intensivierung“.

Wahlergebnis

Vorsitzender:Wolfgang König

2. Vorsitzender:Christoph Baumgartner

3. Vorsitzender:Johann Kienberger

Kassenbeauftragte:Cornelia Maurer

Schriftführerin:Martina Deuschl

Kassenprüfer:Gertraud Höpfl, Heide Lummer

− fsh